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Digitale Datenbanken - Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
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Computer 91 Technologien, d.h. Computer, Lochkartenautomaten etc., im Vordergrund standen, und dementsprechend auch die Ingenieure und Programmierer, die mit dem Ent- wurf verschiedener Apparaturen respektive Softwareanwendungen spezifische Informationsverarbeitungsprobleme lösen mussten. Selbst wenn nicht komplexe Berechnungen angestellt werden sollten, sondern die Verwaltung von Informationen das Ziel war, wurde die Seite der Daten nach Bachmans Ansicht noch nicht systematisch ernst genommen. Hieraus resultiert eine entscheidende Schwäche der meisten existierenden Informationssysteme.38 Obwohl diese Systeme in seinen Augen prinzipiell geeignet sind, um bestimmte Aufgaben oder Probleme der Informationsverarbeitung zu lösen, müssen sie stets verändert werden, sobald sich die Anforderungen ändern. Die Daten kreisen in der- artigen, von Bachman als ptolemäisch charakterisierten Informationssystemen um die Programme und nicht umgekehrt (vgl. Bachman 1973c: 653). Alternativ hierzu sollten Informationssysteme entwickelt werden, bei denen die Daten im Zentrum stehen und so im Verhältnis zu den Programmen, Prozessen und Algorithmen eine gewisse Autonomie gewinnen: »A new basis for understanding is available in the area of information systems. It is achieved by a shift from a computer-centered to the database-centered point of view. This new understanding will lead to new solutions to our database problems and speed our conquest of the n-dimensional data structures which best model the complexities of the real world.« (Bachman 1973c: 654) In der Umkehr des Verhältnisses von Programmen und Daten erkennt Bachman eine Analogie zu dem von Kopernikus angestoßenen Umdenken in der Kosmologie. Bildete die Erde im ptolemäischen Weltbild das Zentrum des Universums, so ver- liert sie diese Sonderstellung in dem heliozentrischen Modell von Kopernikus. Als Planet unter Planeten kreist die Erde um die Sonne. Hiermit sei der Wandel in der Modellierung und Entwicklung von anwendungszentrierten hin zu datenbankzen- trierten Informationssystemen vergleichbar. Bachman macht sich nicht erst seit der Verleihung des Turing Awards für das Umdenken stark. In seinem Nachlass finden sich Präsentationen, in denen er schon früher den Vergleich zur Kopernikanischen Wende bemüht und die von ihm propagierte Neuorientierung als eine Dezen- tralisierung des Programmierers veranschaulicht (vgl. Abb. 1). 38 | Bachman spricht explizit nicht allein von der computertechnischen Informa- tions verarbeitung, sondern richtet sich auf Informationsverarbeitungstechno logien insgesamt. Aus diesem Grund vermag er bereits 1973 auf eine 50 Jahre währende Geschichte dieser Technologien zurückschauen: »I choose to speak of 50 years of history rather than 25, for I see today’s information systems as dating from the beginning of effective punched card equipment rather than from the beginning of the stored program computer« (Bachman 1973c: 653).
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Digitale Datenbanken Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
Title
Digitale Datenbanken
Subtitle
Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
Author
Marcus Burkhardt
Publisher
transcript Verlag
Date
2015
Language
German
License
CC BY-SA 4.0
ISBN
978-3-8394-3028-6
Size
14.7 x 22.4 cm
Pages
392
Category
Informatik

Table of contents

  1. Medium: Zwischen Konstellationen und Konfigurationen 21
  2. Die Frage nach den Medien 22
  3. Wann sind Medien? 33
  4. Ăśber Medien reden: Medienepistemologie 58
  5. Computer: Zwischen Oberfläche und Tiefe 73
  6. Phänomeno-Technische Konfigurationen 75
  7. Spielräume der computertechnischen Informationsvermittlung 95
  8. Datenbank: Zwischen digitalen Sammlungen und Sammlungstechnologien 117
  9. Was sind Datenbanken? 121
  10. Datenbanklogiken: Zur Datenbank als symbolischer Form 131
  11. Gegen die Datenbank als Prinzip: Mikrologiken der digitalen Datenhaltung 145
  12. Banken, Basen, Reservoirs: Information Storage and Retrieval 149
  13. Information: Zwischen begrifflicher Abstraktion und technischer Konkretion 150
  14. Kommunikation mit Informationssammlungen 167
  15. Daten und Information: Begriffsklärung 187
  16. Techno-Logik: Apparaturen, Architekturen, Verfahren 205
  17. Direct Access: Zur Festplatte als Herausforderung digitaler Datenbanken 206
  18. Datenbankmodelle: Architekturen für Datenunabhängigkeit 221
  19. Data + Access: Datenmodelle und Algorithmen 242
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