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rien medialer UmbrĂĽche bergen, wie Roberto Simanowski unterstrichen hat, die
»Gefahr voreiliger Schlussfolgerungen und haltloser Prophezeiungen« (Simanowski
2012b: 19).33 Im Folgenden soll daher der Facettenreichtum digitaler Datenbanken
in den Vordergrund gerĂĽckt werden.
Die Datenbank als Ausdrucksform
Mit dem Aufkommen digitaler Medientechnologien vollzieht sich, so Manovich,
ein tiefgreifender Wandel in der Mediengeschichte. Während die vormals Neuen
Medien Buch und Film die Erzählung als Ausdrucksform bevorzugten, werde im
Computerzeitalter die Datenbank zur dominanten Form des Ausdrucks: »After the
novel, and subsequently cinema, privileged the narrative as the key form of cul-
tural expression of the modern age, the computer age introduces its correlate – the
database« (Manovich 2001: 218). Diese These untermauert Manovich mit dem Hin-
weis, dass viele digitalen Medienobjekte keine Geschichte erzählen, sondern die
Form einer Datenbank annehmen und demzufolge einer sogenannten Datenbank-
logik unterliegen. Als Beispiel führt er die in der zweiten Hälfte der 1990er Jahre
populären Multimedia-Enzyklopädien an.34 Des Weiteren nennt er Rezept-, Zitat-
und Textsammlungen auf CD-ROM sowie die Bilddatenbanken virtueller Museen
(Manovich 2001: 219f.).35 Bei diesen handelt es sich um Sammlungen, welche die
versammelten Elemente nicht einer narrativen Ordnung unterwerfen: »they are
collections of individual items, with every item possessing the same significance as
any other« (Manovich 2001: 218).
Mehr noch als im Bereich kommerzieller CD-ROMs zeigt sich die Bedeutung
der Datenbankform Manovich zufolge im World Wide Web (WWW). Homepages,
Suchmaschinen, Portalseiten sowie die Webseiten von Radio- und Fernsehsendern
lassen sich als Sammlungen einzelner Elemente begreifen, wie z.B. Links, Fotos,
Videos Texte etc. (vgl. Manovich 2001: 220). Ein weiteres Indiz dafĂĽr, dass das
WWW der Datenbanklogik folgt, sieht Manovich in der offenen Struktur des Web:
Webseiten sind nie komplett, sondern können stets ergänzt oder verändert werden.
Man kann sie erweitern, so wie man Sammlungen und Listen etwas hinzufĂĽgen
kann (vgl. Manovich 2001: 220f.).
33 | Neben Bolters Writing Space und Landows Hypertext 2.0 fĂĽhrt Simanowski unter
anderem auch Manovichs The Language of New Media als Beispiele solcher GroĂź-
theorien an (vgl. Simanowski 2012b: 19).
34 | Seit Anfang der 2000er Jahre wurden CD-ROM-Enzyklopädien (wie z.B. Micro-
softs Encarta) zunehmend von Online-Enzyklopädien im Allgemeinen und Wikipedia
im Besonderen verdrängt.
35 | Besonders augenfällig ist diese Entwicklung hin zur Datenbank als Ausdrucks-
form nach Ansicht Manovichs überall dort, wo »kulturelle« Inhalte vermittelt werden:
»A library, a museum – in fact, any large collection of cultural data – is replaced by a
computer database« (Manovich 2001: 214).
Digitale Datenbanken
Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
- Title
- Digitale Datenbanken
- Subtitle
- Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
- Author
- Marcus Burkhardt
- Publisher
- transcript Verlag
- Date
- 2015
- Language
- German
- License
- CC BY-SA 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-3028-6
- Size
- 14.7 x 22.4 cm
- Pages
- 392
- Category
- Informatik
Table of contents
- Medium: Zwischen Konstellationen und Konfigurationen 21
- Die Frage nach den Medien 22
- Wann sind Medien? 33
- Ăśber Medien reden: Medienepistemologie 58
- Computer: Zwischen Oberfläche und Tiefe 73
- Phänomeno-Technische Konfigurationen 75
- Spielräume der computertechnischen Informationsvermittlung 95
- Datenbank: Zwischen digitalen Sammlungen und Sammlungstechnologien 117
- Was sind Datenbanken? 121
- Datenbanklogiken: Zur Datenbank als symbolischer Form 131
- Gegen die Datenbank als Prinzip: Mikrologiken der digitalen Datenhaltung 145
- Banken, Basen, Reservoirs: Information Storage and Retrieval 149
- Information: Zwischen begrifflicher Abstraktion und technischer Konkretion 150
- Kommunikation mit Informationssammlungen 167
- Daten und Information: Begriffsklärung 187
- Techno-Logik: Apparaturen, Architekturen, Verfahren 205
- Direct Access: Zur Festplatte als Herausforderung digitaler Datenbanken 206
- Datenbankmodelle: Architekturen für Datenunabhängigkeit 221
- Data + Access: Datenmodelle und Algorithmen 242