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Rolf Geyling (1884-1952) - Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
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Kriegsgefangenschaft 104 Ungezieferplage auch zu den gefürchteten Flecktyphus-Epidemien, bei denen eine gro- ße Zahl an Gefangenen den Tod fand. Mehrmals allerdings zeigt sich in den Tagebucheintragungen, mit denen Rolf seinen Aufenthalt in den verschiedenen Lagern dokumentierte, ein Phänomen, das den heuti- gen Vorstellungen von Gefangenenlagern irritierend widerspricht: Die gefangenen Of- fiziere konnten nicht nur Zeitungen und Lebensmittel in den jeweils nahe gelegenen Orten kaufen. Sondern Rolf berichtet beispielsweise auch von einem Zahnarztbesuch in einer nahe gelegenen Stadt, in dessen Anschluss er gleich einkaufen war, um sodann auf der Post seine Briefe herauszusuchen. Weiter erfährt man vom Kauf eines Pelzman- tels, von Büchern etc., und die Offiziere konnten sogar einen Fußball »kommen lassen«, wie Rolf in einer der Eintragungen im August 1915 berichtet: 11., 12.Aug. Das Wetter wird immer unfreundlicher, fast täglich Regen – dabei ziemlich kühl. Wir haben aus Kasan einen wirklichen Fußball kommen lassen und damit wird täg- lich nachmittags zwei Stunden statt des Guljat [  Spaziergangs  ] gespielt. Fast alle Herren beteiligen sich und gehen die ersten Tage ganz krumm vor Muskelschmerzen. 14.–16.Aug. Die schönen Nachrichten die wir aus den Zeitungen erhalten richten uns alle auf; die Erfolge sind so gewaltige, daß wir uns sogar für den Glauben hinreißen lassen es könne bald ein Friede mit Rußland zustande kommen und unsere Heim- kehr erfolgen. Hintergrund dieser Äußerung Rolfs ist die Tatsache, dass nach der erfolgreichen Schlacht von Tarnow-Gorlice Anfang Mai 1915, an der Rolf noch beteiligt gewesen war, am 1. Juli eine große Offensive der Mittelmächte gestartet wurde, die unter anderem zur Einnah- me von Warschau, Brest-Litowsk, Grodno und Wilna führte. Rolf fährt in seiner Schilde- rung des Widerhalls dieser Offensive unter den gefangenen deutschen und österreichi- schen Offizieren mit den Worten fort: Es haben sich zwei Lager gebildet; Optimisten und Pessimisten, die sich gerne bekrie- gen. Interessant ist, daß uns die tartarischen Kaufleute die Erfolge unserer Truppen meist schon Tage vorher sagen, ehe sie in Zeitungen zu lesen sind. Überhaupt scheint die tar- tarische Bevölkerung auf die Russen und auf die Regierung nicht sehr gut zu sprechen zu sein. Nur die strenge Polizei hält alles im Zaum, auch unsere Bedeckungssoldaten, die vor ihnen große Angst haben.
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Rolf Geyling (1884-1952) Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Rolf Geyling (1884-1952)
Subtitle
Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
Author
Inge Scheidl
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2014
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-79585-8
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
292
Keywords
Architektur, Historismus, Jugendstil, Neue Sachlichkeit, Erster Weltkrieg, Ostfront, Kriegsgefangenschaft, Sibirien, China, Tianjin
Category
Biographien

Table of contents

  1. Revolte und Reife 8
  2. Eine Künstlerfamilie 9
  3. Zwischen Abenteuer und Architektur 15
  4. Mädy 35
  5. Mobilisierung und Krieg 41
  6. Der Weg an die Ostfront 41
  7. Die Schlacht von Lemberg 48
  8. »Durch Landesbewohner verraten« 59
  9. Die Sanoffensive 62
  10. Schlacht bei Krakau 65
  11. Kriegsalltag in der k. u. k. Armee 67
  12. Die »Angriffshast« der Infanterie 68
  13. Warten auf Befehle 70
  14. Bewegungskrieg in Nässe und Schlamm 74
  15. Schlacht bei Limanowa-Lapanow 78
  16. Die Schlacht von Tarnow-Gorlice 81
  17. Kriegsgefangenschaft 91
  18. Berichte zwischen Verklärung und Traumabewältigung 91
  19. »Kriegsordnung« und Kriegsgefangenenrealität 94
  20. Die Jahre in Sibirien 96
  21. Der Transport in die Lager 96
  22. Dauria 115
  23. Architekturentwürfe in der Gefangenschaft 139
  24. Zwischen den Fronten der »Weißen« und »Roten« Garde 149
  25. Antipicha – Perwaja-Rjetschka – Wladiwostok 159
  26. China 173
  27. Ankunft 173
  28. Dies ist ja eine Übergangszeit 182
  29. Aufträge und Rückschläge 189
  30. Das architektonische Werk 199
  31. Städtebauliche Planungen 203
  32. Öffentliche Gebäude und Geschäftsbauten 204
  33. Villen 214
  34. Miethäuser 221
  35. Gesellschaftliches Leben gibt es hier genug 224
  36. Wir leben recht abgeschlossen für uns 230
  37. Sehnsucht nach Österreich 238
  38. Ewige Ungewissheit 247
  39. Lao Gai Lin 257
  40. Epilog 265
  41. Literatur 269
  42. Bildnachweis 272
  43. Farbteil 273
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