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Digitale
Datenbanken230
Durch die ANSI/X3/SPARC-Architektur wird der Informationsfluss zwischen
Oberfläche und Tiefe modelliert. Es ist eine doppelte Bewegung von oben nach
unten und von außen nach innen. An der Oberfläche operieren die Nutzer mit
Informationen, die in der unsichtbaren Tiefe der Maschine gespeichert sind.
Informationen fließen vertikal zwischen dem Speicher und den Benutzer-
anwendungen. Diese Vorstellung spiegelt sich in der gebräuchlichen Visualisierung
der ANSI/X3/SPARC-Architektur wider, welche die horizontale Übersetzung zwi-
schen dem internen, konzeptuellen und externen Schema(ta) in Bachmans Dia-
gramm um 90 Grad dreht (vgl. Abb. 10). Oben sind die Nutzer und unten die
Informationen, wie sie im Speicher hinterlegt sind.
Abb. 10: ANSI/X3/SPARC-Datenbankarchitektur
Der vertikale Informationsfluss zwischen dem Speicher und den Nutzern wird
zudem als Übersetzung zwischen innen und außen gedacht. Das DBMS erscheint
als eine geschachtelte Maschine, die im Kern eine Apparatur zur Verarbeitung von
Signalen ist. Aus Sicht der Nutzer aber handelt es sich um eine Technologie, die es
Ihnen erlaubt, mit Informationen und nicht mit Signalen umzugehen:
»The gross architecture is based in part upon the concept of nested machines.
These machines began at the outside with the most complete support of database
functionality and as each layer of machine is stripped away we find less logical
capability and more physical capability until we reach the actual secondary storage
device and its capability to read and write.« (Bachman 1974: 18)
Die elementaren Funktionen von Computern werden, so Bachman, stufenweise
in komplexe logische Funktionen übersetzt, die zum nutzerseitigen Umgang mit
Datenbanken notwendig sind. Erneut ist der Übergang nicht direkt, sondern basiert
auf einem Schichten- oder Zwiebelmodell, bei dem die einzelnen funktionellen
Ebenen autonom gegenüber den anderen sind.35 Für die Implementierung komplexer
35 | Die Idee der Verschachtelung funktionaler Schichten ist Ende der 1960er Jahre
im Bereich des Software Engineering aufgekommen. Auf einer 1968 von der NATO
gesponserten Konferenz hat Edsger W. Dijkstra sein Modell von »Complexity con-
Digitale Datenbanken
Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
- Title
- Digitale Datenbanken
- Subtitle
- Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
- Author
- Marcus Burkhardt
- Publisher
- transcript Verlag
- Date
- 2015
- Language
- German
- License
- CC BY-SA 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-3028-6
- Size
- 14.7 x 22.4 cm
- Pages
- 392
- Category
- Informatik
Table of contents
- Medium: Zwischen Konstellationen und Konfigurationen 21
- Die Frage nach den Medien 22
- Wann sind Medien? 33
- Über Medien reden: Medienepistemologie 58
- Computer: Zwischen Oberfläche und Tiefe 73
- Phänomeno-Technische Konfigurationen 75
- Spielräume der computertechnischen Informationsvermittlung 95
- Datenbank: Zwischen digitalen Sammlungen und Sammlungstechnologien 117
- Was sind Datenbanken? 121
- Datenbanklogiken: Zur Datenbank als symbolischer Form 131
- Gegen die Datenbank als Prinzip: Mikrologiken der digitalen Datenhaltung 145
- Banken, Basen, Reservoirs: Information Storage and Retrieval 149
- Information: Zwischen begrifflicher Abstraktion und technischer Konkretion 150
- Kommunikation mit Informationssammlungen 167
- Daten und Information: Begriffsklärung 187
- Techno-Logik: Apparaturen, Architekturen, Verfahren 205
- Direct Access: Zur Festplatte als Herausforderung digitaler Datenbanken 206
- Datenbankmodelle: Architekturen für Datenunabhängigkeit 221
- Data + Access: Datenmodelle und Algorithmen 242