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610 Von der Gründung der Universität bis zur Aufhebung des Jesuitenordens (1773)
Hof
Universität Nach einer ersten Blütezeit unter Fer-
dinand II. (reg. 1564–1595) hatte sich
der Innsbrucker Hof während der Herr-
schaft Leopolds V. (reg. 1619–1632)
und Ferdinand Karls (reg. 1646–1662)
erneut zu einem kulturellen Zentrum
mit großer Anziehungskraft entwickelt.
Dass dann aber seit der Regierungs-
übernahme durch Kaiser Leopold kein
Landesherr in Innsbruck residierte,
bedeutete nicht nur für Musiker, Bild-
hauer und Maler, sondern auch für die
Literaten in Tirol den Verlust des wich-
tigsten Gönners und Auftraggebers.
Der Charakter der Literatur in Tirol
veränderte sich dadurch zweifellos, das
hofzentrierte, panegyrische Schrifttum
erlosch aber dennoch nicht vollständig,
da das Mäzenatentum, wenn auch in
einem viel kleineren Umfang als bisher
in Innsbruck, an den zwei fürstbischöf-
lichen Höfen in Brixen und Trient weiter gepflegt wurde. Auch die zweimalige Ein-
setzung von Gubernatoren als Vertreter des Kaisers in Tirol (Karl von Lothringen
1678–1690 und Karl Philipp von Pfalz-Neuburg 1707–1717) bewirkte, dass das
Fehlen einer Fürstenresidenz keine drastischen Folgen nach sich zog.
Einen größeren Einfluss auf die Literaturproduktion als der Verlust der Resi-
denz hatte die Gründung der Innsbrucker Universität im Jahr 1669 als eines neuen
intellektuellen Zentrums. Ab diesem Zeitpunkt kamen zum Kreis derer, die in
Tirol regelmäßig lat. Schriften verfassten, Professoren und Studenten hinzu. Bis
1669 hatten die nach höherer Bildung strebenden Tiroler hauptsächlich ihre ‚Lan-
desuniversität‘ Freiburg i.B. in den österreichischen Vorlanden, die nahe gelegenen
Universitäten Ingolstadt, Dillingen und Padua, daneben auch die Universitäten in
Wien und Graz, oder, seit 1629, die Benediktineruniversität in Salzburg besucht.
Schon seit der Zeit Ferdinands I. gab es immer wieder Überlegungen, eine höhere
Schule in Tirol zu gründen, was jedoch an der Finanzierung scheiterte. Im Jahr
1665, im Zuge der Erbhuldigung bei Leopolds Regierungsübernahme, wurde dem
Kaiser die Errichtung einer Universität in Innsbruck vorgeschlagen. Tirol brauchte
zweifellos gut ausgebildete Priester, Beamte und Ärzte, und die Stände wollten diese
künftig auch im Land ausbilden lassen. 1669 genehmigte der Kaiser die Grün-
Abb. 95: Porträt der Kaiserin Maria Theresia.
TYROLIS LATINA
Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol, Volume 2
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- TYROLIS LATINA
- Subtitle
- Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol
- Volume
- 2
- Authors
- Martin Korenjak
- Florian Schaffenrath
- Lav Šubarić
- Editor
- Karlheinz Töchterle
- Location
- Wien
- Date
- 2012
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78868-3
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 728
- Keywords
- Neo-Latin, Tyrol, History, Literature, Neu-Latein, Tirol, Literatur, Geschichte
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- Von der Gründung der Universität bis zur Aufhebung des Jesuitenordens (1773) Epochenbild (Lav Šubarić) 610
- Dichtung (Martin Korenjak) 620
- Theater (Stefan Tilg) 660
- Beredsamkeit, Dialog, Rhetorik (Florian Schaffenrath) 701
- Geschichtsschreibung (Lav Šubarić/Florian Schaffenrath/Patrik Kennel) 726
- Biographisches Schrifttum (Gabriela Kompatscher/Martin Korenjak) 778
- Brief (Wolfgang Kofler) 788
- Sprachdidaktik, Poetik, Philologie (Gabriela Kompatscher/Martin Korenjak) 797
- Theologie und kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 807
- Philosophie und Naturwissenschaft (Stefan Tilg/Martin Korenjak) 833
- Medizin (Lukas Oberrauch) 862
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne/Erika Kustatscher) 875
- Von der Vertreibung der Jesuiten bis zur Revolution 1848 Epochenbild (Florian Schaffenrath) 909
- Dichtung (Florian Schaffenrath) 918
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 941
- Geschichtsschreibung (Florian Schaffenrath/Erika Kustatscher) 953
- Biographisches Schrifttum (Patrik Kennel/Martin Korenjak) 980
- Brief (Wolfgang Kofler) 989
- Theologie (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 998
- Philosophie und Naturwissenschaft (Stefan Tilg/Martin Korenjak) 1022
- Medizin (Lav Šubarić) 1046
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 1056
- Von der Revolution 1848 bis heute Epochenbild (Karlheinz Töchterle) 1073
- Dichtung (Stefan Tilg) 1079
- Prosa (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 1109
- Abkürzungsverzeichnis (Johanna Luggin) 1159
- Bibliothekssiglen (Johanna Luggin) 1161
- Bibliographie (Johanna Luggin) 1162
- Abbildungsverzeichnis (Johanna Luggin) 1265
- Index nominum (Johanna Luggin) 1271
- Index geographicus (Johanna Luggin/Simon Wirthensohn) 1299
- Index rerum (Johanna Luggin) 1310
- Verzeichnis der Autorinnen und Autoren 1322