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Digitale
Datenbanken306
es möglich, Trends und ihre Entwicklung zu beobachten, um relevante Themen im
WWW zu entdecken.49
Abb. 23: Orientierung mit StumbleUpon
StumbleUpon beruht auf einem anderen Entdeckungsmechanismus. Nicht die Be-
obachtung von Trendlisten steht im Vordergrund, sondern das Umherstolpern im
WWW ohne genaues Ziel, was vor allem durch Browsererweiterungen ermöglicht
wird, die StumbleUpon zur VerfĂĽgung stellt. Klickt man den Stumble!-Button des
Plug-Ins, wird man automatisch zu einer Webseite weitergeleitet, die in der Daten-
bank von StumbleUpon verzeichnet ist. Diese kann der Nutzer lesen und bewerten.
Aus diesen Bewertungen werden vor dem Hintergrund der Bewertungen anderer
Nutzer automatisch Vorschläge errechnet, die man bei den nächsten Klicks des
Stumble!-Buttons angezeigt bekommt.50 Der Nutzer stolpert durch das WWW,
wobei er – so das Kalkül – etwas finden kann, was für ihn von Interesse ist. Das
zufällige, orientierungslose und unproduktive Umherirren im WWW wird in ein
oberflächlich ebenso zufälliges, aber produktives Umherspringen übersetzt. Stum-
bleUpon operiert im Hintergrund als unsichtbarer Empfehlungsdienst, der den
Nutzer in einem linearen Stream von Vorschlägen situiert, dessen Ende nicht ab-
zusehen ist. Hierdurch inszeniert sich StumbleUpon als ein virtuell grenzenloses
Informationsreservoir. Daher ist die Erfahrung der Grenzen von StumbleUpon
umso ĂĽberraschender, die sich in der Nachricht manifestieren, dass zeitweilig keine
weiteren Empfehlungen vorliegen.
49 | Die Möglichkeit, Trends identifizieren und beobachten zu können, ist nichts Spe-
zifisches von Social News-Aggregatoren. Der Mikrobloggingdienst Twitter erzeugt
beispielsweise aus den Tweets der Nutzer eine Liste von Trending Topics.
50 | Neben den von Nutzern erstellten Verweisen werden auch bezahlte Links in
StumbleUpon aufgenommen, die als Werbung in den Empfehlungsstream einge-
woben werden.
Digitale Datenbanken
Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
- Title
- Digitale Datenbanken
- Subtitle
- Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
- Author
- Marcus Burkhardt
- Publisher
- transcript Verlag
- Date
- 2015
- Language
- German
- License
- CC BY-SA 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-3028-6
- Size
- 14.7 x 22.4 cm
- Pages
- 392
- Category
- Informatik
Table of contents
- Medium: Zwischen Konstellationen und Konfigurationen 21
- Die Frage nach den Medien 22
- Wann sind Medien? 33
- Ăśber Medien reden: Medienepistemologie 58
- Computer: Zwischen Oberfläche und Tiefe 73
- Phänomeno-Technische Konfigurationen 75
- Spielräume der computertechnischen Informationsvermittlung 95
- Datenbank: Zwischen digitalen Sammlungen und Sammlungstechnologien 117
- Was sind Datenbanken? 121
- Datenbanklogiken: Zur Datenbank als symbolischer Form 131
- Gegen die Datenbank als Prinzip: Mikrologiken der digitalen Datenhaltung 145
- Banken, Basen, Reservoirs: Information Storage and Retrieval 149
- Information: Zwischen begrifflicher Abstraktion und technischer Konkretion 150
- Kommunikation mit Informationssammlungen 167
- Daten und Information: Begriffsklärung 187
- Techno-Logik: Apparaturen, Architekturen, Verfahren 205
- Direct Access: Zur Festplatte als Herausforderung digitaler Datenbanken 206
- Datenbankmodelle: Architekturen für Datenunabhängigkeit 221
- Data + Access: Datenmodelle und Algorithmen 242