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Digitale
Datenbanken164
Watson: Yeah, yeah. Just this morning, as a matter of fact, I saw a demons-
tration at IBM.
Sumner: Oh. Did you see it translate Russian into Chinese?
Watson: Yeah. Saw it do everything. Frightening. Gave me the feeling that maybe,
just maybe people were a little outmoded.
Sumner: Mmm. Wouldn’t surprise me a bit if they stopped making them.« (Lang
1957: 35:48)
Mit ihrer Vermutung, dass Menschen angesichts der neuen Computertechnologie
antiquiert und überflüssig erscheinen könnten, bringt Watson die Befürchtung
auf den Punkt, die in den 1950er Jahren nicht nur die Protagonistinnen des Films,
sondern auch die US-amerikanische Bevölkerung umtrieb. Indem Sumner die
Befürchtung Watsons nicht entkräftet, sondern sie ironisch mit dem Kommentar
übersteigert, dass er sich nicht wundern würde, wenn man folglich aufhörte,
Menschen zu machen, wird eine Opposition zwischen dem Techniker Sumner
und der Person Miss Watson aufgebaut, die erst ganz am Ende des Films aufgelöst
wird, als sich die beiden ineinander verlieben. Ziel des Mittagessens ist für Sumner
jedoch nicht, mit Miss Watson über die möglichen Konsequenzen der Einführung
von Computern zu diskutieren, sondern die Überlegenheit von EMMERAC gegen-
über der menschlichen Auffassungsgabe und dem menschlichen Gedächtnis vor-
zuführen. So stellt Sumner Miss Watson allerhand Fragen, die ihr Gedächtnis
ebenso herausfordern sollen wie ihre Fähigkeit, Muster zu erkennen und logische
Schlüsse zu ziehen. Anders jedoch als von Sumner intendiert, vermag Watson bei
diesem menschlichen Benchmark-Test alle noch so kniffeligen Fragen zu parieren,
sodass sich Sumner schließlich von ihrer messerscharfen Auffassungsgabe sicht-
lich beeindruckt zeigt. Bereits hier deutet sich an, dass EMMERAC wohl keine
ernsthafte Konkurrenz für Miss Watson darstellen wird. Es dauert jedoch bis
zum Ende des Films, bis endgültig klar wird, dass Computer die Arbeit gut aus-
gebildeter Bibliothekare und Wissenschaftler nicht zu ersetzen, sondern nur zu
unterstützen vermögen.28 Es wird deutlich herausgestellt, dass es nicht hinreicht,
einen Computer zu installieren und ihn durch eine Technikerin bedienen zu
lassen. Vielmehr bedarf es weiterhin der Expertise der Bibliothekarin, da nur sie
in der Lage ist, Anfragen an EMMERAC zu richten, die auch zum gewünschten
Ergebnis führen. Damit verschiebt sich jedoch ihr Aufgabenprofil bzw. ihre Rolle.
Diese Rollenverschiebung weist in Richtung einer neuen Wissensform, für die der
Übergang vom Bücherwissen zu einem Wissen des elektronischen Gehirns cha-
rakteristisch ist, welches selbst aber nur ein virtuelles Potenzial bildet, das erst im
Prozess des kompetenten Suchens aktualisiert wird. War bis zu diesem Zeitpunkt
die Bibliothekarin diejenige, an welche Anfragen gerichtet wurden und welche sie
28 | Eben dies war zu dieser Zeit auch die Message von IBM. Dass die Firma die
Herstellung des Films unterstützte, vermag in Anbetracht dessen auch nicht zu
überraschen (vgl. Malone 2002: 15).
Digitale Datenbanken
Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
- Title
- Digitale Datenbanken
- Subtitle
- Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
- Author
- Marcus Burkhardt
- Publisher
- transcript Verlag
- Date
- 2015
- Language
- German
- License
- CC BY-SA 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-3028-6
- Size
- 14.7 x 22.4 cm
- Pages
- 392
- Category
- Informatik
Table of contents
- Medium: Zwischen Konstellationen und Konfigurationen 21
- Die Frage nach den Medien 22
- Wann sind Medien? 33
- Über Medien reden: Medienepistemologie 58
- Computer: Zwischen Oberfläche und Tiefe 73
- Phänomeno-Technische Konfigurationen 75
- Spielräume der computertechnischen Informationsvermittlung 95
- Datenbank: Zwischen digitalen Sammlungen und Sammlungstechnologien 117
- Was sind Datenbanken? 121
- Datenbanklogiken: Zur Datenbank als symbolischer Form 131
- Gegen die Datenbank als Prinzip: Mikrologiken der digitalen Datenhaltung 145
- Banken, Basen, Reservoirs: Information Storage and Retrieval 149
- Information: Zwischen begrifflicher Abstraktion und technischer Konkretion 150
- Kommunikation mit Informationssammlungen 167
- Daten und Information: Begriffsklärung 187
- Techno-Logik: Apparaturen, Architekturen, Verfahren 205
- Direct Access: Zur Festplatte als Herausforderung digitaler Datenbanken 206
- Datenbankmodelle: Architekturen für Datenunabhängigkeit 221
- Data + Access: Datenmodelle und Algorithmen 242