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Digitale
Datenbanken126
Management- und Verwaltungstechnologien konzipiert. Nicht zuletzt deshalb ver-
schob sich der Hauptfokus der Datenbankentwicklung bald auf die Wirtschaft und
deren Einsatz in Unternehmen.17
Vor dem Hintergrund der ersten ebenso wie der zweiten Datenbankkonferenz
in Santa Monica zeichnet sich eine, wenn nicht sogar die zentrale Entwicklungslinie
von Datenbanken ab, welche an den zitierten Definitionsvorschlag von Franks an-
schließt und im Datenbankkonzept der Informatik mündet.18 Doch die Einhellig-
keit, mit der auf die angeführte Bestimmung des Datenbankbegriffs als historisch
ersten Definitionsvorschlag rekurriert wird, darf nicht darüber hinwegtäuschen,
dass bereits während der Konferenz Stimmen für ein breiteres Verständnis auf-
kamen.19 So berichtet Franks: »It was agreed that this definition describes many
existing data bases, but is not universally accepted as adequate for the command
17 | Die vorrangige Bedeutung, die dem Bereich der institutionellen Informations-
verwaltung beigemessen wurde, zeigt sich in der Folgezeit auch in den Definitionen
des Datenbankbegriffs: »The data base is conceived as the fundamental repository
of relevant data not only for the retrieval of information, but also for the operational
and strategic planning and control of an economic unit (cooperation, division,
university, government body, etc.)« (Joint GUIDE-SHARE Database Requirements
Group 1970: V). Ein Beispiel aus der jüngeren Vergangenheit findet sich in der von
Connolly et al. formulierten Datenbankdefinition, in welcher sich strukturelle und
anwendungsspezifische Aspekte überlagern: »Eine gemeinsame Sammlung von
logisch verwandten Daten (und eine Beschreibung dieser Daten), die dazu dient,
die Informationsbedürfnisse einer ganzen Organisation zu befriedigen« (Connolly et
al. 2002: 54).
18 | Vor der Konferenz 1965 wurden die Teilnehmer mit einem konkreten Informa-
tionsverwaltungsproblem konfrontiert, für das unterschiedliche Lösungs ansätze
präsentiert und diskutiert werden sollten. Vorgegeben wurde eine Beispieldaten bank
mit Personalinformationen, die man den Teilnehmern auf Papier zur Verfügung stellte,
wodurch Datenbanken in den Kontext der institutionellen Informationsverarbeitung
gerückt wurden: »The data base to be used is small. It consists of approximately 100
personnel records, with about ten types of fields per record, plus 29 organization
records, each of which has ten types of fields« (Anonymus 1965: 3.5). Das zu
entwerfende Datenbanksystem sollte die Verwaltung dieser Daten ermöglichen und
die automatische Erzeugung von Berichten unterstützen: »This problem is designed
to exercise certain basic functions of a data management system. These functions
include file creation, file maintenance, subsetting the data base for producing
different types of reports sorting, simple computation, and the production of printed
reports with varying formats« (Anonymus 1965: 3.5).
19 | In kultur- und medienwissenschaftlichen Publikationen zu Datenbanken wird
zumeist auf diese Definition verwiesen, wenn das Auftauchen des Begriffs infrage
steht. So nimmt neben Vismann beispielsweise auch Rüdiger Weingarten in seinem
Artikel »Datenbanken« für das Handbuch Schrift und Schriftlichkeit auf diese
Digitale Datenbanken
Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
- Title
- Digitale Datenbanken
- Subtitle
- Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
- Author
- Marcus Burkhardt
- Publisher
- transcript Verlag
- Date
- 2015
- Language
- German
- License
- CC BY-SA 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-3028-6
- Size
- 14.7 x 22.4 cm
- Pages
- 392
- Category
- Informatik
Table of contents
- Medium: Zwischen Konstellationen und Konfigurationen 21
- Die Frage nach den Medien 22
- Wann sind Medien? 33
- Über Medien reden: Medienepistemologie 58
- Computer: Zwischen Oberfläche und Tiefe 73
- Phänomeno-Technische Konfigurationen 75
- Spielräume der computertechnischen Informationsvermittlung 95
- Datenbank: Zwischen digitalen Sammlungen und Sammlungstechnologien 117
- Was sind Datenbanken? 121
- Datenbanklogiken: Zur Datenbank als symbolischer Form 131
- Gegen die Datenbank als Prinzip: Mikrologiken der digitalen Datenhaltung 145
- Banken, Basen, Reservoirs: Information Storage and Retrieval 149
- Information: Zwischen begrifflicher Abstraktion und technischer Konkretion 150
- Kommunikation mit Informationssammlungen 167
- Daten und Information: Begriffsklärung 187
- Techno-Logik: Apparaturen, Architekturen, Verfahren 205
- Direct Access: Zur Festplatte als Herausforderung digitaler Datenbanken 206
- Datenbankmodelle: Architekturen für Datenunabhängigkeit 221
- Data + Access: Datenmodelle und Algorithmen 242