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Digitale Datenbanken - Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
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Digitale Datenbanken66 etwas in einer bestimmten Situation als Ding erscheint oder als Medium fungiert, hängt von der relativen Kopplung der Elemente ab. Das bereits erwähnte Beispiel der Spuren im Sand vermag dies zu illustrieren. Einerseits nimmt Sand Fußspuren auf und dient gegenüber Füßen als Medium, doch andererseits sind die Elemente des Sands im Vergleich zu den Elementen der Luft strikt miteinander verkoppelt, so dass die Spuren im Sand im Medium der Luft als Ding sichtbar werden. Vom heiderschen Medienkonzept, dessen Grundzüge hier nur skizziert wurden, übernimmt Luhmann die Idee der losen und strikten Kopplung (vgl. Luhmann 1986: 7; 1998: 198). Das mediale Substrat besteht aus einer Menge lose gekoppelter Elemente, die als Grundbausteine für Formen dienen. Formen bringen die Ele- mente des medialen Substrats in Formation, d.h. koppeln sie. Im Zustand strikter Kopplung wird Form erkennbar, wohingegen das mediale Substrat als Menge lose gekoppelter Elemente unsichtbar bleibt. Der Unterschied zwischen Medium und Form ist bei Luhmann ebenfalls relativ. Die Elemente eines Mediums können in einem anderen Medium als Form sichtbar werden. Luhmanns Rekurs auf Heiders Konzept der losen und strikten Kopplung hat Martin Seel dazu veranlasst, die luhmannsche Medientheorie nicht ohne iro- nischen Unterton als Legotheorie der Medien zu bezeichnen (vgl. Seel 2000: 246). Bis zu einem gewissen Grad kann die Medium/Form-Unterscheidung tatsäch- lich in Analogie zu Legobaukästen erläutert werden. Legobausteine – verstanden als lose gekoppelte Elemente des medialen Substrats – stellen »eine offene Mehr- heit möglicher Verbindungen« (Luhmann 1995: 168) dar.77 Aus den verschiedenen Steinen können die unterschiedlichsten Dinge – oder Formen – konstruiert werden, wie z.B. Autos, Häuser, Raumschiffe etc., die sich als strikt gekoppelte Dinge vom medialen Substrat unterscheiden und somit als Form einen Unterschied machen.78 Das mediale Substrat »Legostein« eröffnet in gleichem Maße Möglichkeiten zur Formbildung, wie es diese begrenzt: 77 | Es sei angemerkt, dass es sich um einen magischen Legobaukasten handeln müsse, da sich die Elemente eines Medium, wie Luhmann herausgestellt hat, nicht verbrau chen: »Das System operiert in der Weise, daß es das eigene Medium zu ei- genen Formen bindet, ohne das Medium dabei zu verbrauchen« (Luhmann 1998: 197). 78 | Als lose gekoppelte Elemente stellen die Legosteine »eine offene Mehr- heit möglicher Verbindungen« (Luhmann 1995: 168) dar. Unterscheidet man ver- schiedene Arten von Legosteinen, dann sind diese im Moment der Unterscheidung selbst Form, d.h. strikte Kopplung von Elementen eines anderen medialen Substrats. Koppelt man diese Steine zur Form »Würfel«, dann werden die verschiedenen Steine zum medialen Substrat dieser Form. Im Sinne der Medium/Form-Unterscheidung gibt es folglich kein Medium an sich, sondern stets nur Medien relativ zu Formen, was die These Luhmanns erklärt, es gäbe nicht nur keine Form ohne Medium, sondern auch kein Medium ohne Form (vgl. Luhmann 1998: 199).
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Digitale Datenbanken Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
Title
Digitale Datenbanken
Subtitle
Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
Author
Marcus Burkhardt
Publisher
transcript Verlag
Date
2015
Language
German
License
CC BY-SA 4.0
ISBN
978-3-8394-3028-6
Size
14.7 x 22.4 cm
Pages
392
Category
Informatik

Table of contents

  1. Medium: Zwischen Konstellationen und Konfigurationen 21
  2. Die Frage nach den Medien 22
  3. Wann sind Medien? 33
  4. Über Medien reden: Medienepistemologie 58
  5. Computer: Zwischen Oberfläche und Tiefe 73
  6. Phänomeno-Technische Konfigurationen 75
  7. Spielräume der computertechnischen Informationsvermittlung 95
  8. Datenbank: Zwischen digitalen Sammlungen und Sammlungstechnologien 117
  9. Was sind Datenbanken? 121
  10. Datenbanklogiken: Zur Datenbank als symbolischer Form 131
  11. Gegen die Datenbank als Prinzip: Mikrologiken der digitalen Datenhaltung 145
  12. Banken, Basen, Reservoirs: Information Storage and Retrieval 149
  13. Information: Zwischen begrifflicher Abstraktion und technischer Konkretion 150
  14. Kommunikation mit Informationssammlungen 167
  15. Daten und Information: Begriffsklärung 187
  16. Techno-Logik: Apparaturen, Architekturen, Verfahren 205
  17. Direct Access: Zur Festplatte als Herausforderung digitaler Datenbanken 206
  18. Datenbankmodelle: Architekturen für Datenunabhängigkeit 221
  19. Data + Access: Datenmodelle und Algorithmen 242
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