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Rolf Geyling (1884-1952) - Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
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Page - 181 - in Rolf Geyling (1884-1952) - Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten

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Ankunft 181 nach einer Anfrage beim Polizeiamt gestattet, an Land zu gehen. Sehr interessant wie die Stimmung in der kurzen Zeit seit Friedensschluss sich geändert. Die Amerikaner in Manilla, früher größte Hetzer, sind zahm und freundlich, wünschen Deutsche zurück und hassen schon die Engländer. Deutsche Geschäfte die die Amerikaner selbst weiter- führen wollten meist zugrunde gegangen. Alles rüstet auf den Philippinen gegen Japan; man erwartet den Zusammenstoß.« Von Manila erfolgte die Reise nach Padang, den Jahreswechsel erlebte Rolf, wäh- rend der Dampfer den Äquator überquerte. Durch den Suezkanal ging es sodann nach Port Said, Gibraltar, und nach rund zwei Monaten landete das Schiff am 2. Februar 1921 schließlich in Hamburg, von wo Rolf ein Schiff nach Triest nahm, um sich auf diesem wei- teren Umweg seiner Heimat zu nähern. Dass Rolf nicht mit dem Zug nach Wien fuhr, er- klärt sich vielleicht daraus, dass sein Pass, der ihm in Peking ausgestellt worden war, als Endpunkt der Reise Triest angibt, und möglicherweise durfte er mit diesem Dokument nicht in Deutschland einreisen. Rolfs Frau Hermine (  Mädy  ) erinnerte sich Jahre später: Sie hielt sich gerade bei ih- rer Schwiegermutter in Wien auf, als sie die Nachricht bekam, dass ihr Mann von China kommend in Triest eintreffen werde. Daraufhin fuhr sie, begleitet von ihrem Vater, der eigens aus Bukarest angereist war, nach Triest, um ihren Mann dort zu empfangen. Das erwartete Schiff fuhr in den Hafen ein – doch Rolf war nicht bei den ankommenden Pas- sagieren. Stattdessen erhielten die vergeblich Wartenden ein Telegramm, in dem Rolf mitteilte, dass er seine Pläne geändert habe und eine nähere Erklärung folgen werde. Es stellte sich heraus, dass Rolf seinen Platz auf dem Schiff einem Herrn überlassen hatte, dessen Frau sich in Österreich befand und erkrankt war. Rolfs Ankunft erfolgte schließ- lich – ohne nähere Ankündigung – erst drei Wochen später. Wie Hermine berichtete, fühlte sich das junge Ehepaar beim ersten Wiedersehen einigermaßen unbehaglich. Ei- nerseits bewirkte die lange Zeit der Trennung natürlich das Gefühl einer gewissen Ent- fremdung. Andererseits fand Hermine, nach einem Einkauf heimkehrend, ihren Mann umgeben von ihrer Schwiegermutter und ihrer Schwägerin vor, sodass die neugierigen bzw. Anteil nehmenden Blicke der Verwandten selbstredend erst recht die anfängliche Befangenheit zwischen dem Ehepaar förderte. Obwohl Rolfs und Hermines Familien über die China-Pläne Rolfs unterrichtet waren, haben offensichtlich alle gehofft, dass er dieses Vorhaben schließlich doch aufgeben wer- de. Allerdings stellte sich heraus, dass er durch seine berufliche Neuorientierung keines- falls umzustimmen war. Rolf konnte sich auf gute Argumente stützen: In China hatte sich durch die Modernisierungswelle ein reiches Betätigungsfeld eröffnet, und insbesondere westliche Architekten konnten mit weitreichenden Privilegien und aussichtsreichen Stel- lungen rechnen. Demgegenüber war infolge des Ersten Weltkrieges die wirtschaftliche
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Rolf Geyling (1884-1952) Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Rolf Geyling (1884-1952)
Subtitle
Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
Author
Inge Scheidl
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2014
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-79585-8
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
292
Keywords
Architektur, Historismus, Jugendstil, Neue Sachlichkeit, Erster Weltkrieg, Ostfront, Kriegsgefangenschaft, Sibirien, China, Tianjin
Category
Biographien

Table of contents

  1. Revolte und Reife 8
  2. Eine KĂĽnstlerfamilie 9
  3. Zwischen Abenteuer und Architektur 15
  4. Mädy 35
  5. Mobilisierung und Krieg 41
  6. Der Weg an die Ostfront 41
  7. Die Schlacht von Lemberg 48
  8. »Durch Landesbewohner verraten« 59
  9. Die Sanoffensive 62
  10. Schlacht bei Krakau 65
  11. Kriegsalltag in der k. u. k. Armee 67
  12. Die »Angriffshast« der Infanterie 68
  13. Warten auf Befehle 70
  14. Bewegungskrieg in Nässe und Schlamm 74
  15. Schlacht bei Limanowa-Lapanow 78
  16. Die Schlacht von Tarnow-Gorlice 81
  17. Kriegsgefangenschaft 91
  18. Berichte zwischen Verklärung und Traumabewältigung 91
  19. »Kriegsordnung« und Kriegsgefangenenrealität 94
  20. Die Jahre in Sibirien 96
  21. Der Transport in die Lager 96
  22. Dauria 115
  23. ArchitekturentwĂĽrfe in der Gefangenschaft 139
  24. Zwischen den Fronten der »Weißen« und »Roten« Garde 149
  25. Antipicha – Perwaja-Rjetschka – Wladiwostok 159
  26. China 173
  27. Ankunft 173
  28. Dies ist ja eine Ăśbergangszeit 182
  29. Aufträge und Rückschläge 189
  30. Das architektonische Werk 199
  31. Städtebauliche Planungen 203
  32. Öffentliche Gebäude und Geschäftsbauten 204
  33. Villen 214
  34. Miethäuser 221
  35. Gesellschaftliches Leben gibt es hier genug 224
  36. Wir leben recht abgeschlossen fĂĽr uns 230
  37. Sehnsucht nach Ă–sterreich 238
  38. Ewige Ungewissheit 247
  39. Lao Gai Lin 257
  40. Epilog 265
  41. Literatur 269
  42. Bildnachweis 272
  43. Farbteil 273
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