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Digitale
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Folgenreich war die Erfindung der Festplatte folglich nicht nur wegen der
durch diese Speichertechnologie eröffneten Möglichkeiten, sondern auch auf-
grund der Probleme, die mit ihrem Gebrauch einhergingen. Festplatten bilden, wie
Thomas Haigh in einer Studie zur Vorgeschichte der DBMS herausgestellt hat, den
materiellen Horizont, vor dem sich die konzeptuelle und technische Entwicklung
konkreter Datenbanktechnologien vollzog:
»File management systems were designed around tape storage (although they were
later widely used with disk drives). They worked efficiently when processing an entire
file in sequence. In contrast, DBMSs were designed around disk storage. Instead of
treating files in isolation, they worked on a database of multiple files, representing
linkages between individual records within those files. Unlike file management
systems, they could be used by application programs, remaining resident in memory
to process data operations.« (Haigh 2009: 13)
Nimmt man Haighs technikhistorische These medientheoretisch ernst, muss man
nach den Herausforderungen fragen, die sich mit der Einführung von Festplatten
verbanden. Kurz gesagt bestehen diese in der Adressierbarkeit von Information und
der automatischen Verwaltung der Speicherinhalte.
Der lineare Zugriff sequentieller Datenträger macht eine geordnete Speicherung
von Informationen notwendig. Entscheidend ist dann nicht die absolute physika-
lische Adresse von Informationseinheiten, sondern ihre relative Position im Ge-
samt gefüge der in einem File gespeicherten Informationen. Die physische An-
ordnung der Informationen im Speicher ist dabei eng an deren logische respektive
semantische Ordnung geknüpft.13 Infolgedessen erwies sich auch das Spei
chern
von Informationen auf Magnetbändern als aufwendig, da diese entsprechend
der logischen Ordnung der Informationssammlung in die materielle Ordnung
des Speichers eingefügt werden mussten: »[S]equential file systems like telephone
13 | Wie Buchholz herausstellt, verfügen Bandspeicher über keine vorgegebene Ad-
ress struktur: »Magnetic tape has one very important characteristic; it is essentially
continuous along its recording dimension. Except at the end of a reel, there are as
a rule no physically predetermined starting and stopping points. Consequently there
are no predetermined locations for writing data and there are no restrictions on the
length of a block of data being written. The end of a block may simply be marked
by a gap. The next time the tape is written the gaps may be somewhere else. On
reading tape one can only ask for the next block. Except for the limited technique
of counting gaps as the pass by, there is no way to select a specific record without
inspecting each record in sequence« (Buchholz 1963: 89f.). Infolgedessen wurden
Informationen nicht anhand ihres physischen Orts im Speicher, sondern anhand
eines Schlüssels adressiert, der auf dem Datenträger ausfindig gemacht werden
muss, um zu einer bestimmten Information zu gelangen.
Digitale Datenbanken
Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
- Title
- Digitale Datenbanken
- Subtitle
- Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
- Author
- Marcus Burkhardt
- Publisher
- transcript Verlag
- Date
- 2015
- Language
- German
- License
- CC BY-SA 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-3028-6
- Size
- 14.7 x 22.4 cm
- Pages
- 392
- Category
- Informatik
Table of contents
- Medium: Zwischen Konstellationen und Konfigurationen 21
- Die Frage nach den Medien 22
- Wann sind Medien? 33
- Über Medien reden: Medienepistemologie 58
- Computer: Zwischen Oberfläche und Tiefe 73
- Phänomeno-Technische Konfigurationen 75
- Spielräume der computertechnischen Informationsvermittlung 95
- Datenbank: Zwischen digitalen Sammlungen und Sammlungstechnologien 117
- Was sind Datenbanken? 121
- Datenbanklogiken: Zur Datenbank als symbolischer Form 131
- Gegen die Datenbank als Prinzip: Mikrologiken der digitalen Datenhaltung 145
- Banken, Basen, Reservoirs: Information Storage and Retrieval 149
- Information: Zwischen begrifflicher Abstraktion und technischer Konkretion 150
- Kommunikation mit Informationssammlungen 167
- Daten und Information: Begriffsklärung 187
- Techno-Logik: Apparaturen, Architekturen, Verfahren 205
- Direct Access: Zur Festplatte als Herausforderung digitaler Datenbanken 206
- Datenbankmodelle: Architekturen für Datenunabhängigkeit 221
- Data + Access: Datenmodelle und Algorithmen 242