Web-Books
in the Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Informatik
Digitale Datenbanken - Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
Page - 170 -
  • User
  • Version
    • full version
    • text only version
  • Language
    • Deutsch - German
    • English

Page - 170 - in Digitale Datenbanken - Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data

Image of the Page - 170 -

Image of the Page - 170 - in Digitale Datenbanken - Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data

Text of the Page - 170 -

Digitale Datenbanken170 Sender und Empfänger umkehren. Ist in Shannons Modell der Adressat einer Nach- richt passiv, weil er die von einer Nachrichtenquelle oder einem Kommunikator an ihn gerichtete Nachricht schlicht empfängt, kommt ihm im Modell von Mooers eine aktive Rolle zu. Beim Information Retrieval ist es der Adressat, der entscheidet, welche Nachrichten für ihn von Bedeutung sind, d.h. welche Informationen er sucht. Da der Sender auf der anderen Seite nicht wissen kann, wonach der künftige Emp- fänger einmal suchen wird, besteht seine Aufgabe darin, alle möglichen Nachrichten auszusenden. Der Sender artikuliert streng genommen keine bestimmte Nachricht mehr, sondern fungiert als Sammler, der alle möglichen Informationen zusammen- trägt, die potentiell einmal von Bedeutung sein könnten. Übertragen werden die Nachrichten in Form von Dokumenten, bei denen das Rauschen einer Störquelle, anders als in Shannons Konzeption, kein Problem mehr darstellt. Insofern ver- schwindet das Rauschen des Kanals in Mooers’ Modell und wird allenfalls implizit auf Seiten des Suchenden wiedereingeführt, wenn dieser nicht nur Unbekanntes, sondern Unerwünschtes findet.34 Damit sind die zentralen Elemente von Mooers’ Kommunikationsmodell des Information Retrieval beschrieben, welches zwar in Anlehnung an Shannons Modell formuliert wurde, aber in zentralen Punkten mit ihm bricht. Infolgedessen kann das nachrichtentechnische Modell von Kom- munikation nicht als alleinige Basis des medientheoretischen Denkens über Infor- mationstechnologien dienen. Vielmehr gilt es, die Spezifik der Kommunikation mit Informationssammlungen anzuerkennen und danach zu fragen, welche For- schungs- und Untersuchungsperspektiven sich hieraus für die medientheoretische Analyse digitaler Datenbanken eröffnen. Das Kommunikationsmodell des Information Retrieval besetzt die Leerstelle zwischen abstraktem Informationsbegriff und partikularen Informationstech- nologien bzw. informationellen Praktiken. Es bildet den Hintergrund, vor dem sich die spezifischen Informationsprobleme abzeichnen, die es durch die Entwicklung von Information Retrieval-Technologien zu lösen gilt. Aus den unterschiedlichen Modellierungen von Kommunikation resultieren verschiedene Perspektiven auf Information. Hierauf hat Robert A. Fairthorne, der ebenfalls zu den Pionieren der Informationswissenschaft zählt, in dem 1954 publizierten Aufsatz The Theory of Communication hingewiesen: »[T]he communication engineer has different interests. In particular he is not concerned with completed messages, but how to deal with bits of them during the course of communication. He cannot do much to alter the temporal order of 34 | Michel Serres hat die relative Unterscheidung von Signal und Rauschen im Anschluss an Shannon ins Zentrum seiner kommunikationsphilosophischen Theorie des Parasiten gerückt (Serres 1987). Sollte die Unterscheidung von unbekannten und unerwünschten Suchergebnissen ihre Entsprechung in derjenigen von Signal und Rauschen finden, dann ließe sich das Suchen und Finden von Informationen ebenso als parasitär beschreiben.
back to the  book Digitale Datenbanken - Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data"
Digitale Datenbanken Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
Title
Digitale Datenbanken
Subtitle
Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
Author
Marcus Burkhardt
Publisher
transcript Verlag
Date
2015
Language
German
License
CC BY-SA 4.0
ISBN
978-3-8394-3028-6
Size
14.7 x 22.4 cm
Pages
392
Category
Informatik

Table of contents

  1. Medium: Zwischen Konstellationen und Konfigurationen 21
  2. Die Frage nach den Medien 22
  3. Wann sind Medien? 33
  4. Über Medien reden: Medienepistemologie 58
  5. Computer: Zwischen Oberfläche und Tiefe 73
  6. Phänomeno-Technische Konfigurationen 75
  7. Spielräume der computertechnischen Informationsvermittlung 95
  8. Datenbank: Zwischen digitalen Sammlungen und Sammlungstechnologien 117
  9. Was sind Datenbanken? 121
  10. Datenbanklogiken: Zur Datenbank als symbolischer Form 131
  11. Gegen die Datenbank als Prinzip: Mikrologiken der digitalen Datenhaltung 145
  12. Banken, Basen, Reservoirs: Information Storage and Retrieval 149
  13. Information: Zwischen begrifflicher Abstraktion und technischer Konkretion 150
  14. Kommunikation mit Informationssammlungen 167
  15. Daten und Information: Begriffsklärung 187
  16. Techno-Logik: Apparaturen, Architekturen, Verfahren 205
  17. Direct Access: Zur Festplatte als Herausforderung digitaler Datenbanken 206
  18. Datenbankmodelle: Architekturen für Datenunabhängigkeit 221
  19. Data + Access: Datenmodelle und Algorithmen 242
Web-Books
Library
Privacy
Imprint
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Digitale Datenbanken