Web-Books
in the Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Informatik
Digitale Datenbanken - Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
Page - 313 -
  • User
  • Version
    • full version
    • text only version
  • Language
    • Deutsch - German
    • English

Page - 313 - in Digitale Datenbanken - Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data

Image of the Page - 313 -

Image of the Page - 313 - in Digitale Datenbanken - Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data

Text of the Page - 313 -

Phänomeno-Logik 313 terroristischen Gruppierungen und einen möglichen Anschlag hatten, sondern gerade weil sie über diese Informationen verfügten. Das Problem bestand darin, dass man nicht in der Lage war, die verschiedenen Informationen zum Bild eines Terroristen und zur Prognose eines möglichen Anschlags zusammenzuführen. Zu diesem Schluss kommt der offizielle Untersuchungsbericht des Weißen Hauses. Das Hauptproblem lag demzufolge bei den Geheimdiensten, die daran scheiterten, einen Zusammenhang zwischen den Informationen herzustellen: »[T]he CT [Counter- terrorism, M.B.] community failed to connect the dots« (White House 2010). Anders als es der Bericht nahelegt, ist die Ursache für dieses Scheitern jedoch nicht allein auf die Nachlässigkeit der Geheimdienste bei der Auswertung und Analyse von Informationen zurückzuführen, sondern auch auf den Überschuss an Informationen, welcher die menschlichen Verarbeitungskapazitäten übersteigt und damit nur noch computergestützten Analysemethoden zugänglich ist. Diese Verfahren beruhen auf Algorithmen, die Informationsbestände gemäß bestimmter Regeln automatisch interpretieren. Hierauf gründen gleichermaßen die Chancen und Risiken der computergestützten Auswertung von Informationen. Algorithmen analysieren Informationssammlungen nach einem vorgegebenen Muster, wodurch diese in einen bestimmten Bedeutungskontext gestellt werden. Abb. 24: Neun-Punkte-Problem Um in Informationssammlungen Zusammenhänge zu erkennen und denselben Informationen einen neuen Sinn zu entlocken, ist es jedoch notwendig, mit einem bestimmten, vorgegebenen Kontext oder Rahmen zu brechen. Auf einfache Weise lässt sich dies an dem Neun-Punkte-Problem verdeutlichen, bei dem neun im Quadrat angeordnete Punkte durch vier Geraden miteinander verbunden werden sollen. Dieses Puzzle lässt sich nur dann lösen, wenn die Linien über die Grenzen des Quadrats hinaus gezogen werden, weshalb das Neun-Punkte-Problem als Sinn- bild für die im englischen geläufige Redewendung »thinking outside the box« dient. Hieran scheitern Algorithmen, da sie nur im Rahmen ihrer eigenen Funktionslogik operieren können. Auch wenn die Möglichkeit, dass die Zukunft mithilfe avancierter Computer- technologien vorhergesagt werden kann, einen beliebten Topos der Populärkultur darstellt, ist dies noch immer weitgehend Science Fiction. Daher wird man sich unter den Bedingungen der sicherheitspolitisch motivierten Zunahme an Über- wachung künftig vermehrt mit dem Problem konfrontiert sehen, dass sich Ereig- nisse wie Terroranschläge schon immer in den Daten angekündigt haben werden. Das Wissen der Datenbank ist hierbei ein Wissen post Faktum im Konjunktiv II:
back to the  book Digitale Datenbanken - Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data"
Digitale Datenbanken Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
Title
Digitale Datenbanken
Subtitle
Eine Medientheorie im Zeitalter von Big Data
Author
Marcus Burkhardt
Publisher
transcript Verlag
Date
2015
Language
German
License
CC BY-SA 4.0
ISBN
978-3-8394-3028-6
Size
14.7 x 22.4 cm
Pages
392
Category
Informatik

Table of contents

  1. Medium: Zwischen Konstellationen und Konfigurationen 21
  2. Die Frage nach den Medien 22
  3. Wann sind Medien? 33
  4. Über Medien reden: Medienepistemologie 58
  5. Computer: Zwischen Oberfläche und Tiefe 73
  6. Phänomeno-Technische Konfigurationen 75
  7. Spielräume der computertechnischen Informationsvermittlung 95
  8. Datenbank: Zwischen digitalen Sammlungen und Sammlungstechnologien 117
  9. Was sind Datenbanken? 121
  10. Datenbanklogiken: Zur Datenbank als symbolischer Form 131
  11. Gegen die Datenbank als Prinzip: Mikrologiken der digitalen Datenhaltung 145
  12. Banken, Basen, Reservoirs: Information Storage and Retrieval 149
  13. Information: Zwischen begrifflicher Abstraktion und technischer Konkretion 150
  14. Kommunikation mit Informationssammlungen 167
  15. Daten und Information: Begriffsklärung 187
  16. Techno-Logik: Apparaturen, Architekturen, Verfahren 205
  17. Direct Access: Zur Festplatte als Herausforderung digitaler Datenbanken 206
  18. Datenbankmodelle: Architekturen für Datenunabhängigkeit 221
  19. Data + Access: Datenmodelle und Algorithmen 242
Web-Books
Library
Privacy
Imprint
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Digitale Datenbanken