Web-Books
in the Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Informatik
Digitale Datenbanken - Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
Page - 34 -
  • User
  • Version
    • full version
    • text only version
  • Language
    • Deutsch - German
    • English

Page - 34 - in Digitale Datenbanken - Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data

Image of the Page - 34 -

Image of the Page - 34 - in Digitale Datenbanken - Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data

Text of the Page - 34 -

Digitale Datenbanken34 befriedigenden Antwort führen. Eine mögliche Ursache hierfür ist, wie Wittgen- stein zu bedenken gegeben hat, dass die Frage selbst falsch gestellt ist.24 An diese Anregung anknüpfend wird im folgenden Kapitel ein Perspektivwechsel auf das Problem des Medienbegriffs vorgeschlagen, der im ersten Schritt darauf hinaus- läuft, die starke Frage nach dem Was der Medien durch die schwächere Frage Wann sind Medien? zu ersetzen. Dieser Reformulierungsvorschlag lehnt sich in gewissen Grenzen an Nelson Goodmans Plädoyer an, hinsichtlich der Kunst nicht nach dem Was, sondern nach dem Wann zu fragen, wobei sich dessen Argumentation vorrangig gegen essen- tialistische Kunstvorstellungen richtet (vgl. Goodman 1998: 77ff.). Goodman be- zweifelt, dass sich angeben lässt, was Kunst im Wesentlichen ist, weshalb er für die Auseinandersetzung mit der Frage plädiert: »›Wann ist ein Objekt ein Kunstwerk?‹ – oder kürzer [...] ›Wann ist Kunst?‹« (Goodman 1998: 87). Infolgedessen erscheint es zweitrangig, aus welchem Grund etwas – ein Objekt – prinzipiell Kunst ist. Zen- tral ist für Goodman vielmehr die Frage, wann Objekte als Kunst fungieren (vgl. Goodman 1998: 90f.). Bereits Ludwig Jäger hat Goodmans Kritik an Wesensfragen aufgegriffen und auf den Medienbegriff angewendet. Jägers Aneignung der Wann-Frage, bleibt jedoch nah an dem Vorschlag Goodmans. Dessen Frage Wann ist Kunst? ist Jäger zufolge mit der Frage gleichzusetzen: »[W]ann und unter welchen Bedingungen 24 | Die Überzeugung, dass sich philosophische Probleme lösen lassen, indem ge- zeigt wird, dass es sich um Scheinprobleme handelt, findet sich bemerkenswerter Weise sowohl in Wittgensteins Früh- als auch seiner Spätphilosophie, deren Unter- schiede zumeist in den Vordergrund gestellt werden. In Satz 4.003 seines frühen Hauptwerks Tractatus logico-philosophicus schreibt Wittgenstein: »Die meisten Sätze und Fragen, welche über philosophische Dinge geschrieben worden sind, sind nicht falsch, sondern unsinnig. Wir können daher Fragen die ser Art überhaupt nicht beant- worten, sondern nur ihre Unsinnigkeit feststellen. Die meisten Fragen und Sätze der Philosophen beruhen darauf, daß wir unsere Sprachlogik nicht verstehen. (Sie sind von der Art der Frage, ob das Gute mehr oder weniger identisch sei als das Schöne.) Und es ist nicht verwunderlich, daß die tiefsten Probleme eigentlich keine Probleme sind« (Wittgenstein 1984 [1921]: 4.003). Eine ähnliche Position vertritt der Autor auch in den Philo sophischen Untersuchungen, wenn er feststellt, dass viele Pro- bleme der Philoso phie auf Missverständnissen beruhen: »Unsere Betrachtung ist daher eine gram matische. Und diese Betrachtung bringt Licht in unser Problem, indem sie Mißverständnisse wegräumt. Mißverständnisse, die den Gebrauch von Worten betreffen; hervorgerufen, unter anderem, durch gewisse Analogien zwischen den Ausdrucksformen in verschiedenen Gebieten unserer Sprache. – Manche von ihnen lassen sich beseitigen, indem man eine Ausdrucksform durch eine andere ersetzt; dies kann man ein ›Analysieren‹ unsrer Ausdrucksformen nennen, denn der Vorgang hat manchmal Ähnlichkeit mit einem Zerlegen« (Wittgenstein 1984 [1953]: §90).
back to the  book Digitale Datenbanken - Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data"
Digitale Datenbanken Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
Title
Digitale Datenbanken
Subtitle
Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
Author
Marcus Burkhardt
Publisher
transcript Verlag
Date
2015
Language
German
License
CC BY-SA 4.0
ISBN
978-3-8394-3028-6
Size
14.7 x 22.4 cm
Pages
392
Category
Informatik

Table of contents

  1. Medium: Zwischen Konstellationen und Konfigurationen 21
  2. Die Frage nach den Medien 22
  3. Wann sind Medien? 33
  4. Ăśber Medien reden: Medienepistemologie 58
  5. Computer: Zwischen Oberfläche und Tiefe 73
  6. Phänomeno-Technische Konfigurationen 75
  7. Spielräume der computertechnischen Informationsvermittlung 95
  8. Datenbank: Zwischen digitalen Sammlungen und Sammlungstechnologien 117
  9. Was sind Datenbanken? 121
  10. Datenbanklogiken: Zur Datenbank als symbolischer Form 131
  11. Gegen die Datenbank als Prinzip: Mikrologiken der digitalen Datenhaltung 145
  12. Banken, Basen, Reservoirs: Information Storage and Retrieval 149
  13. Information: Zwischen begrifflicher Abstraktion und technischer Konkretion 150
  14. Kommunikation mit Informationssammlungen 167
  15. Daten und Information: Begriffsklärung 187
  16. Techno-Logik: Apparaturen, Architekturen, Verfahren 205
  17. Direct Access: Zur Festplatte als Herausforderung digitaler Datenbanken 206
  18. Datenbankmodelle: Architekturen für Datenunabhängigkeit 221
  19. Data + Access: Datenmodelle und Algorithmen 242
Web-Books
Library
Privacy
Imprint
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Digitale Datenbanken