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Rolf Geyling (1884-1952) - Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
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Page - 253 - in Rolf Geyling (1884-1952) - Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten

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Ewige Ungewissheit 253 rung. Auch gesundheitlich wird es nicht zum Besten stehen. Da tut Mädy also wohl dar- an eher weg zu bleiben, jedenfalls nicht unnötig mit der Rückreise zu eilen.« Gleichzeitig rät er, dass seine Frau wegen der unsicheren Lage in der Mandschurei für die Rückrei- se den Seeweg wählen solle. Geradezu skurril angesichts der weltpolitischen Lage wir- ken hingegen Rolfs Überlegungen, in denen er sich um eine möglichst optimale Aus- nutzung der Wechselkurse durch Hermine sorgt. Er meint, dass die Valutalage »hier so katastrophal« sei wie das Hochwasser – und seine Frau deshalb »jede Möglichkeit, die gesetzlich offen steht ausnützen« solle, um die Pfund, die sie auf ihre Reise mitgenom- men hat, zu sparen, da sie derzeit in China einen sehr hohen Wert hätten, während Aus- gaben in Reichsmark nur die Hälfte kosten würden. »Nachmittags, es ist Sonntag, will ich versuchen zu meinen überschwemmten Bauten zu gelangen; es soll ohne einen Ki- lometer im Wasser zu waten nicht gehen – immerhin ich muss sehen ob etwas anzu- ordnen ist«, schließt Rolf den Brief. Nur vier Tage später, am 24. August, schreibt er neuerlich an seine Schwester. Wie- der betont er, dass seine Frau mit der Rückreise mindestens bis November warten solle. Und nun, da wegen der Überschwemmung sämtliche Bauvorhaben stillstehen und Rolf davon ausgeht, dass erst im Frühjahr weitergearbeitet werden kann, überlegte er, doch noch nach Europa zu reisen, um seine Frau und die Kinder abzuholen. Allerdings be- tont er zugleich, dass er erst in einigen Wochen die entsprechende Entscheidung treffen könne, wobei eine Woche vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges einmal mehr mone- täre Fragen im Vordergrund standen. Nicht die politischen Zusammenhänge beschäf- tigten Rolf, sondern ausschließlich die Frage, »wie ich es bei dem miserablen Stand des chin. Dollars finanziell leisten kann«. Tatsächlich fiel der Plan seines Heimatbesuches ins Wasser – oder eher umgekehrt: Das abklingende Hochwasser machte dieses Vorhaben zunichte. Am 14. September 1939 schreibt Rolf wieder an Greta: »Alle meine Freude auf die Heimreise musste ich wieder begraben. [  …  ] Erstmal geht das Flutwasser hier doch viel rascher weg [  …  ] als ich je ge- dacht hätte, und alle Bauherren wollen natürlich sehen, dass die Arbeiten an ihren Bau- ten baldigst wieder beginnen.[  …  ] Dazu kommt noch der Ausbruch des Krieges in Euro- pa. Ich habe doch fast allen Besitz, und das Büro in der englischen Concession. Wenn auch erste Massnahmen, die die Bankguthaben bei englischen Banken sperrten, wider- rufen wurden so kann man dem östlichen Frieden nicht trauen, und muss ich verschie- dene Maßnahmen treffen um meine Sachen möglichst zu schützen.« Erstmals auch die politische Entwicklung berücksichtigend, meint Rolf nun auch, seine Frau solle angesichts der geänderten Bedingungen doch möglichst schnell zurückkehren. »Ich fürchte, dass Rumänien früher oder später in den Krieg hineingezogen werden wird. Russland, Bul- garien und Ungarn warten doch auf den Tag wenn sich jedes seinen Teil holen kann.«
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Rolf Geyling (1884-1952) Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Rolf Geyling (1884-1952)
Subtitle
Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
Author
Inge Scheidl
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2014
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-79585-8
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
292
Keywords
Architektur, Historismus, Jugendstil, Neue Sachlichkeit, Erster Weltkrieg, Ostfront, Kriegsgefangenschaft, Sibirien, China, Tianjin
Category
Biographien

Table of contents

  1. Revolte und Reife 8
  2. Eine KĂĽnstlerfamilie 9
  3. Zwischen Abenteuer und Architektur 15
  4. Mädy 35
  5. Mobilisierung und Krieg 41
  6. Der Weg an die Ostfront 41
  7. Die Schlacht von Lemberg 48
  8. »Durch Landesbewohner verraten« 59
  9. Die Sanoffensive 62
  10. Schlacht bei Krakau 65
  11. Kriegsalltag in der k. u. k. Armee 67
  12. Die »Angriffshast« der Infanterie 68
  13. Warten auf Befehle 70
  14. Bewegungskrieg in Nässe und Schlamm 74
  15. Schlacht bei Limanowa-Lapanow 78
  16. Die Schlacht von Tarnow-Gorlice 81
  17. Kriegsgefangenschaft 91
  18. Berichte zwischen Verklärung und Traumabewältigung 91
  19. »Kriegsordnung« und Kriegsgefangenenrealität 94
  20. Die Jahre in Sibirien 96
  21. Der Transport in die Lager 96
  22. Dauria 115
  23. ArchitekturentwĂĽrfe in der Gefangenschaft 139
  24. Zwischen den Fronten der »Weißen« und »Roten« Garde 149
  25. Antipicha – Perwaja-Rjetschka – Wladiwostok 159
  26. China 173
  27. Ankunft 173
  28. Dies ist ja eine Ăśbergangszeit 182
  29. Aufträge und Rückschläge 189
  30. Das architektonische Werk 199
  31. Städtebauliche Planungen 203
  32. Öffentliche Gebäude und Geschäftsbauten 204
  33. Villen 214
  34. Miethäuser 221
  35. Gesellschaftliches Leben gibt es hier genug 224
  36. Wir leben recht abgeschlossen fĂĽr uns 230
  37. Sehnsucht nach Ă–sterreich 238
  38. Ewige Ungewissheit 247
  39. Lao Gai Lin 257
  40. Epilog 265
  41. Literatur 269
  42. Bildnachweis 272
  43. Farbteil 273
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