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Rolf Geyling (1884-1952) - Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
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Page - 263 - in Rolf Geyling (1884-1952) - Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten

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Lao Gai Lin 263 in diesen Tagen verstärkt bemerkbar. In der Nacht nach der Gerichtsverhandlung erlitt er einen Schlaganfall, der halbseitig eine leichte Lähmung bewirkte. Es war ihm schnell klar, dass er unter Umständen den Rest seines Lebens im Rollstuhl verbringen müsse, und er litt unter der Vorstellung, welch große Belastung das für seine Frau bedeuten würde. Seine ganze Energie darauf abzielend, seine rechte Seite wieder zu mobilisieren, folgte ein paar Tage später ein weiterer Schlaganfall, und Rolf starb nur wenige Wochen spä- ter am 1. August 1952 im Alter von 68 Jahren. Bis zu seinem Tod hat Rolf vergeblich um die Rückgabe seines Besitzes in China ge- kämpft. Und somit ist eingetreten, was der Sohn längst vermutet hatte: Seitens der Be- hörde wurde all die Jahre mit »chinesischer Geduld« darauf gewartet, dass sich diese Frage lösen werde, indem der Besitzer auf »natürliche Weise« die Ansprüche aufgeben werde. Rolfs Familie hat sich in der Folge für das Recht der Restitution weiter eingesetzt – allerdings genauso vergeblich.55 Einen besonderen Akt der Loyalität setze der Diener Wang He in der Nacht nach Rolfs Tod. Wang war schon vor mehr als 30 Jahren in den Dienst von Rolf eingetreten und hatte seinem Herrn die ganze Zeit über treu gedient. Nun kam er mit seiner Mat- ratze in das Sterbezimmer, um hier, zu Füßen des Leichnams, die Totenwache zu halten. Erstaunt fragte ihn Hermine, ob er nicht beunruhigt sei, in einem Sterbezimmer zu schla- fen, zumal der Geisterglaube in China damals noch sehr verbreitet war und die meisten Chinesen Angst und Aversion gegenüber dem Tod zu erkennen gaben. Es war daher auch üblich, dass immer eine größere Anzahl von Personen an der Totenwache betei- ligt war. Wang aber antwortete, dass er sein ganzes Leben Freundlichkeit und gute Be- handlung von dem »alten Gentleman«56 erfahren habe und dass er sich daher auch in der Nähe des Verstorbenen vollkommen sicher fühle und es ihm ein Anliegen sei, Lao Gai Lin diese letzte Ehrenbezeugung zu erweisen. 55 Mündliche Auskunft August 2004 56 Unveröffentlichte Transkription einer Tonbandaufzeichnung mit Erinnerungen von Hermine Geyling im Nachlass Rolf Geylings.
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Rolf Geyling (1884-1952) Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Rolf Geyling (1884-1952)
Subtitle
Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
Author
Inge Scheidl
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2014
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-79585-8
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
292
Keywords
Architektur, Historismus, Jugendstil, Neue Sachlichkeit, Erster Weltkrieg, Ostfront, Kriegsgefangenschaft, Sibirien, China, Tianjin
Category
Biographien

Table of contents

  1. Revolte und Reife 8
  2. Eine Künstlerfamilie 9
  3. Zwischen Abenteuer und Architektur 15
  4. Mädy 35
  5. Mobilisierung und Krieg 41
  6. Der Weg an die Ostfront 41
  7. Die Schlacht von Lemberg 48
  8. »Durch Landesbewohner verraten« 59
  9. Die Sanoffensive 62
  10. Schlacht bei Krakau 65
  11. Kriegsalltag in der k. u. k. Armee 67
  12. Die »Angriffshast« der Infanterie 68
  13. Warten auf Befehle 70
  14. Bewegungskrieg in Nässe und Schlamm 74
  15. Schlacht bei Limanowa-Lapanow 78
  16. Die Schlacht von Tarnow-Gorlice 81
  17. Kriegsgefangenschaft 91
  18. Berichte zwischen Verklärung und Traumabewältigung 91
  19. »Kriegsordnung« und Kriegsgefangenenrealität 94
  20. Die Jahre in Sibirien 96
  21. Der Transport in die Lager 96
  22. Dauria 115
  23. Architekturentwürfe in der Gefangenschaft 139
  24. Zwischen den Fronten der »Weißen« und »Roten« Garde 149
  25. Antipicha – Perwaja-Rjetschka – Wladiwostok 159
  26. China 173
  27. Ankunft 173
  28. Dies ist ja eine Übergangszeit 182
  29. Aufträge und Rückschläge 189
  30. Das architektonische Werk 199
  31. Städtebauliche Planungen 203
  32. Öffentliche Gebäude und Geschäftsbauten 204
  33. Villen 214
  34. Miethäuser 221
  35. Gesellschaftliches Leben gibt es hier genug 224
  36. Wir leben recht abgeschlossen für uns 230
  37. Sehnsucht nach Österreich 238
  38. Ewige Ungewissheit 247
  39. Lao Gai Lin 257
  40. Epilog 265
  41. Literatur 269
  42. Bildnachweis 272
  43. Farbteil 273
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