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Mobilisierung und Krieg 052
ner Jugend (  4 Jahre  ) sehr gut ausge-
halten, krumm und muss die folgenden
Tage gefĂĽhrt werden. (Abb. 29)
30. Aug. Von ärgeren Eindruck war
das Verhalten in den Beobachtungs-
ständen; Pioniere hatten uns Graben
mit Wall gerichtet zum notdĂĽrftigen
Schutz; zum ersten Mal schlagen rings-
um in die Rübenblätter Gewehrkugeln
ein und krepieren Schrapnels [  Schrap-
nell = Artilleriegranate, die mit Metall-
kugeln gefĂĽllt ist und kurz vor dem Ziel
in der Luft explodiert  ] um uns; gegen
Abend laufe ich vor bis in die Infan-
terie-Schwarmlinie (  Kampf schweigt  !  )
um eine Mörserbatterie auskundschaf-
ten zu können, leider vergebens. [  …  ]
4h n.m. wird Division [  …  ] vorgezogen
und Feuer gesetzt gegen eine feindli-
che Artillerie bei Zuckerfabrik von Poturzyn. 5 Uhr geht Division in Stellung gegen einen
beim Walde nördlich Poturzyn befindlichen Gegner. Richtige Feuertaufe  ! Um 6h 5’ Feu-
er der Division eröffnet und dauert bis 6h 35’ n.m. Sodann eingestellt, Dunkelheit. [  …  ]
Div. Stab und Stab der Batt. 1 waren unter heftiges Feuer genommen [  …  ] Nächtigung
in Suszow, eingespannt.
Spät abends Ritt zur Abfertigung nach Liski, diese erfolgt gegen 12 Uhr nachts und
verlangt sofortigen Munitions-Ersatz; da Zeit nicht anders zulässt, reite ich selbst so-
fort zum Munitions-Park zurück und fordere das Nötige an. Nach 2 Stunden Ruhe unter
freiem Himmel fĂĽhre ich zwei Munitionswagen nebst 2 Entlastungsfuhrwerken den be-
kannten Weg, ohne StraĂźe ĂĽber sumpfiges Terrain und die Russische Grenze zur Division.
Während die Munition an geeigneter Stelle auf die Entlastungswagen verteilt wurde be-
nütze ich die Zeit (  3 Uhr nachts  ) um in einem nahe befindlichen Bach mich zum ersten
Mal wieder baden zu können. Die Sonnenhitze der Tage und der furchtbare Staub hatte
mir ĂĽber Nase und Wangen eine Kruste geschaffen, die bei Bewegungen aufspringt und
blutet. Bei Morgengrauen lange ich mit der Munition bei der Division ein.
29 Stellung bei Przewodow
Rolf Geyling (1884-1952)
Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Rolf Geyling (1884-1952)
- Subtitle
- Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
- Author
- Inge Scheidl
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2014
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79585-8
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 292
- Keywords
- Architektur, Historismus, Jugendstil, Neue Sachlichkeit, Erster Weltkrieg, Ostfront, Kriegsgefangenschaft, Sibirien, China, Tianjin
- Category
- Biographien
Table of contents
- Revolte und Reife 8
- Eine KĂĽnstlerfamilie 9
- Zwischen Abenteuer und Architektur 15
- Mädy 35
- Mobilisierung und Krieg 41
- Der Weg an die Ostfront 41
- Die Schlacht von Lemberg 48
- »Durch Landesbewohner verraten« 59
- Die Sanoffensive 62
- Schlacht bei Krakau 65
- Kriegsalltag in der k. u. k. Armee 67
- Die »Angriffshast« der Infanterie 68
- Warten auf Befehle 70
- Bewegungskrieg in Nässe und Schlamm 74
- Schlacht bei Limanowa-Lapanow 78
- Die Schlacht von Tarnow-Gorlice 81
- Kriegsgefangenschaft 91
- Berichte zwischen Verklärung und Traumabewältigung 91
- »Kriegsordnung« und Kriegsgefangenenrealität 94
- Die Jahre in Sibirien 96
- Der Transport in die Lager 96
- Dauria 115
- ArchitekturentwĂĽrfe in der Gefangenschaft 139
- Zwischen den Fronten der »Weißen« und »Roten« Garde 149
- Antipicha – Perwaja-Rjetschka – Wladiwostok 159
- China 173
- Ankunft 173
- Dies ist ja eine Ăśbergangszeit 182
- Aufträge und Rückschläge 189
- Das architektonische Werk 199
- Städtebauliche Planungen 203
- Öffentliche Gebäude und Geschäftsbauten 204
- Villen 214
- Miethäuser 221
- Gesellschaftliches Leben gibt es hier genug 224
- Wir leben recht abgeschlossen fĂĽr uns 230
- Sehnsucht nach Ă–sterreich 238
- Ewige Ungewissheit 247
- Lao Gai Lin 257
- Epilog 265
- Literatur 269
- Bildnachweis 272
- Farbteil 273