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Digitale Datenbanken - Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
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Digitale Datenbanken246 geführten Disput, den vor allem die Anhänger des relationalen Lagers mit den Befürwortern des von der CODASYL Data Base Task Group entwickelten Netz- werkdatenmodells ausfochten, praktisch ein Ende gesetzt wurde.58 Hierarchische Datenbanken und Netzwerkdatenbanken wurden in Folge des Erfolgs relationaler Datenbanktechnologien zunehmend in die Nische hoch- spezialisierter Anwendungen verdrängt.59 Auch die im Laufe der 1980er und 1990er Jahre entwickelten objektorientierten Datenbanksysteme vermochten die rela- tionalen Datenbanken nicht zu verdrängen, weshalb der Begriff der Datenbank im Kontext der Informatik heute noch immer weithin gleichbedeutend ist mit rela- tionale Datenbank. Symptomatisch für die langjährige Dominanz des relationalen Paradigmas ist das seit einigen Jahren immer populärer werdende Stichwort NoSQL, welches als umbrella term unterschiedlichste Entwicklungen im Bereich digitaler Datenbanktechnologien zusammenfasst, deren kleinster gemeinsamer Nenner das Ziel ist, Alternativen zur relationalen Datenverarbeitung und zu SQL zu entwickeln (vgl. Edlich et al. 2010: 1ff.). Nach dreißigjähriger Vorherrschaft kommt das relationale Datenmodell ange- sichts der Datenmenge, die Web 2.0-Angebote wie z.B. Facebook, Amazon, Twitter, Google etc. produzieren, vermehrt an seine Grenzen. Automatisch zu verwalten sind nicht mehr nur große Daten- und Informationssammlungen, sondern Big Data. Damit sind Informationsmengen gemeint, die durch etablierte Strategien und Tech- nologien zur Datenbankverwaltung nicht mehr zu bewältigen sind.60 Insbesondere bei erfolgreichen Web 2.0-Services kommen deshalb Technologien zum Einsatz, die nicht mehr dem relationalen Datenmodell verpflichtet sind und dabei zugleich mit der artifiziellen Physik digitaler Informationen des traditionellen Datenbank- managements brechen, wie sie in der ANSI/X3/SPARC-Architektur entworfen wurde. Abschied genommen wird implizit oder explizit ebenso vom Ziel der Daten- unabhängigkeit wie von dem Streben nach strenger Konsistenz, d.h. inhaltlicher Zuverlässigkeit der gespeicherten Informationen. Die Entkopplung der internen Speicherlogik digitaler Informationen von ihren externen Gebrauchslogiken, welche Anfang der 1970er Jahre als eine der Hauptaufgaben digitaler Datenbank- technologien identifiziert wurde, wird zunehmend aufgehoben.61 Dies befördert 58 | Bachmann selbst blieb bis ans Ende seine Lebens dem relationalen Daten- modell gegenüber skeptisch (vgl. Bachman 2006: 104f.). 59 | Mit dem Aufkommen postrelationaler Datenbanken gewinnen hierarchische Datenstrukturen und Netzwerkdatenstrukturen erneut an Relevanz. Beispiele hierfür sind XML-Datenbanken und Graphdatenbanken (vgl. Edlich et al. 2010: 207ff.) 60 | Zum Schlagwort Big Data und zu den damit verbundenen Chancen und Heraus- forderungen siehe exemplarisch Bollier (2010). 61 | Ein Charakteristikum von NoSQL-Datenbaken ist nach Ansicht von Edlich et al., dass diese weitgehend ohne konzeptuelles Schema funktionieren: »Das System ist schemafrei oder hat nur schwächere Schemarestriktionen« (Edlich et al. 2010: 2). Infolgedessen können die in der Datenbank gespeicherten Informationen vom
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Digitale Datenbanken Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
Title
Digitale Datenbanken
Subtitle
Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
Author
Marcus Burkhardt
Publisher
transcript Verlag
Date
2015
Language
German
License
CC BY-SA 4.0
ISBN
978-3-8394-3028-6
Size
14.7 x 22.4 cm
Pages
392
Category
Informatik

Table of contents

  1. Medium: Zwischen Konstellationen und Konfigurationen 21
  2. Die Frage nach den Medien 22
  3. Wann sind Medien? 33
  4. Über Medien reden: Medienepistemologie 58
  5. Computer: Zwischen Oberfläche und Tiefe 73
  6. Phänomeno-Technische Konfigurationen 75
  7. Spielräume der computertechnischen Informationsvermittlung 95
  8. Datenbank: Zwischen digitalen Sammlungen und Sammlungstechnologien 117
  9. Was sind Datenbanken? 121
  10. Datenbanklogiken: Zur Datenbank als symbolischer Form 131
  11. Gegen die Datenbank als Prinzip: Mikrologiken der digitalen Datenhaltung 145
  12. Banken, Basen, Reservoirs: Information Storage and Retrieval 149
  13. Information: Zwischen begrifflicher Abstraktion und technischer Konkretion 150
  14. Kommunikation mit Informationssammlungen 167
  15. Daten und Information: Begriffsklärung 187
  16. Techno-Logik: Apparaturen, Architekturen, Verfahren 205
  17. Direct Access: Zur Festplatte als Herausforderung digitaler Datenbanken 206
  18. Datenbankmodelle: Architekturen für Datenunabhängigkeit 221
  19. Data + Access: Datenmodelle und Algorithmen 242
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