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Digitale Datenbanken - Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
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Digitale Datenbanken136 digitalen Zeitalter existierte, werden auch Narrative im digitalen Zeitalter weiterhin Bestand haben. Was sich nach Ansicht Manovichs jedoch ändert, ist die Bedeutung, die beiden Ausdrucksformen zukommt. Eine Ursache hierfür ist, dass digitale Datenträger, wie z.B. Festplatten, CD-ROMs etc. seines Erachtens besonders emp- fänglich für die Datenbankform sind: »digital storage media proved to be par- ticularly receptive to traditional genres that already had a database-like structure, such as the photo-album« (Manovich 2001: 220). Wenn die Datenbank im Zeit- alter digitaler Medientechnologien Manovich zufolge zur dominanten Ausdrucks- form wird, welche die Erzählung als privilegierten Modus kultureller Sinnstiftung ablöst, was kennzeichnet die Datenbank im Vergleich zur Erzählung? Oder anders formuliert: Was versteht Manovich als Datenbank? Als Datenbank bezeichnet Manovich Sammlungen von Elementen, die keine thematische oder formale Entwicklung durchlaufen. Die Elemente der Datenbank haben keine feste Reihenfolge, sie stehen gleichberechtigt neben- oder untereinan- der. Daher hat eine Datenbank auch keinen Anfang und kein Ende (vgl. Manovich 2001: 218). Sie ist eine Sammlung, welche die Welt, wie Manovich es ausdrückt, als eine ungeordnete Liste von Elementen repräsentiert: »[T]he database represents the world as a list of items, and it refuses to order this list. In contrast, a narrative creates a cause-and-effect trajectory of seemingly unordered items (events). Therefore, database and narrative are natural enemies« (Manovich 2001: 225).38 Während die Erzählung ihre Elemente – verschiedene Ereignisse – in einem Ursache-Wirkungs- zusammenhang anordnet, versperrt sich die Datenbank gegen eine (privilegierte) Ordnung ihrer Elemente. Sie ist vielmehr Potenzial für verschiedene Formen der Präsentation von und des Umgangs mit den in der Datenbank enthaltenen Ele- menten. In dieser Hinsicht unterscheidet sich Manovichs Datenbankbegriff von dem in der Informatik verbreiteten Verständnis von Datenbanken als strukturierte Sammlungen von Informationen: »In computer science, database is defined as structured collection of data. […] New media objects may or may not employ these highly structured database models; however, from the point of view of the user’s experience, a large proportion of them are databases in a more basic sense. They appear as collections of items on which the users can perform various operations – view, navigate, search. The user’s experience of such computerized collections is, therefore, quite distinct from reading a narrative or watching a film or navigating an architectural site.« (Manovich 2001: 218f.) Indem Manovich die Nutzerperspektive in den Vordergrund rückt, verortet er die Datenbank auf der phänomenalen Ebene der Benutzeroberflächen. Seines Erachtens 38 | Manovich legt nicht genauer dar, welche ästhetische und epistemische Funktion die Liste als Ausdrucksform hat. Diese Fragen diskutiert Umberto Eco (2009) in Die unendliche Liste.
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Digitale Datenbanken Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
Title
Digitale Datenbanken
Subtitle
Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
Author
Marcus Burkhardt
Publisher
transcript Verlag
Date
2015
Language
German
License
CC BY-SA 4.0
ISBN
978-3-8394-3028-6
Size
14.7 x 22.4 cm
Pages
392
Category
Informatik

Table of contents

  1. Medium: Zwischen Konstellationen und Konfigurationen 21
  2. Die Frage nach den Medien 22
  3. Wann sind Medien? 33
  4. Ăśber Medien reden: Medienepistemologie 58
  5. Computer: Zwischen Oberfläche und Tiefe 73
  6. Phänomeno-Technische Konfigurationen 75
  7. Spielräume der computertechnischen Informationsvermittlung 95
  8. Datenbank: Zwischen digitalen Sammlungen und Sammlungstechnologien 117
  9. Was sind Datenbanken? 121
  10. Datenbanklogiken: Zur Datenbank als symbolischer Form 131
  11. Gegen die Datenbank als Prinzip: Mikrologiken der digitalen Datenhaltung 145
  12. Banken, Basen, Reservoirs: Information Storage and Retrieval 149
  13. Information: Zwischen begrifflicher Abstraktion und technischer Konkretion 150
  14. Kommunikation mit Informationssammlungen 167
  15. Daten und Information: Begriffsklärung 187
  16. Techno-Logik: Apparaturen, Architekturen, Verfahren 205
  17. Direct Access: Zur Festplatte als Herausforderung digitaler Datenbanken 206
  18. Datenbankmodelle: Architekturen für Datenunabhängigkeit 221
  19. Data + Access: Datenmodelle und Algorithmen 242
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