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Digitale Datenbanken - Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
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Digitale Datenbanken158 Jahren kein zentraler Stellenwert beigemessen wird, zeigt sich in der seither zu be- obachtenden Ablösung des Begriffs von seiner Theorie die für die Informations- mythologie charakteristische Struktur. Der Begriff beginnt, das konkrete Kom- munikationsproblem zu überdecken, für dessen Behandlung er eingeführt wurde und Gültigkeit beansprucht.19 Vor dem Hintergrund dieser sicherlich nicht erschöpfenden Verortung des Dis- kurses über Information wird deutlich, was mit der Eingangs formulierten Cha- rakterisierung von Information als generalisiert, abstrakt und reifiziert gemeint ist. Information ist generalisiert, weil alles Information ist (oder zumindest als solche betrachtet werden kann). Information ist abstrakt, da der Begriff erstens von der Bindung an das Geschehen des Informierens entkoppelt wird und sich zweitens als abstrakter Begriff von den Gebrauchskontexten löst, in denen er entstanden ist. Schließlich ist Information reifiziert, da Informationen als eigenständige Entitäten begriffen werden, die manipulierbar sind. Alle drei Momente sind nicht von- einander abzulösen, sie greifen vielmehr ineinander und bilden den Horizont, vor dem Information als Leitbegriff zur Beschreibung des Status quo dient, was sich in Komposita wie Informationsgesellschaft und Informationszeitalter zeigt. Die konkreten Praktiken des Umgangs mit Informationen, die sich in einem Netzwerk von menschlichen und technischen Akteuren ereignen, stehen zu dem 19 | Es besteht kein Zweifel daran, dass sich Shannons Ansatz auch in anderen Kon- texten als fruchtbar erwiesen hat. Falsch aber wäre es, hieraus die allge meine Gül- tigkeit dieses oder irgendeines anderen Ansatzes abzuleiten. Zu nächst ging es ihm um die Lösung eines Kommunikationsproblems, das er in seiner mathematischen Kommunikationstheorie auf denkbar klare Weise auf folgende nachrichtentheoreti- sche Definition von Kommunikation gebracht hat: »Das grundlegende Problem der Kommunikation besteht darin, an einer Stelle entweder genau oder angenähert eine Nachricht wiederzugeben, die an einer anderen Stelle ausgewählt wurde« (Shannon 1976 [1948]: 41). Kommunikation stellt den Nachrichtentechniker demzufolge vor ein Replikationsproblem: Wie lässt sich die Replikation einer an Ort A geäußerten Nachricht an Ort B möglichst effizient gewährleisten? Die von Shannon als Antwort auf diese Frage entwickelte stochastische Beschreibung von Information vermag Auskunft darüber zu geben, wie viel Informationen in einem bestimmten Kanal über- tragen werden können (vgl. Shannon 1976 [1948]: 46ff.). Zugleich aber stellt sie, wie Shannon einige Jahre später schreibt, kein Kriterium zur Verfügung, ob es sich bei zwei Nachrichten um dieselbe aktuelle Information handelt, da »two entirely different sources might produce information at the same rate (same H) but certainly they are not producing the same information« (Shannon 1953: 105). Um nicht nur die Übertragungskapazität potenzieller Information in einem Kanal zu berechnen, sondern die Eigenschaften aktualisierter Informationen mathematisch zu beschrei- ben, ist das ursprüngliche Konzept Shannons also nicht hinreichend.
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Digitale Datenbanken Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
Title
Digitale Datenbanken
Subtitle
Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
Author
Marcus Burkhardt
Publisher
transcript Verlag
Date
2015
Language
German
License
CC BY-SA 4.0
ISBN
978-3-8394-3028-6
Size
14.7 x 22.4 cm
Pages
392
Category
Informatik

Table of contents

  1. Medium: Zwischen Konstellationen und Konfigurationen 21
  2. Die Frage nach den Medien 22
  3. Wann sind Medien? 33
  4. Über Medien reden: Medienepistemologie 58
  5. Computer: Zwischen Oberfläche und Tiefe 73
  6. Phänomeno-Technische Konfigurationen 75
  7. Spielräume der computertechnischen Informationsvermittlung 95
  8. Datenbank: Zwischen digitalen Sammlungen und Sammlungstechnologien 117
  9. Was sind Datenbanken? 121
  10. Datenbanklogiken: Zur Datenbank als symbolischer Form 131
  11. Gegen die Datenbank als Prinzip: Mikrologiken der digitalen Datenhaltung 145
  12. Banken, Basen, Reservoirs: Information Storage and Retrieval 149
  13. Information: Zwischen begrifflicher Abstraktion und technischer Konkretion 150
  14. Kommunikation mit Informationssammlungen 167
  15. Daten und Information: Begriffsklärung 187
  16. Techno-Logik: Apparaturen, Architekturen, Verfahren 205
  17. Direct Access: Zur Festplatte als Herausforderung digitaler Datenbanken 206
  18. Datenbankmodelle: Architekturen für Datenunabhängigkeit 221
  19. Data + Access: Datenmodelle und Algorithmen 242
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