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Digitale
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die Projektion von Spalten der Ausgangsrelation in Spalten der Ergebnisrelation.
Demgegenüber werden die Selektionsbedingungen für Tupel in der Where-Klausel
festgelegt.76 Der Verbund kann implizit realisiert werden, indem man mehrere
Relationen in der From-Klausel aufführt. Darüber hinaus verfügt die Sprachspezi-
fikation von SQL über Möglichkeiten, verschiedene Formen der Verbundoperation
durch explizite JOIN-Anweisungen zu deklarieren. Durch die Einführung dieser
Operatoren wurden die Ausdrucksmöglichkeiten von SQL zwar teilweise erweitert.77
In erster Linie dienen sie jedoch dem Ziel, die Formulierung komplexer Suchan-
fragen zu erleichtern (vgl. Saake et al. 2008: 222). Die unterschiedlichen Formen des
Verbunds zwischen Relationen sind für die Suche in relationalen Datenbanken von
zentraler Bedeutung. Sie erlauben es, Informationen zueinander in Beziehung zu
setzen und hierdurch zu Informationen zu gelangen, die nicht explizit in der Daten-
bank gespeichert sind.
Die Beziehungen zwischen Entitäten werden in relationalen Datenbanken nicht
als feste Verweisstruktur in der Tiefe der Datenbank etabliert, sondern müssen
vom Nutzer an der Oberfläche bei der Formulierung von Suchanfragen hergestellt
werden.78 Dies ist eine Konsequenz des von Codd geforderten Verzichts auf »user-
visible navigation links between tables« (1982: 113), wie sie im Netzwerkdaten-
modell als Kanten zwischen Knoten dargestellt werden und denen bei der Suche
nach Informationen in einer solchen Datenbank gefolgt werden muss. Im Hinter-
grund dieses Verbots steht Codds Überzeugung, dass die Verortung von Daten-
bankinformationen in einer Netzwerkstruktur von Anwendungsprogrammieren
viel und von Endnutzern zu viel Vorwissen über die interne Struktur der Datenbank
abverlangt: »It [...] places a heavy and unnecessary navigation burden on application
programmers. It also presents an insurmountable obstacle for end users« (Codd
1982: 110, Fn 1).
Diametral hierzu steht Codds Postulat, dass die Nutzer von Datenbanken von
der internen Organisation der Informationen im Computerspeicher abgeschirmt
76 | Die WHERE-Klausel ist optional und kann somit entfallen (vgl. Saake et al.
2008: 219).
77 | Viele explizite JOIN-Anweisungen wie der INNER JOIN oder der CROSS JOIN
können auch implizit in SQL realisiert werden. Die im SQL-Standard festgelegten
Varianten des äußeren Verbunds (LEFT OUTER JOIN, RIGHT OUTER JOIN und FULL
OUTER JOIN) können nicht implizit in SQL deklariert werden. Bei diesen Joins
werden Tupel einer oder beider Relationen auch dann in die Ergebnismenge auf-
genommen, wenn zwischen den Relationen keine Entsprechung beim Vergleichs-
attribut existiert. Bei derartigen in die Ergebnisrelation übernommenen Tupeln wird
den Attributen der jeweils anderen Relation der Wert NULL zugewiesen.
78 | Sofern der suchende Zugriff auf eine relationale Datenbank durch ein spezi-
fisches Interface erfolgt, werden die Verbindungen zwischen den Informationen vom
Anwendungsprogrammierer durch die Definition von Anfragemustern hergestellt.
Digitale Datenbanken
Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
- Title
- Digitale Datenbanken
- Subtitle
- Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
- Author
- Marcus Burkhardt
- Publisher
- transcript Verlag
- Date
- 2015
- Language
- German
- License
- CC BY-SA 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-3028-6
- Size
- 14.7 x 22.4 cm
- Pages
- 392
- Category
- Informatik
Table of contents
- Medium: Zwischen Konstellationen und Konfigurationen 21
- Die Frage nach den Medien 22
- Wann sind Medien? 33
- Über Medien reden: Medienepistemologie 58
- Computer: Zwischen Oberfläche und Tiefe 73
- Phänomeno-Technische Konfigurationen 75
- Spielräume der computertechnischen Informationsvermittlung 95
- Datenbank: Zwischen digitalen Sammlungen und Sammlungstechnologien 117
- Was sind Datenbanken? 121
- Datenbanklogiken: Zur Datenbank als symbolischer Form 131
- Gegen die Datenbank als Prinzip: Mikrologiken der digitalen Datenhaltung 145
- Banken, Basen, Reservoirs: Information Storage and Retrieval 149
- Information: Zwischen begrifflicher Abstraktion und technischer Konkretion 150
- Kommunikation mit Informationssammlungen 167
- Daten und Information: Begriffsklärung 187
- Techno-Logik: Apparaturen, Architekturen, Verfahren 205
- Direct Access: Zur Festplatte als Herausforderung digitaler Datenbanken 206
- Datenbankmodelle: Architekturen für Datenunabhängigkeit 221
- Data + Access: Datenmodelle und Algorithmen 242