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Rolf Geyling (1884-1952) - Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
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Kriegsgefangenschaft 120 nie zu solch drastischen Ausschweifungen, wie sie aufseiten der Wachmannschaften auf der Tagesordnung waren und unter denen die Gefangenen wiederholt zu leiden hatten. Die zermürbende Monotonie von Rolfs Gefangenenalltag in Dauria spiegelt sich vor allem darin wider, dass es nun zu großen zeitlichen Unterbrechungen in seinen Tage- bucheintragungen kommt. Im November 1915 erstrecken sich die Berichtslücken zum Teil bereits über eine ganze Woche, im Jänner 1916 wird sodann fast die gesamte zwei- te Monatshälfte ausgeblendet. Nach fast krampfhaft positiv gestimmt wirkenden Ein- trägen unmittelbar nach dem Jahreswechsel, die von der Hoffnung getragen scheinen, dass nun zumindest die Kommunikation mit der Familie leichter wird, erfolgte offenbar eine Ernüchterung, der sich Rolf mehr und mehr mit einer selbstgewählten Studier- und Arbeitswut zu entziehen versucht. Vorerst jedoch verläuft der Alltag im Lager noch fast gänzlich ohne Höhen und Tie- fen, wenngleich Rolf zusehends die Betrunkenheit der Wachmannschaften und die Zu- stände bei den einfachen Soldaten thematisiert: 28. Nov. Nachmittags Violin- Laute und Gesangsvorträge zu Gunsten der Tiroler Kaiser- jäger. Sehr besucht und sehr nette Leistungen. Über 40 Rubel eingegangen. Wir sind nur drei T. K. J. Offiziere hier, Hauptmann Rosanelli, Lt. Milegger und ich. 2. Dez. Nachmittags hatte ich Besuch von Oblt. Grießmann und Lt. Milegger 2.T. K. J. – Professor, Bildhauer. Er hatte für die verstorbenen Österreicher am hießigen Friedhof ein Denkmal geschaffen, das aber die Russen schon wenige Tage nach der Fertigstellung beschädigten, indem sie einer Maske die Nase abschlugen (  Man sagt es könnten auch Ungarn gewesen sein, die sich ärgerten, dass keine ungarische Inschrift darauf ist  !  ?  !  ) 3. Dez. Bisher war ich täglich mindestens zwei Stunden draußen, ging den ungeheuren Kasernenplatz einige male herum und lernte recht laut Rumänisch; war es zu windig so stand ich, von einem kleinen Haus geschützt. 4. Dez. Die Tage sind bedeutend kälter geworden. Durchschnittlich -30 ° C. Tagsüber un- ausgesetzt schneidender Wind, nur die Nächte ruhig. Dabei scheint die Sonne unaus- gesetzt und rechtfertigt uns den Namen unseres Ortes Dauria d. h. Sonnenland. Seit ich hier, war die Sonne höchstens 5 mal für mehr als eine Stunde verdeckt. Nachmittags bei Oblt. Griesmann zu Besuch. 5. Dez. Vormittags Messe im Saal; Offizierskor singt die Schubertmesse. Nachmittags Vorträge des reichsdeutschen und des österreichischen Mannschaftskores. Besonders
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Rolf Geyling (1884-1952) Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Rolf Geyling (1884-1952)
Subtitle
Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
Author
Inge Scheidl
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2014
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-79585-8
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
292
Keywords
Architektur, Historismus, Jugendstil, Neue Sachlichkeit, Erster Weltkrieg, Ostfront, Kriegsgefangenschaft, Sibirien, China, Tianjin
Category
Biographien

Table of contents

  1. Revolte und Reife 8
  2. Eine KĂĽnstlerfamilie 9
  3. Zwischen Abenteuer und Architektur 15
  4. Mädy 35
  5. Mobilisierung und Krieg 41
  6. Der Weg an die Ostfront 41
  7. Die Schlacht von Lemberg 48
  8. »Durch Landesbewohner verraten« 59
  9. Die Sanoffensive 62
  10. Schlacht bei Krakau 65
  11. Kriegsalltag in der k. u. k. Armee 67
  12. Die »Angriffshast« der Infanterie 68
  13. Warten auf Befehle 70
  14. Bewegungskrieg in Nässe und Schlamm 74
  15. Schlacht bei Limanowa-Lapanow 78
  16. Die Schlacht von Tarnow-Gorlice 81
  17. Kriegsgefangenschaft 91
  18. Berichte zwischen Verklärung und Traumabewältigung 91
  19. »Kriegsordnung« und Kriegsgefangenenrealität 94
  20. Die Jahre in Sibirien 96
  21. Der Transport in die Lager 96
  22. Dauria 115
  23. ArchitekturentwĂĽrfe in der Gefangenschaft 139
  24. Zwischen den Fronten der »Weißen« und »Roten« Garde 149
  25. Antipicha – Perwaja-Rjetschka – Wladiwostok 159
  26. China 173
  27. Ankunft 173
  28. Dies ist ja eine Ăśbergangszeit 182
  29. Aufträge und Rückschläge 189
  30. Das architektonische Werk 199
  31. Städtebauliche Planungen 203
  32. Öffentliche Gebäude und Geschäftsbauten 204
  33. Villen 214
  34. Miethäuser 221
  35. Gesellschaftliches Leben gibt es hier genug 224
  36. Wir leben recht abgeschlossen fĂĽr uns 230
  37. Sehnsucht nach Ă–sterreich 238
  38. Ewige Ungewissheit 247
  39. Lao Gai Lin 257
  40. Epilog 265
  41. Literatur 269
  42. Bildnachweis 272
  43. Farbteil 273
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