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Banken, Basen, Reservoirs 163
Bemerkenswert ist jedoch nicht nur, dass der Film die möglichen Auswirkungen
der Computerisierung auf die US-amerikanische Gesellschaft verhandelt, sondern
der Gebrauchskontext, in den Computer gestellt werden.26 Die Geschichte von Desk
Set entspinnt sich um die Einführung eines Computersystems namens EMMERAC
(Electromagnetic Memory and Arithmetical Research Calculator) im Reference
& Research Department einer Fernsehanstalt. Hier werden Computer weniger als
Rechen-, sondern vielmehr als Informationsmaschinen dargestellt, die das Suchen
und Finden gespeicherter Informationen ermöglichen und durch deren Einsatz sich
ein Übergang vom bibliothekarischen Wissen zum computergestützten Suchen
vollzieht.
Miss Bunny Watson (Katherine Hepburn), die Leiterin des Reference & Research
Departments, und ihre drei Mitarbeiterinnen Peg Costello (Joan Costello), Sylvia
Blair (Dina Merrill) und Ruthie Saylor (Sue Randall) zeigen sich über die drohende
Installation von EMMERAC in ihrer Abteilung enorm besorgt, da sie befürchten,
von dem Computer ersetzt zu werden. Betreut wird die Einführung von dem
geheimnisvollen Richard Sumner (Spencer Tracy), dem Erfinder von EMMERAC
höchstpersönlich, der sich selbst als »methods engineer« bezeichnet und freilich von
den Vorzügen des von ihm erbauten Computers überzeugt ist.
Im Verlauf des gesamten Films wird der Kampf Mensch gegen Maschine27
inszeniert, wobei Miss Watson mit ihrem Wissen, ihrem Erinnerungs- und ihrem
Assoziationsvermögen als Gegnerin von EMMERAC antritt. Im Zentrum steht die
Angst, dass Computer, wenn nicht den Menschen insgesamt, so doch zumindest
dessen Arbeits- und Leistungsvermögen überflüssig machen werden. Dies wird in
einem Dialog zwischen Sumner und Watson deutlich, der sich bei einem gemein-
samen Mittagessen der beiden abspielt:
»Sumner: Did you ever see one of these electronic brains work? EMMARAC, for
Example?
thematisch zuwandte (Charles Babbage Institute 2003). Obwohl der Film nicht als
Klassiker in die Filmgeschichte eingegangen ist, genießt er Cheryl Knot Malone
zufolge in Kreisen von Bibliotheks- und Informationswissenschaftlern heute noch
Kultstatus (vgl. Malone 2002: 14).
26 | Desk Set vermag es nach Ansicht von Malone, dem heutigen Betrachter zu
zeigen, wie der Computer in den 1950er Jahren konzeptualisiert wurde und wie
Menschen auf die von ihnen befürchteten Folgen der Computerisierung reagierten
(vgl. Malone 2002: 15): »Although it is fiction, in which the characters, computers,
and corporate library are imaginary, it nevertheless can attest to the ways in which
computers were perceived during the decade when they first became available for
business (not just military and governmental) applications« (Malone 2002: 14).
27 | Genauer gesagt ist es sogar der Kampf »Frau gegen Maschine«. Auf die Rolle
von Frauen in diesem Film soll an dieser Stelle jedoch nicht genauer eingegangen
werden.
Digitale Datenbanken
Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
- Title
- Digitale Datenbanken
- Subtitle
- Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
- Author
- Marcus Burkhardt
- Publisher
- transcript Verlag
- Date
- 2015
- Language
- German
- License
- CC BY-SA 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-3028-6
- Size
- 14.7 x 22.4 cm
- Pages
- 392
- Category
- Informatik
Table of contents
- Medium: Zwischen Konstellationen und Konfigurationen 21
- Die Frage nach den Medien 22
- Wann sind Medien? 33
- Über Medien reden: Medienepistemologie 58
- Computer: Zwischen Oberfläche und Tiefe 73
- Phänomeno-Technische Konfigurationen 75
- Spielräume der computertechnischen Informationsvermittlung 95
- Datenbank: Zwischen digitalen Sammlungen und Sammlungstechnologien 117
- Was sind Datenbanken? 121
- Datenbanklogiken: Zur Datenbank als symbolischer Form 131
- Gegen die Datenbank als Prinzip: Mikrologiken der digitalen Datenhaltung 145
- Banken, Basen, Reservoirs: Information Storage and Retrieval 149
- Information: Zwischen begrifflicher Abstraktion und technischer Konkretion 150
- Kommunikation mit Informationssammlungen 167
- Daten und Information: Begriffsklärung 187
- Techno-Logik: Apparaturen, Architekturen, Verfahren 205
- Direct Access: Zur Festplatte als Herausforderung digitaler Datenbanken 206
- Datenbankmodelle: Architekturen für Datenunabhängigkeit 221
- Data + Access: Datenmodelle und Algorithmen 242