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Banken, Basen, Reservoirs 195
setzung fĂĽr Information sind.79 Diese Auffassung leitet sich aus dem von ihm pro-
pagierten Datenbegriff ab, den er etymologisch auf das griechische Wort diafora&
(diaphora) zurĂĽckfĂĽhrt, welches ins Deutsche ĂĽbersetzt Verschiedenheit bedeutet.
Die typischerweise von der lateinischen Wortherkunft des Begriffs abgeleitete De-
finition von Daten als etwas Gegebenem erfährt hierdurch eine differenzlogische
Reformulierung: »A datum is a putative fact regarding some difference or lack
of uniformity within some context« (Floridi 2005b).80 An diese Definition an-
schlieĂźend lassen sich, Floridi zufolge, drei Ebenen unterscheiden, auf denen von
Daten gesprochen werden kann (vgl. Floridi 2011: 85):
1. Unterschiede de re: Daten sind proto-epistemische Unterschiede in der Realität.
2. Unterschiede de signo: Daten sind Unterschiede zwischen mindestens zwei
physikalischen Zuständen, d.h. Signalen.
3. Unterschiede de dicto: Daten sind Unterschiede zwischen mindestens zwei Sym-
bolen.
Diese Typen von Daten differieren hinsichtlich der jeweils in Betrachtung gezogenen
Unterschiede. Während sich Signale beispielsweise als physikalische Unterschiede
manifestieren, kann von diesen materiellen Differenzen bei Symbolen abgesehen
werden, da sich ein und dasselbe Symbol auf verschiedene Weisen verkörpern lässt.
Floridis Differenzierung verschiedener Arten von Daten richtet sich demzufolge auf
die unterschiedlichen Gegebenheitsweisen des als Unterschied Gegebenen. Insofern
lassen sich Daten als Information als Realität begreifen.81 Wenn Floridi darauf
insistiert, dass Daten keine Information sind, so ist dies vor dem Hintergrund
seines Interesses für eine philosophische Analyse von Information über Realität
zu betrachten. Der Hinweis auf die Verschiedenheit von Daten und Information
markiert einen Unterschied, der als Unterschied zwischen Information als und ĂĽber
Realität beschrieben werden kann. Dies erklärt, warum Daten auf der einen Seite
von Information unterschieden werden und auf der anderen Seite Informationen
sind, wenn auch nicht auf die gleiche Weise. Die Abgrenzung von Daten gegen-
79 | Auch in der Informationswissenschaft ist eine solche Sicht verbreitet. Bei-
spielsweise definiert Morgenroth Daten in seiner Monographie zum kontextbasie-
rten Information Retrieval als Vorstufe von Wissen und Information (vgl. Morgenroth
2006: 5f.).
80 | Batesons berühmter Definition zufolge ist Information »ein Unterschied, der
einen Unterschied macht« (Bateson 1985b: 582). Stellt man Daten in Differenz zu
Information, dann mĂĽssten diese folglich als Unterschiede verstanden werden, die
keinen Unterschied machen.
81 | Auch wenn Daten Information als Realität sind, darf ihr relationaler Charakter
nicht unterschlagen werden. Insofern warnt Floridi vor der zunehmenden Substan-
tialisierung von Daten und damit einhergehend auch von Informationen (1999,
2005a).
Digitale Datenbanken
Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
- Title
- Digitale Datenbanken
- Subtitle
- Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
- Author
- Marcus Burkhardt
- Publisher
- transcript Verlag
- Date
- 2015
- Language
- German
- License
- CC BY-SA 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-3028-6
- Size
- 14.7 x 22.4 cm
- Pages
- 392
- Category
- Informatik
Table of contents
- Medium: Zwischen Konstellationen und Konfigurationen 21
- Die Frage nach den Medien 22
- Wann sind Medien? 33
- Ăśber Medien reden: Medienepistemologie 58
- Computer: Zwischen Oberfläche und Tiefe 73
- Phänomeno-Technische Konfigurationen 75
- Spielräume der computertechnischen Informationsvermittlung 95
- Datenbank: Zwischen digitalen Sammlungen und Sammlungstechnologien 117
- Was sind Datenbanken? 121
- Datenbanklogiken: Zur Datenbank als symbolischer Form 131
- Gegen die Datenbank als Prinzip: Mikrologiken der digitalen Datenhaltung 145
- Banken, Basen, Reservoirs: Information Storage and Retrieval 149
- Information: Zwischen begrifflicher Abstraktion und technischer Konkretion 150
- Kommunikation mit Informationssammlungen 167
- Daten und Information: Begriffsklärung 187
- Techno-Logik: Apparaturen, Architekturen, Verfahren 205
- Direct Access: Zur Festplatte als Herausforderung digitaler Datenbanken 206
- Datenbankmodelle: Architekturen für Datenunabhängigkeit 221
- Data + Access: Datenmodelle und Algorithmen 242