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Rolf Geyling (1884-1952) - Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
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Kriegsgefangenschaft 156 bringen wusste, ist auch der Rahmen für die Repatriierung der gegnerischen Gefangenen von 1918–1920 gesetzt.«35 Immerhin wurden bis Ende 1918 alle Gefangenen aus dem europäischen Teil Russ- lands heimtransportiert. Die in Sibirien verbliebenen rund 400.  000 Gefangenen befan- den sich hingegen im Einflussgebiet der »Weißen« und später der Tschechoslowaken, die die Lager streng und häufig revanchistisch kontrollierten. Die Heimkehr dieser Ge- fangenen war deshalb zum Großteil erst nach dem Sieg der Sowjetarmee 1920 möglich. Die Tschechen hatten schon zu Beginn des Ersten Weltkrieges gemeinsam mit den Slowaken militärische Verbände gebildet, die in Frankreich, Italien und in Russland auf- gestellt worden waren und die die Erlangung der Freiheit und Unabhängigkeit von Ös- terreich-Ungarn sowie die Anerkennung der Tschechoslowakei als souveränen Staat zum Ziel hatten. Eine besondere Rolle spielte die sogenannte Tschechoslowakische Legion im russischen Bürgerkrieg. Diese Legion bestand überwiegend aus ehemaligen Kriegs- gefangenen und Überläufern und war bereits unter der Zarenherrschaft gebildet wor- den. Nach der Machtübernahme durch die Bolschewiki gelang es ihr, in Abstimmung mit der Entente ein Abkommen abzuschließen, das ihren Mitgliedern bewaffnete Neut- ralität und freien Abzug aus Russland nach Frankreich zusicherte. Dort sollte die Tsche- choslowakische Legion in die Westfront eingegliedert werden. Die Truppe befand sich bereits auf der Bahnlinie zwischen der mittleren Wolga und dem sibirischen Irkutsk, als es zu einem Zwischenfall mit ungarischen Kriegsgefangenen kam. Leo Trotzki, der kurz zuvor installierte Kriegskommissar der Bolschewiki, stoppte daraufhin den Abzug und befahl die gewaltsame Entwaffnung der Tschechoslowaken. Die Legion widersetzte sich allerdings, und in der Nacht zum 25. Mai 1918 reagierte sie mitten im Gebiet der Sow- jetunion mit einem formidablen Aufstand: Die Tschechoslowaken hielten alle Heimkeh- rerzüge auf, entmachteten die örtlichen Sowjets und brachten die gesamte transsibiri- sche Bahn in ihre Gewalt. Auch Rolf und seine Kameraden fanden sich mehrmals in diese Auseinandersetzun- gen involviert. Die Kriegsgefangenen gerieten dabei mehr und mehr zwischen die inner- staatlichen Fronten, und dementsprechend hoffnungslos und zufallsbehaftet gestaltete sich ihre persönliche Situation. Im allgemeinen Chaos flohen viele aus den Lagern, um auf eigene Faust in die Heimat zu gelangen. Sie strömten scharenweise in die großen Städte, wo die Bevölkerung im letzten Kriegsjahr unter großem Hunger litt, und dem- entsprechend große Entbehrungen mussten auch diese Soldaten auf ihrem Weg nach 35 R. Nachtigal: Die Repatriierung der Mittelmächte-Gefangenen aus dem revolutionären Russ- land. In: J. Oltmer (  Hrsg.  ): Kriegsgefangene in Europa im Ersten Weltkrieg. Paderborn u. a. 2006, S. 241
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Rolf Geyling (1884-1952) Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Rolf Geyling (1884-1952)
Subtitle
Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
Author
Inge Scheidl
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2014
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-79585-8
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
292
Keywords
Architektur, Historismus, Jugendstil, Neue Sachlichkeit, Erster Weltkrieg, Ostfront, Kriegsgefangenschaft, Sibirien, China, Tianjin
Category
Biographien

Table of contents

  1. Revolte und Reife 8
  2. Eine KĂĽnstlerfamilie 9
  3. Zwischen Abenteuer und Architektur 15
  4. Mädy 35
  5. Mobilisierung und Krieg 41
  6. Der Weg an die Ostfront 41
  7. Die Schlacht von Lemberg 48
  8. »Durch Landesbewohner verraten« 59
  9. Die Sanoffensive 62
  10. Schlacht bei Krakau 65
  11. Kriegsalltag in der k. u. k. Armee 67
  12. Die »Angriffshast« der Infanterie 68
  13. Warten auf Befehle 70
  14. Bewegungskrieg in Nässe und Schlamm 74
  15. Schlacht bei Limanowa-Lapanow 78
  16. Die Schlacht von Tarnow-Gorlice 81
  17. Kriegsgefangenschaft 91
  18. Berichte zwischen Verklärung und Traumabewältigung 91
  19. »Kriegsordnung« und Kriegsgefangenenrealität 94
  20. Die Jahre in Sibirien 96
  21. Der Transport in die Lager 96
  22. Dauria 115
  23. ArchitekturentwĂĽrfe in der Gefangenschaft 139
  24. Zwischen den Fronten der »Weißen« und »Roten« Garde 149
  25. Antipicha – Perwaja-Rjetschka – Wladiwostok 159
  26. China 173
  27. Ankunft 173
  28. Dies ist ja eine Ăśbergangszeit 182
  29. Aufträge und Rückschläge 189
  30. Das architektonische Werk 199
  31. Städtebauliche Planungen 203
  32. Öffentliche Gebäude und Geschäftsbauten 204
  33. Villen 214
  34. Miethäuser 221
  35. Gesellschaftliches Leben gibt es hier genug 224
  36. Wir leben recht abgeschlossen fĂĽr uns 230
  37. Sehnsucht nach Ă–sterreich 238
  38. Ewige Ungewissheit 247
  39. Lao Gai Lin 257
  40. Epilog 265
  41. Literatur 269
  42. Bildnachweis 272
  43. Farbteil 273
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