Page - 12 - in Digitale Datenbanken - Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
Image of the Page - 12 -
Text of the Page - 12 -
Digitale
Datenbanken12
Vorläufer von Hypertext und digitalen Literatur- und Informationssammlungen.
Der schreibtischgroße Memory Expander könne Bush zufolge als unerschöpf-
licher Informationsbestand fungieren, der seinen Nutzern den flexiblen Umgang
mit vielfältigen Ressourcen ermöglicht.17 In jüngerer Vergangenheit hat Bill
Gates – Mitbegründer und Vordenker von Microsoft – die Vision des technisch
gestĂĽtzten Zugriffs auf nahezu alle Informationen auf den Slogan Information at
Your Fingertips gebracht. Als Mantra der digitalen Medienkultur fĂĽhrt Information
at Your Fingertips die Vision des ungehinderten und vollständigen Zugriffs auf
Information durch Computer vor Augen. Erstmals hat Gates diese Idee im Herbst
1990 im Rahmen seiner Keynote auf der Computer Dealer’s Exhibition (COMDEX)18
postuliert.
Zu dieser Zeit standen Desktop-Computer bereits in vielen BĂĽros und Haushalten.
Jedoch mangelte es der Hardware wie der Software noch an Nutzerfreundlichkeit,
wie Gates damals kritisch diagnostiziert. Hinzu kam, dass viele Nutzer nur sehr
eingeschränkte Vorstellungen von den Potenzialen digitaler Computertechnologien
hatten, die kaum ĂĽber Textverarbeitung und Tabellenkalkulation hinausreichten
(vgl. Gates 1990: 12:22). Vor diesem Hintergrund formuliert Gates seine Vision
der digitalen Zukunft, fĂĽr die der Slogan Information at Your Fingertips einsteht.
Computer sollen ihm zufolge kĂĽnftig als Informationsmaschinen dienen, indem sie
Nutzern den Zugriff auf Information ermöglichen: »When somebody comes in to do
their job they ought to sit down at their PC and see the information that’s important
to them. If they want more detail, they ought to just point and click and that detail
should come up on the screen for them« (Gates 1990: 14:17). Gates zeichnet vom
Computer jedoch nicht nur das Bild einer Informationsmaschine, mit der man auf
diese oder jene Information zugreifen kann. Er formuliert vielmehr die Vision einer
allgemeinen und vollständigen, d.h. universellen Informationstechnologie, die es
ihren Nutzern ermöglicht, alle Informationen zu erhalten, die sie begehren. Kaum
mehr als wenige Klicks entfernt, entfaltet sich das gesamte Weltwissen: »When I say
information here I mean it in a very broad sense. I mean all the information that
somebody might be interested in, including information they can’t even get today«
(Gates 1990: 14:05). Vier Jahre später aktualisiert Gates diese Vision in einer zweiten
Information at Your Fingertips-Keynote auf der COMDEX in Las Vegas. Während er
zunächst noch die Möglichkeiten eines weltweiten netzwerkbasierten Informations-
austausches und -zugriffs vernachlässigte, war das Internet nun integraler Bestand-
teil seiner Vision der digitalen Medienkultur. In ihren Grundzügen änderte sich
die Vision jedoch nicht: Computer sollten zu universalen Informationsmaschinen
17 | Auf Bushs visionäre Beschreibung der Memex wird im Kapitel »Computer« (S.
103ff.) näher eingegangen.
18 | Die zwischen 1979 und 2003 jährlich im Herbst in Las Vegas veranstaltete
COMDEX war eine der weltgrößten Computermessen. Seine erste Keynote hielt Bill
Gates bereits 1983 auf dieser Messe.
Digitale Datenbanken
Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
- Title
- Digitale Datenbanken
- Subtitle
- Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
- Author
- Marcus Burkhardt
- Publisher
- transcript Verlag
- Date
- 2015
- Language
- German
- License
- CC BY-SA 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-3028-6
- Size
- 14.7 x 22.4 cm
- Pages
- 392
- Category
- Informatik
Table of contents
- Medium: Zwischen Konstellationen und Konfigurationen 21
- Die Frage nach den Medien 22
- Wann sind Medien? 33
- Ăśber Medien reden: Medienepistemologie 58
- Computer: Zwischen Oberfläche und Tiefe 73
- Phänomeno-Technische Konfigurationen 75
- Spielräume der computertechnischen Informationsvermittlung 95
- Datenbank: Zwischen digitalen Sammlungen und Sammlungstechnologien 117
- Was sind Datenbanken? 121
- Datenbanklogiken: Zur Datenbank als symbolischer Form 131
- Gegen die Datenbank als Prinzip: Mikrologiken der digitalen Datenhaltung 145
- Banken, Basen, Reservoirs: Information Storage and Retrieval 149
- Information: Zwischen begrifflicher Abstraktion und technischer Konkretion 150
- Kommunikation mit Informationssammlungen 167
- Daten und Information: Begriffsklärung 187
- Techno-Logik: Apparaturen, Architekturen, Verfahren 205
- Direct Access: Zur Festplatte als Herausforderung digitaler Datenbanken 206
- Datenbankmodelle: Architekturen für Datenunabhängigkeit 221
- Data + Access: Datenmodelle und Algorithmen 242