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Banken, Basen, Reservoirs 191
des Datenbegriffs rekonstruiert und deren jeweiliges Verhältnis zu Information dis-
kutiert.72 Abschließend wird das Augenmerk auf die informationelle Umwelt digi-
taler Informationen gelegt.
Information als, über und für Realität
Es sei, so Bernd-Olaf Küppers, nicht untypisch, »daß bei der Grundlegung einer
neuen Theorie zunächst immer von unscharfen, eher intuitiv gebildeten Begriffen
ausgegangen wird und diese dann in einem Iterationsprozeß zwischen Begriffs- und
Theorienbildung sukzessiv verschärft werden« (Küppers 1999: 32). Ein Versuch,
der Komplexität des Informationsbegriffs beizukommen, ist die Anwendung der
semiotischen Dreiteilung in Syntax, Semantik und Pragmatik auf den Informations-
begriff. Diese auf Charles William Morris (vgl. 1979 [1938]: 24) zurückgehende
Unterscheidung von drei Zeichenebenen stellt nach Ansicht von Holger Lyre die
»wohl wichtigste Charakterisierung des Informationsbegriffs« (Lyre 2002: 16)
dar, die es erlaubt, zwischen Informationseinheiten sowie deren Relationen zu-
einander (Syntax), deren Bedeutung (Semantik) und ihrer Wirkung (Pragmatik)
analytisch zu unterscheiden.73 Hierdurch werde es möglich, spezielle Aspekte von
Information zu fokussieren. Für eine »Gesamtcharakterisierung« (Lyre 2002: 16)
des Informationsbegriffs greift dies jedoch zu kurz. Werden nur einzelne Ebenen
betrachtet, führt dies zu einer verkürzten Sichtweise auf Information, was dem von
Lyre erhobenen Anspruch auf Vollständigkeit zuwider laufen würde (vgl. Lyre 2002:
17). Im Streben nach einer vollständigen Analyse des Informationsbegriffs kommt
der Glaube an einen Einheitsbegriff der Information zum Ausdruck. Dieser Glaube
liegt auch Küppers’ Diagnose zugrunde, der in der Unschärfe des Informations-
begriffs ein bloßes Durchgangsstadium hin zu einem theoretisch fundierten ein-
heitlichen Verständnis von Information sieht.
Floridi zeigt sich gegenüber der Möglichkeit, einen Einheitsbegriff von
Information zu formulieren, skeptisch. Zwar steht seines Erachtens eine detaillierte
philosophische Erörterung der Frage, ob eine »Grand Unified Theory« (Floridi
2011: 33) der Information möglich ist, noch aus, aber dennoch erscheint es ihm
wahrscheinlicher, »that we are [...] facing a network of logically interdependent,
but mutually irreducible, concepts« (Floridi 2011: 33). Folglich stellt er sich gegen
reduktionistische Ansätze, die danach streben, das Wesen von Information frei-
zulegen. Diese Grundeinstellung zieht sich wie ein roter Faden durch das Werk
72 | Bedeutsam ist dies weniger, weil der Informationsbegriff, wie Rafael Capurro
herausgestellt hat, in der Informatik »zunächst allgemein und undefiniert als
Synonym von Daten gebraucht« (Capurro 1978: 232) wurde, sondern weil beide
Begriffe in Bezug auf Computer weiterhin mehrdeutig gebraucht werden.
73 | Die Unterscheidung zwischen Syntaktik, Semantik und Pragmatik wurde erst-
mals von Warren Weaver (vgl. 1976 [1949]: 35) auf Information angewandt; siehe
hierzu Ott (2004: 32).
Digitale Datenbanken
Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
- Title
- Digitale Datenbanken
- Subtitle
- Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
- Author
- Marcus Burkhardt
- Publisher
- transcript Verlag
- Date
- 2015
- Language
- German
- License
- CC BY-SA 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-3028-6
- Size
- 14.7 x 22.4 cm
- Pages
- 392
- Category
- Informatik
Table of contents
- Medium: Zwischen Konstellationen und Konfigurationen 21
- Die Frage nach den Medien 22
- Wann sind Medien? 33
- Über Medien reden: Medienepistemologie 58
- Computer: Zwischen Oberfläche und Tiefe 73
- Phänomeno-Technische Konfigurationen 75
- Spielräume der computertechnischen Informationsvermittlung 95
- Datenbank: Zwischen digitalen Sammlungen und Sammlungstechnologien 117
- Was sind Datenbanken? 121
- Datenbanklogiken: Zur Datenbank als symbolischer Form 131
- Gegen die Datenbank als Prinzip: Mikrologiken der digitalen Datenhaltung 145
- Banken, Basen, Reservoirs: Information Storage and Retrieval 149
- Information: Zwischen begrifflicher Abstraktion und technischer Konkretion 150
- Kommunikation mit Informationssammlungen 167
- Daten und Information: Begriffsklärung 187
- Techno-Logik: Apparaturen, Architekturen, Verfahren 205
- Direct Access: Zur Festplatte als Herausforderung digitaler Datenbanken 206
- Datenbankmodelle: Architekturen für Datenunabhängigkeit 221
- Data + Access: Datenmodelle und Algorithmen 242