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Digitale Datenbanken - Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
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Digitale Datenbanken274 Informationen durch semantische Metainformationen formal zu explizieren;114 die Nachbildung des menschlichen Verständnis- und Interpretationsvermögens im Computer.115 An dieser Stelle soll exemplarisch nur auf den ersten Punkt näher eingegangen werden. Nach Ansicht von Cramer, Shirky und Weinberger beruht die Idee des Sem- antic Web auf der Utopie eines eindeutigen und allgemein gültigen Weltmodells, welches in einer Ontologie formal spezifiziert werden könne. Hiergegen sprechen sich diese Kritiker unisono aus. Das Streben nach einer universellen Klassifikation kommt Cramer zufolge einem »technocratic neo-scholasticism«(Cramer 2007) gleich, der auf der gleichermaßen naiven und gefährlichen Annahme beruht, die Welt könne von einem einzigen uni- versell gültigen Standpunkt aus beschrieben werden. Weinberger erkennt darin den »Traum des Rationalismus« (Weinberger 2008: 230), der auf dem Glauben beruht, ein »umfassendes System aufbauen und jede Mehrdeutigkeit aus ihm ver- drängen« (Weinberger 2008: 230) zu können. Nach Ansicht von Shirky ist die Arbeit an einer universell gültigen und umfassenden Ontologie zum Scheitern verurteilt, da Metadaten stets eine Weltanschauung zum Ausdruck bringen: »Any attempt at a global ontology is doomed to fail, because meta-data describes a worldview« (Shirky 2003). Dass das Semantic Web eine universelle Ontologie voraussetzt bzw. auf die Entwicklung einer solchen Ontologie zuläuft, ist, wie Antonio und van Harmelen darlegen, jedoch ein weit verbreiteter Trugschluss, da die technische Ent- wicklung des Semantic Web von einem Pluralismus unterschiedlicher Ontologien mit begrenzter Reichweite gekennzeichnet ist, und zwar sowohl hinsichtlich des Gültigkeitsbereichs als auch hinsichtlich ihrer semantischen Reichhaltigkeit (vgl. Antoniou/van Harmelen 2008: 247).116 Dieser tatsächlichen Begrenztheit steht eine in den öffentlichen Darstellungen verbreitete Revolutionsrhetorik gegenüber, die im Semantic Web die nächste Evolutionsstufe der Menschheit erblickt: »[I]f properly designed, the Semantic Web can assist the evolution of human knowledge as a whole« (Berners-Lee et al. 2001: 43). Gegen diese Entgrenzung richten sich die zitierten Kritiker des Semantic 114 | In Metacrap weist Cory Docotrow (2001) auf die komplexen sozialen und tech- nischen Prozesse der Erzeugung von Metadaten hin und kritisiert damit den unbe- dingten Glauben an die eindeutige semantische Annotierbarkeit von Informationen. 115 | Shirky zufolge steht das Semantic Web in der Tradition der Künstlichen In- telligenz-Forschung, deren Versprechen jedoch uneingelöst blieben (Shirky 2003). 116 | Antoniou und van Harmelen nennen vier weit verbreitete Trugschlüsse über das Semantic Web: 1. »The Semantic Web tries to enforce meaning from the top«; 2. »The Semantic Web requires everybody to subscribe to a single predefined meaning for the terms they use«; 3. »The Semantic Web requires users to understand the complicated details of formalized knowledge representation«; 4. »The Semantic Web requires the manual markup of all existing Web pages, an impossible task« (Antoniou/van Harmelen 2008: 247f.).
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Digitale Datenbanken Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
Title
Digitale Datenbanken
Subtitle
Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
Author
Marcus Burkhardt
Publisher
transcript Verlag
Date
2015
Language
German
License
CC BY-SA 4.0
ISBN
978-3-8394-3028-6
Size
14.7 x 22.4 cm
Pages
392
Category
Informatik

Table of contents

  1. Medium: Zwischen Konstellationen und Konfigurationen 21
  2. Die Frage nach den Medien 22
  3. Wann sind Medien? 33
  4. Über Medien reden: Medienepistemologie 58
  5. Computer: Zwischen Oberfläche und Tiefe 73
  6. Phänomeno-Technische Konfigurationen 75
  7. Spielräume der computertechnischen Informationsvermittlung 95
  8. Datenbank: Zwischen digitalen Sammlungen und Sammlungstechnologien 117
  9. Was sind Datenbanken? 121
  10. Datenbanklogiken: Zur Datenbank als symbolischer Form 131
  11. Gegen die Datenbank als Prinzip: Mikrologiken der digitalen Datenhaltung 145
  12. Banken, Basen, Reservoirs: Information Storage and Retrieval 149
  13. Information: Zwischen begrifflicher Abstraktion und technischer Konkretion 150
  14. Kommunikation mit Informationssammlungen 167
  15. Daten und Information: Begriffsklärung 187
  16. Techno-Logik: Apparaturen, Architekturen, Verfahren 205
  17. Direct Access: Zur Festplatte als Herausforderung digitaler Datenbanken 206
  18. Datenbankmodelle: Architekturen für Datenunabhängigkeit 221
  19. Data + Access: Datenmodelle und Algorithmen 242
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