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Rolf Geyling (1884-1952) - Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
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Page - 101 - in Rolf Geyling (1884-1952) - Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten

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Die Jahre in Sibirien 101 ßer dem inneren Befestigungsgürtel, 3.Kl. Wagen recht angenehm. Gew. Vorm. [  Gewehr- Vormeister  ] Mayer ist noch in Kiew gewesen und bleibt von da ab bei mir als Diener bis erste Woche in Tetjuschi [  = Tetjonschi  ]. 29. Juni Nachmittags in der Station Kursk. Hier werden alle slawischen Offiziere und Sol- daten auswaggoniert um in anderer Richtung weiterzugehen, wir sollen noch 3 Tage auf der Bahn bleiben und nach Bensa kommen. Russ. Rekruten werden eben gebracht, schwache Burschen; in der Stadt sollen 5 japanische Korps sein  ? Die von den Russen als befreundet eingestuften slawischen Heeresteile der k. u. k. Mo- narchie wurden nach ihrer Gefangennahme in der Regel nicht nach Sibirien abtrans- portiert, sondern im europäischen Russland untergebracht. Mit dieser Maßnahme soll- ten die slawischen Gefangenen »zu russischen Untertanen umerzogen«18 werden, um in weiterer Folge sogar das russische Heer zu ergänzen. Die zaristische Armee erhielt jedoch auch von anderer Seite ethnische Verstärkung. Schon zu Kriegsbeginn gerieten viele Tschechen im Kampf gegen die slawischen »Bruderstaaten« Serbien und Russland in Gewissenskonflikt, und bereits in den ersten Kriegsmonaten, insbesondere aber im Jahr 1915, musste die k. u. k. Armee eine große Zahl an Überläufern zu den russischen Truppen verschmerzen. Wenn man bedenkt, dass von rund zwei Millionen Angehörigen der k. u. k. Armee, die in russische Gefangenschaft gerieten, ca. die Hälfte Slawen waren, so wird verständ- lich, dass angesichts dieser unvorstellbar hohen Anzahl die Trennung von Slawen und Nichtslawen keinesfalls lückenlos erfolgen konnte. Einerseits bedeutete diese Aufgabe eine zusätzliche administrative Belastung, der die militärischen Ausführungsorgane ins- besondere Ende 1914, Anfang 1915, nicht gewachsen waren, als die Zahl der Kriegsge- fangenen bislang unvorstellbare Ausmaße angenommen hatte. Andererseits »gelang es den russischen Militärs mitunter nicht, im babylonischen Sprachgewirr der Donaumo- narchie die ›slawischen Brüder‹ zu finden.« (  Nachtigal: Privilegiensystem, S. 175  ) Auch Rolf erwähnt mehrmals slawische Mitgefangene, welche von den für sie vorgesehenen Privilegien nicht profitieren konnten und stattdessen gleichfalls in den weit entfernten, schlechter versorgten sibirischen Lagern anzutreffen waren. Am 30. 6. wurde der Transport in mehreren Etappen über Bensa [  = Penza  ] Richtung Kasan [  = Kazan  ] fortgesetzt. 18 R. Nachtigal: Privilegiensystem und Zwangsrekrutierung. In: Kriegsgefangene im Europa des Ersten Weltkriegs / hrsg. von Jochen Oltmer. – Paderborn; Wien [  u. a.  ] 2006, S. 167 ff.
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Rolf Geyling (1884-1952) Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Rolf Geyling (1884-1952)
Subtitle
Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
Author
Inge Scheidl
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2014
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-79585-8
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
292
Keywords
Architektur, Historismus, Jugendstil, Neue Sachlichkeit, Erster Weltkrieg, Ostfront, Kriegsgefangenschaft, Sibirien, China, Tianjin
Category
Biographien

Table of contents

  1. Revolte und Reife 8
  2. Eine KĂĽnstlerfamilie 9
  3. Zwischen Abenteuer und Architektur 15
  4. Mädy 35
  5. Mobilisierung und Krieg 41
  6. Der Weg an die Ostfront 41
  7. Die Schlacht von Lemberg 48
  8. »Durch Landesbewohner verraten« 59
  9. Die Sanoffensive 62
  10. Schlacht bei Krakau 65
  11. Kriegsalltag in der k. u. k. Armee 67
  12. Die »Angriffshast« der Infanterie 68
  13. Warten auf Befehle 70
  14. Bewegungskrieg in Nässe und Schlamm 74
  15. Schlacht bei Limanowa-Lapanow 78
  16. Die Schlacht von Tarnow-Gorlice 81
  17. Kriegsgefangenschaft 91
  18. Berichte zwischen Verklärung und Traumabewältigung 91
  19. »Kriegsordnung« und Kriegsgefangenenrealität 94
  20. Die Jahre in Sibirien 96
  21. Der Transport in die Lager 96
  22. Dauria 115
  23. ArchitekturentwĂĽrfe in der Gefangenschaft 139
  24. Zwischen den Fronten der »Weißen« und »Roten« Garde 149
  25. Antipicha – Perwaja-Rjetschka – Wladiwostok 159
  26. China 173
  27. Ankunft 173
  28. Dies ist ja eine Ăśbergangszeit 182
  29. Aufträge und Rückschläge 189
  30. Das architektonische Werk 199
  31. Städtebauliche Planungen 203
  32. Öffentliche Gebäude und Geschäftsbauten 204
  33. Villen 214
  34. Miethäuser 221
  35. Gesellschaftliches Leben gibt es hier genug 224
  36. Wir leben recht abgeschlossen fĂĽr uns 230
  37. Sehnsucht nach Ă–sterreich 238
  38. Ewige Ungewissheit 247
  39. Lao Gai Lin 257
  40. Epilog 265
  41. Literatur 269
  42. Bildnachweis 272
  43. Farbteil 273
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