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Rolf Geyling (1884-1952) - Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
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Kriegsgefangenschaft 160 15. März [  zwei Eintragungen  ] Nach zwei so fast schlaflosen Nächten wagonieren wir am 15. 3. 1918 endlich in Antipicha aus. Nach vielen Widerwärtigkeiten kommen wir im Kriegs- lager aus dem russisch-japanischen Krieg in recht gute Quartiere. Wohne mit Kolt Corp. Russen38 in nettem kleinen Zimmer. Hier herrscht die Rote Garde, die uns natürlich kei- ne Gage oder Begünstigung gegenüber der Mannschaft einräumen will. Aber in Tschi- ta ist Rote Kreuz-Station. 15. März Auswagonierung in Antipicha. Seit langer Zeit wieder menschliche Quartiere (  russ. Offizierswohnungen  ) zu zweien ein kleines Zimmer. – Immer wieder Aufregungen; man will uns ausquartieren in Baracken, dann nach Pjestschanka [  ein Lager östlich von Tschita  ]; aber es gelingt uns immer zu vereiteln. Schöne Waldumgebung und Fluß – In- goda – wohl noch tiefer Winter, aber laufen viel spazieren. – Viele Gerüchte über Rote Garde, bei der viele unserer Leute, besonders Ungarn beigetreten sind. 14. April Morgen das Lager von Roter Garde umstellt, darf niemand hinaus. Mittags kommt Verstärkung, Maschinengewehre im Hof aufgestellt. Dann gehen die Herren Rote Garde in alle Zimmer und plündern unter Vorwand des Kommunismus für Kamera- den im Spital etc. was ihnen beliebt, Kleider, Schuhe weil diese hier sehr wertvoll ziem- lich alles was man nicht am Leib hat; Wäsche über 3 Garnituren, Geld über 120 Rubel, Zucker, Konserven etc. fast alles. – Dann empfehlen sie sich und kündigen aber noch weitere Transporte an. – Wirklich kommen in nächsten Tagen weitere Transporte; aber beschränken sich das Tragen von Distinktionen zu verbieten, und sie einzelnen Herren herabzureissen. Die Lage verschärft sich aber immer mehr, man spricht von neuerli- cher Bewachung, dazu kommt Semionow immer näher, man hat Angst, dass er Tschita einnehmen werde. Wieder werden Schritte unternommen, uns weiter zu transportie- ren, aber weiter westlich soll das Treiben der Roten Garde noch ärger sein, oft bluti- ge Zusammenstöße. 14. Mai Unsere eigenen Leute, Ungarn, der Roten Garde bewachen uns, man darf aus dem Bretterzaun nicht hinaus, von Tag zu Tag Verschärfungen. Der gewesene Schuster 38 Kolt. = Koltschak  ? Alexander W. Koltschak rekrutierte im November 1918 als Kriegs- und Mari- neminister der »Sibirischen Regierung« eine Armee, stürzte anschließend diese Regierung und ernannte sich zum »Obersten Regenten Russlands«, als der er von der Entente anerkannt und unterstützt wurde. Er errichtete eine diktatorische Herrschaft und leitete mit materieller Hilfe aus England und Frankreich zunächst erfolgreich den Kampf gegen die Rote Armee in Sibiri- en bis April 1919. Später geriet Koltschak – laut Brändström »ein ehrenhafter Soldat« (  S. 224  )- in die Hände der Bolschewisten und wurde 1920 hingerichtet.
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Rolf Geyling (1884-1952) Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Rolf Geyling (1884-1952)
Subtitle
Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
Author
Inge Scheidl
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2014
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-79585-8
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
292
Keywords
Architektur, Historismus, Jugendstil, Neue Sachlichkeit, Erster Weltkrieg, Ostfront, Kriegsgefangenschaft, Sibirien, China, Tianjin
Category
Biographien

Table of contents

  1. Revolte und Reife 8
  2. Eine KĂĽnstlerfamilie 9
  3. Zwischen Abenteuer und Architektur 15
  4. Mädy 35
  5. Mobilisierung und Krieg 41
  6. Der Weg an die Ostfront 41
  7. Die Schlacht von Lemberg 48
  8. »Durch Landesbewohner verraten« 59
  9. Die Sanoffensive 62
  10. Schlacht bei Krakau 65
  11. Kriegsalltag in der k. u. k. Armee 67
  12. Die »Angriffshast« der Infanterie 68
  13. Warten auf Befehle 70
  14. Bewegungskrieg in Nässe und Schlamm 74
  15. Schlacht bei Limanowa-Lapanow 78
  16. Die Schlacht von Tarnow-Gorlice 81
  17. Kriegsgefangenschaft 91
  18. Berichte zwischen Verklärung und Traumabewältigung 91
  19. »Kriegsordnung« und Kriegsgefangenenrealität 94
  20. Die Jahre in Sibirien 96
  21. Der Transport in die Lager 96
  22. Dauria 115
  23. ArchitekturentwĂĽrfe in der Gefangenschaft 139
  24. Zwischen den Fronten der »Weißen« und »Roten« Garde 149
  25. Antipicha – Perwaja-Rjetschka – Wladiwostok 159
  26. China 173
  27. Ankunft 173
  28. Dies ist ja eine Ăśbergangszeit 182
  29. Aufträge und Rückschläge 189
  30. Das architektonische Werk 199
  31. Städtebauliche Planungen 203
  32. Öffentliche Gebäude und Geschäftsbauten 204
  33. Villen 214
  34. Miethäuser 221
  35. Gesellschaftliches Leben gibt es hier genug 224
  36. Wir leben recht abgeschlossen fĂĽr uns 230
  37. Sehnsucht nach Ă–sterreich 238
  38. Ewige Ungewissheit 247
  39. Lao Gai Lin 257
  40. Epilog 265
  41. Literatur 269
  42. Bildnachweis 272
  43. Farbteil 273
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