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Digitale
Datenbanken178
will make the best decision? In our dynamic business there is nothing equivalent to
Instant Information. With the ability to attach dozens of typewriters, this black box
would become one of the most significant information processing tools available.«
(Bachman 1962b: IIB-4-2)
Diese im Zusammenhang mit der Entwicklung des Integrated Data Store – einem
Vorläufer späterer Datenbankmanagementsysteme – stehende Beschreibung ent-
wirft Datenbankkommunikation als Interaktion mit einer Black Box, in die man
mithilfe eines Ein- und Ausgabegeräts Datensätze eingeben, gegebenenfalls modifi-
zieren und löschen sowie interaktiv abfragen kann. Mit den Anfang der 1960er Jahre
verfĂĽgbaren Computertechnologien war insbesondere der interaktive Umgang mit
digitalen Informationssammlungen nur schwer möglich. Zu dieser Zeit war die
Stapelverarbeitung von Prozessen dominant, bei der eine Reihe von Aufgaben erst
gesammelt und zu einem späteren Zeitpunkt gebündelt ausgeführt wird. Im inter-
aktiven Zugriff werden die Befehle der Nutzer sofort ausgefĂĽhrt, sodass die Ergeb-
nisse neue Befehle nach sich ziehen können. Durch die instantane Verarbeitung von
Befehlen entsteht der Eindruck direkter Interaktion mit dem Computer, wodurch
sich nicht zuletzt die Weise des Zugriffs auf Information ändert. Bachman ver-
gleicht die Informationssuche mit dem Spiel Zwanzig Fragen, bei dem ein Spieler den
Namen einer Person herausfinden muss, indem er 20 Fragen stellt, die mit Ja oder
Nein beantwortet werden können (vgl. Bachman 1962b: IIB-4-2). Im Verlauf des
Spiels werden die Fragen sukzessive präzisiert, sodass der Spieler – vorausgesetzt er
stellt die richtigen Fragen – am Ende weiß, welche Person er ist. Übertragen auf die
Suche in Datenbanken bedeutet dies, dass das InformationsbedĂĽrfnis eines Nutzers
nicht sofort befriedigt werden muss, sondern durch sukzessive Reformulierung und
Präzisierung der Anfragen gestillt werden kann.43 Hinzu kommt, dass die Abfrage
von Informationen aus digitalen Datenbanken im Allgemeinen und der inter-
aktive Zugriff im Besonderen höhere Aktualität verspricht, was speziell im wirt-
schaftlichen und administrativen Kontext von hoher Bedeutung ist. Denn wer ĂĽber
aktuellere Informationen verfĂĽgt, vermag, so das Diktum des Managementdis-
kurses seit Anfang der 1960er Jahre, bessere strategische Entscheidungen zu treffen
sowie die Vorgänge im Unternehmen effizienter zu steuern (vgl. Haigh 2007: 59ff.).
Ohne auf Bachmanns Parallelisierung von interaktiven Datenbankabfragen
mit dem Spiel Zwanzig Fragen zu rekurrieren, zieht David Gugerli denselben Ver-
gleich, wenn er die dem gleichen Spielprinzip folgende Fernsehsendung Was bin
43 | Ein ähnliches Ziel verfolgte auch Edgar Codd mit seinem relationalen Daten-
bankentwurf, wie Gugerli herausgearbeitet hat: »Codds Suchmaschine [...] sollte
ergebnisoffener funktionieren. Die Nutzer seiner Suchmaschinen brauchten nicht
zu wissen, wie der Datenraum aufgebaut, wie er strukturiert war und was er genau
enthielt. Sie konnten die Datenbank als Black Box behandelt, an die sich auch
Fragen richten ließen, deren Beantwortbarkeit bislang nicht getestet worden war«
(Gugerli 2009: 72).
Digitale Datenbanken
Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
- Title
- Digitale Datenbanken
- Subtitle
- Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
- Author
- Marcus Burkhardt
- Publisher
- transcript Verlag
- Date
- 2015
- Language
- German
- License
- CC BY-SA 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-3028-6
- Size
- 14.7 x 22.4 cm
- Pages
- 392
- Category
- Informatik
Table of contents
- Medium: Zwischen Konstellationen und Konfigurationen 21
- Die Frage nach den Medien 22
- Wann sind Medien? 33
- Ăśber Medien reden: Medienepistemologie 58
- Computer: Zwischen Oberfläche und Tiefe 73
- Phänomeno-Technische Konfigurationen 75
- Spielräume der computertechnischen Informationsvermittlung 95
- Datenbank: Zwischen digitalen Sammlungen und Sammlungstechnologien 117
- Was sind Datenbanken? 121
- Datenbanklogiken: Zur Datenbank als symbolischer Form 131
- Gegen die Datenbank als Prinzip: Mikrologiken der digitalen Datenhaltung 145
- Banken, Basen, Reservoirs: Information Storage and Retrieval 149
- Information: Zwischen begrifflicher Abstraktion und technischer Konkretion 150
- Kommunikation mit Informationssammlungen 167
- Daten und Information: Begriffsklärung 187
- Techno-Logik: Apparaturen, Architekturen, Verfahren 205
- Direct Access: Zur Festplatte als Herausforderung digitaler Datenbanken 206
- Datenbankmodelle: Architekturen für Datenunabhängigkeit 221
- Data + Access: Datenmodelle und Algorithmen 242