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Digitale
Datenbanken226
eigene Informationsmodelle dar, welche jedoch auf dem darüber liegenden Schema
beruhen und mit diesem kompatibel sein müssen.31
Tertium Datur: Die ANSI/X3/SPARC-Datenbankarchitektur
Die Idee, verschiedene Sichten auf Informationen und damit einhergehend unter-
schiedliche Ebenen des Umgangs mit digitalen Informationen systematisch von-
einander zu unterscheiden, wurde in der Entwicklergemeinschaft positiv auf-
genommen. Jedoch stellte sich bald heraus, dass die Differenzierung von nur
zwei Ebenen nicht hinreichend ist, um Datenbanken und die sie verwaltenden
Systeme zu beschreiben. Die Differenzierung von Schema und Subschema wieder-
holt die doppelte Logik von unsichtbarer Repräsentation im digitalen Code und
phänomenaler Präsentation an der Benutzeroberfläche, die allen digitalen Medien-
objekten eingeschrieben ist (vgl. National Institute of Standards and Technology
1993: A2). Infolgedessen fällt in der CODASYL-Architektur die semantische Ord-
nung der zu speichernden Informationen mit ihrer Speicherordnung zusammen.
Im Schema sind zwei Sichten auf Information miteinander verschaltet und
überlagern sich notwendig in dessen Definition. Um diesem Problem zu entgehen,
wurde eine dritte Beschreibungsebene digitaler Informationen eingeführt: das kon-
zeptuelle Schema. Der erste Entwurf einer Drei-Ebenen-Datenbankarchitektur
wurde 1970 von der Joint GUIDE-SHARE Data Base Requirements Group in einem
Bericht vorgelegt, der es zum Ziel hatte, die Anforderungen an ein Datenbank-
managementsystem zu spezifizieren.32 Die Mitglieder der gemeinsamen GUIDE-
SHARE-Arbeitsgruppe standen den Vorschlägen der CODASYL-DBTG zwar
kritisch gegenüber (vgl. Haigh 2009: 18). Dennoch findet sich in ihrem Bericht
auch die Unterscheidung verschiedener Sichten auf Informationen in Datenbanken,
wobei der externen Sicht der Nutzer bzw. der Anwendungsprogramme (Logical
Informationen zugänglich machen, die gebraucht werden. Zudem birgt der freie
Zugriff auf eine Datenbank die Gefahr, dass geschützte Informationen unerlaubt
eingesehen oder gar verändert werden, weshalb die Definition von Nutzersichten
auf Datenbanken auch zur Datensicherheit beiträgt (vgl. CODASYL Data Base Task
Group 1969: II-5).
31 | Das Maß an Datenunabhängigkeit, welches durch die Differenzierung von Sche-
ma und Subschema gewährleistet wird, ist relativ gering. So hat Canning kritisiert,
dass sich Änderungen im Schema durchaus auf ein Subschema auswirken können,
was zur Konsequenz hat, dass eine Dependenz zwischen DDL und DML gibt. Kurz-
um: Anwendungsprogramme müssen bei Schemaänderungen angepasst werden
(vgl. Canning 1972: 11)
32 | Neben SHARE war GUIDE (Guidance of Users of Integrated Data-Processing
Equipment) eine zweite IBM-Nutzergruppe, die ebenfalls in den 1950er Jahren
gegründet wurde. Während sicht GUIDE 1999 aufgelöst hat, besteht SHARE noch
immer fort.
Digitale Datenbanken
Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
- Title
- Digitale Datenbanken
- Subtitle
- Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
- Author
- Marcus Burkhardt
- Publisher
- transcript Verlag
- Date
- 2015
- Language
- German
- License
- CC BY-SA 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-3028-6
- Size
- 14.7 x 22.4 cm
- Pages
- 392
- Category
- Informatik
Table of contents
- Medium: Zwischen Konstellationen und Konfigurationen 21
- Die Frage nach den Medien 22
- Wann sind Medien? 33
- Über Medien reden: Medienepistemologie 58
- Computer: Zwischen Oberfläche und Tiefe 73
- Phänomeno-Technische Konfigurationen 75
- Spielräume der computertechnischen Informationsvermittlung 95
- Datenbank: Zwischen digitalen Sammlungen und Sammlungstechnologien 117
- Was sind Datenbanken? 121
- Datenbanklogiken: Zur Datenbank als symbolischer Form 131
- Gegen die Datenbank als Prinzip: Mikrologiken der digitalen Datenhaltung 145
- Banken, Basen, Reservoirs: Information Storage and Retrieval 149
- Information: Zwischen begrifflicher Abstraktion und technischer Konkretion 150
- Kommunikation mit Informationssammlungen 167
- Daten und Information: Begriffsklärung 187
- Techno-Logik: Apparaturen, Architekturen, Verfahren 205
- Direct Access: Zur Festplatte als Herausforderung digitaler Datenbanken 206
- Datenbankmodelle: Architekturen für Datenunabhängigkeit 221
- Data + Access: Datenmodelle und Algorithmen 242