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Digitale Datenbanken - Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
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59Medium Mediale Konstellationen sind das Resultat von Ausdruckshandlungen, welche Beobachtern respektive Interpreten in Kommunikation gegenübertreten und die zwischen Ich und Du, Wir und Sie sowie Ich und Welt vermitteln. Die (wechselseitige) Bezugnahme auf eine mediale Konstellation vollzieht sich im Modus der Wahr- nehmung, d.h. mediale Konstellationen müssen wahrnehmbar sein, damit dem intentionalen Bewusstsein etwas (das Wahrgenommene) als etwas (Sinn, Bedeutung, Gehalt, Geltung) erscheinen kann bzw. jemand etwas als etwas interpretieren kann. Die Wahrnehmbarkeit medialer Konstellationen ist, wie auch Krämer dargelegt hat, notwendige Voraussetzung für Kommunikation (vgl. Krämer 2008: 18f., 261ff.). Aus diesem Grund führen mediale Konstellationen phänomenologisch gesprochen stets ein Doppelleben, denn Wahrnehmung vollzieht sich unter den Bedingungen der Physik, aber das Wahrgenommene ist den Gesetzen der Physik enthoben, es besitzt Geltung und damit artifizielle Selbigkeit. Mediale Konstellationen lassen sich in- folgedessen stets auf zwei Weisen beschreiben: Einerseits als wahrnehmbare Dinge, die den Gesetzen der Physik gehorchen (Genesis), und andererseits als Entitäten, die der Physik enthoben sind (Geltung).66 Auch wenn in letzterem Aspekt die spezi- fische Eigenschaft von Medienprodukten zu sehen ist, welche die Unterscheidung von Medien und Nichtmedien erlaubt, darf die beschriebene Doppelstruktur me- dialer Konstellationen medientheoretisch nicht vernachlässigt werden. Denn gerade im Wechselspiel aus materieller Niederlegung und ideellem Sinn, aus Genesis und Geltung, manifestiert sich in medialen Konstellationen die von Mersch als zentral erachtete »›Als-Struktur‹ des Denkens« (Mersch 2006b: 206). Dies lässt sich exemplarisch an Husserls Bildtheorie verdeutlichen, welche – wie bereits erwähnt – zwischen Bildträger und Bildobjekt unterscheidet. Neben dem materiellen Träger des Bildes und dem erscheinenden Bildobjekt verfügen Bilder Husserl zufolge über eine weitere Dimension, die er Bildsujet nennt. Das Sujet ist dasjenige, worauf ein Bildobjekt verweist: »Das physische Bild weckt das geistige Bild, und dieses wieder stellt ein anderes: das Sujet vor« (Husserl 1980: 29). Die Wahrnehmung des Bildes (Bildträger) führt zur Konstitution des Bildbewusstseins, welches durch eine Paradoxie gekennzeichnet ist. Anders als im Wahrnehmungs- bewusstsein erscheint das Bildobjekt nicht als etwas Gegenwärtiges, sondern als etwas Abwesendes. »Das Bild«, so schreibt Husserl, »macht die Sache vorstellig, ist aber nicht sie selbst« (Husserl 1980: 18). Daher situiert sich das Bildbewusstsein zwischen dem Wahrnehmungsbewusstsein und dem Phantasiebewusstsein. Bilder sind perzeptive Phantasien; sie sind in der Wahrnehmung gegenwärtig, doch das erscheinende Bildobjekt wird als Nichtgegenwärtiges gegenwärtig (vgl. Husserl 1950 [1913]: § 111).67 Hierin besteht Husserl zufolge die Spezifik des Bildbewusstseins, als Bewusstsein von etwas, das zugleich gegenwärtig und absent ist. Die Wahrnehmung 66 | An dieser Stelle folge ich dem bereits dargelegten Ansatz von Wiesing und greife dessen Terminologie auf. 67 | Zum Verhältnis von Als-ob-Bewusstsein, Widerstreit und Neutralität in Husserls Bildtheorie siehe Ferencz-Flatz (2009).
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Digitale Datenbanken Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
Title
Digitale Datenbanken
Subtitle
Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
Author
Marcus Burkhardt
Publisher
transcript Verlag
Date
2015
Language
German
License
CC BY-SA 4.0
ISBN
978-3-8394-3028-6
Size
14.7 x 22.4 cm
Pages
392
Category
Informatik

Table of contents

  1. Medium: Zwischen Konstellationen und Konfigurationen 21
  2. Die Frage nach den Medien 22
  3. Wann sind Medien? 33
  4. Ăśber Medien reden: Medienepistemologie 58
  5. Computer: Zwischen Oberfläche und Tiefe 73
  6. Phänomeno-Technische Konfigurationen 75
  7. Spielräume der computertechnischen Informationsvermittlung 95
  8. Datenbank: Zwischen digitalen Sammlungen und Sammlungstechnologien 117
  9. Was sind Datenbanken? 121
  10. Datenbanklogiken: Zur Datenbank als symbolischer Form 131
  11. Gegen die Datenbank als Prinzip: Mikrologiken der digitalen Datenhaltung 145
  12. Banken, Basen, Reservoirs: Information Storage and Retrieval 149
  13. Information: Zwischen begrifflicher Abstraktion und technischer Konkretion 150
  14. Kommunikation mit Informationssammlungen 167
  15. Daten und Information: Begriffsklärung 187
  16. Techno-Logik: Apparaturen, Architekturen, Verfahren 205
  17. Direct Access: Zur Festplatte als Herausforderung digitaler Datenbanken 206
  18. Datenbankmodelle: Architekturen für Datenunabhängigkeit 221
  19. Data + Access: Datenmodelle und Algorithmen 242
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