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Rolf Geyling (1884-1952) - Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
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Kriegsgefangenschaft 152 10. Okt. Abends ereignete sich unter meinem Fenster ein Unglück. Oblt. Szigmond der in stark betrunkenem Zustand aus der Haustür heraus will, wird vom russischen Posten, an- geblich nach Bedrohung mit einem Stein niedergeschoßen. Der Arme stürzt auf der Stel- le des [  …  ?  ] zusammen, und zwei Kameraden, die ihm zur Hilfe kommen wollen, werden vom Posten ebenfalls gedroht. So musste der Arme ohne Hilfe auf der Stelle ausleiden und kümmerte sich niemand um ihn, da sie keinen österreichischen Arzt hinzu ließen, hielten eine Hausdurchsuchung ab, und erst nach einer Stunde wurde er in den Leichen- schuppen geschleppt, und alle seine Sache auf der Stelle davon getragen. – Nach zwei Tagen sollte die Leiche beerdigt werden, 10 Herren durften ihn begleiten, aber der Sarg war nicht fertig, so kehrten die Herren wieder zurück. Am 14. nachmittags Beerdigung. Der russische Kommandant Praporschik Werenikin führ- te selbst in schadenfroher Weise den Zug auf den Friedhof. Die Leiche lag noch unbe- rührt in dem Schuppen, aber Kleider halb entblößt. Endlich kam ein Sarg an. Während aber bisher immer gehobelte, einfach Särge verwendet wurden, gaben sie diesem Of- fizier eine richtige ungehobelte Kiste. Unteroffiziere hatten gebeten, die Leiche herrich- ten und tragen zu dürfen, wurde abgeschlagen. Am Friedhof benahm sich der russische Offizier in der gemeinsten Weise indem er überall die Schadenfreude und Missachtung herauskehrte. Während der religiösen Handlung ging er pfeifend und rauchend neben- her spazieren. Der Feldkurat Bratanic sagte ihm dafür zweimal die gebührende Meinung, wurde aber dafür vom russischen Oberst zur Verantwortung gezogen.- Lehrbücher, Le- xikon, die sie uns vor 7 Monaten zum abstempeln abnahmen haben sie noch nicht zu- rückgegeben. 15. Okt. Noch Ende September waren Pestfälle in der Ortschaft aufgetreten, dann bei un- serer Mannschaft wieder Typhus. Aber beides blieb lokalisiert. – Russen schikanieren im- mer neue Lebensmittelpreise, da alles nur in der Lafka des Oberst gekauft werden darf, unverschämt. Butter pro Pfund 1 Rubel 20 u.s.w. vieles wie Zucker (  pro Monat 2 Pfund  ) darf an uns nicht verkauft werden. Büchersendungen werden nicht ausgefolgt, alles an- dere, auch Konserven, werden bis aufs letzte zerstückelt und untersucht. Nur Gottlob die Post funktioniert wieder etwas. 27. Nov. Heute kommt die Nachricht vom Ableben unseres Kaisers an. Lange glauben wir es nicht, denn es stand schon oft so in den Telegrammen, aber diesmal scheint es wahr  ! – Es ist arger Winter, um -30 °. Major Kahler und der Feldkurat sollen wegen Auf- reizung strafversetzt werden. Rotter soll in Chawarofok [  Chabarowsk  ] abgekommen sein, am 2. Tag schon soll man sie in Mandschuria erwischt haben. – Gute Post von Mädi und
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Rolf Geyling (1884-1952) Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Rolf Geyling (1884-1952)
Subtitle
Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
Author
Inge Scheidl
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2014
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-79585-8
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
292
Keywords
Architektur, Historismus, Jugendstil, Neue Sachlichkeit, Erster Weltkrieg, Ostfront, Kriegsgefangenschaft, Sibirien, China, Tianjin
Category
Biographien

Table of contents

  1. Revolte und Reife 8
  2. Eine KĂĽnstlerfamilie 9
  3. Zwischen Abenteuer und Architektur 15
  4. Mädy 35
  5. Mobilisierung und Krieg 41
  6. Der Weg an die Ostfront 41
  7. Die Schlacht von Lemberg 48
  8. »Durch Landesbewohner verraten« 59
  9. Die Sanoffensive 62
  10. Schlacht bei Krakau 65
  11. Kriegsalltag in der k. u. k. Armee 67
  12. Die »Angriffshast« der Infanterie 68
  13. Warten auf Befehle 70
  14. Bewegungskrieg in Nässe und Schlamm 74
  15. Schlacht bei Limanowa-Lapanow 78
  16. Die Schlacht von Tarnow-Gorlice 81
  17. Kriegsgefangenschaft 91
  18. Berichte zwischen Verklärung und Traumabewältigung 91
  19. »Kriegsordnung« und Kriegsgefangenenrealität 94
  20. Die Jahre in Sibirien 96
  21. Der Transport in die Lager 96
  22. Dauria 115
  23. ArchitekturentwĂĽrfe in der Gefangenschaft 139
  24. Zwischen den Fronten der »Weißen« und »Roten« Garde 149
  25. Antipicha – Perwaja-Rjetschka – Wladiwostok 159
  26. China 173
  27. Ankunft 173
  28. Dies ist ja eine Ăśbergangszeit 182
  29. Aufträge und Rückschläge 189
  30. Das architektonische Werk 199
  31. Städtebauliche Planungen 203
  32. Öffentliche Gebäude und Geschäftsbauten 204
  33. Villen 214
  34. Miethäuser 221
  35. Gesellschaftliches Leben gibt es hier genug 224
  36. Wir leben recht abgeschlossen fĂĽr uns 230
  37. Sehnsucht nach Ă–sterreich 238
  38. Ewige Ungewissheit 247
  39. Lao Gai Lin 257
  40. Epilog 265
  41. Literatur 269
  42. Bildnachweis 272
  43. Farbteil 273
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