Page - 909 - in TYROLIS LATINA - Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol, Volume 2
Image of the Page - 909 -
Text of the Page - 909 -
Epochengrenzen
österreichische
Geschichte
Tiroler Geschichte
Florian Schaffenrath
Epochenbild
Im Jahr 1773 ordnete Papst Clemens XIV. (1705–1774) die Aufhebung der Ge-
sellschaft Jesu an, was mit Ausnahme von Russland, wo der Orden auf Wunsch
von Zarin Katharina der GroĂźen nach wie vor fĂĽr die Bildungseinrichtungen des
Landes zuständig blieb, weltweit zu tiefgreifenden Veränderungen führte.1 Auch in
Tirol verkĂĽndete am 30. September und am 1. Oktober 1773 Weihbischof Graf
Romed Maria von Sarnthein in Hall und Innsbruck die Auflösung der Jesuitenkol-
legien und der ihnen angeschlossenen Einrichtungen (Gelmi 2001, 223). Erst 1830
wurden die Jesuiten zurĂĽckgerufen und mit einigen ihrer alten Aufgaben betraut
– sodass die Geschicke dieses Ordens, der in den vorangehenden Epochen für die
lat. Literatur von so zentraler Bedeutung war, auch mit den Grenzen dieser Epoche
eng verbunden sind. Denn die reaktionäre Politik des Vormärz, für die in religiösen
und gesellschaftlichen Fragen auch die WiedereinfĂĽhrung der Jesuiten steht, fĂĽhrte
schlieĂźlich zur Revolution des Jahres 1848.
Was die allgemeine österreichische Geschichte betrifft, stehen am Beginn die-
ser Epoche die theresianischen bzw. josephinischen Reformen, die man mit dem
Schlagwort „aufgeklärter Absolutismus“ zu charakterisieren pflegt und die in Ti-
rol auf erheblichen Widerstand stieĂźen. Nach 1792 gaben die Kaiser Franz II.
(später Franz I. als Kaiser von Österreich) und Ferdinand dieser Entwicklung
eine andere Richtung. Im Herzen des Habsburgerreiches setzte der Staatskanzler
Fürst Metternich eine Politik durch, die jedoch letztlich gerade die revolutionä-
ren Ereignisse in Wien, Prag und Budapest verursachte. Auf Tirol hatten diese
allerdings kaum Auswirkungen : Der Westen schien so friedlich, dass sich Kaiser
Ferdinand mit seiner Familie im Mai 1848 sogar in die Innsbrucker Hofburg
flĂĽchtete.
In Tirol ist die zweite Hälfte des 18. Jhs. von der Entwicklung von einer ei-
genständigen Provinz zum Teil eines Zentralstaates geprägt. Innsbruck wurde mit
„Repräsentation“ und „Kammer“ (seit 1763 „Gubernium“) zur Zentralstelle für
alle vorder- und oberösterreichischen Belange. Präsident des Guberniums war der
Gouverneur, neben dem der Landeshauptmann als oberster Vertreter der ständi-
schen Selbstverwaltung stand. 1774 vereinigte Graf Johann Gottfried von Heister
1 Vgl. zu den folgenden Ausführungen v.a. Hirn 1909, Engelbrecht 1982–1988, Mühlberger 1998,
Gelmi 2001, Bellabarba/Olmi 2002.
TYROLIS LATINA
Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol, Volume 2
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- TYROLIS LATINA
- Subtitle
- Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol
- Volume
- 2
- Authors
- Martin Korenjak
- Florian Schaffenrath
- Lav Šubarić
- Editor
- Karlheinz Töchterle
- Location
- Wien
- Date
- 2012
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78868-3
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 728
- Keywords
- Neo-Latin, Tyrol, History, Literature, Neu-Latein, Tirol, Literatur, Geschichte
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- Von der Gründung der Universität bis zur Aufhebung des Jesuitenordens (1773) Epochenbild (Lav Šubarić) 610
- Dichtung (Martin Korenjak) 620
- Theater (Stefan Tilg) 660
- Beredsamkeit, Dialog, Rhetorik (Florian Schaffenrath) 701
- Geschichtsschreibung (Lav Šubarić/Florian Schaffenrath/Patrik Kennel) 726
- Biographisches Schrifttum (Gabriela Kompatscher/Martin Korenjak) 778
- Brief (Wolfgang Kofler) 788
- Sprachdidaktik, Poetik, Philologie (Gabriela Kompatscher/Martin Korenjak) 797
- Theologie und kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 807
- Philosophie und Naturwissenschaft (Stefan Tilg/Martin Korenjak) 833
- Medizin (Lukas Oberrauch) 862
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne/Erika Kustatscher) 875
- Von der Vertreibung der Jesuiten bis zur Revolution 1848 Epochenbild (Florian Schaffenrath) 909
- Dichtung (Florian Schaffenrath) 918
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 941
- Geschichtsschreibung (Florian Schaffenrath/Erika Kustatscher) 953
- Biographisches Schrifttum (Patrik Kennel/Martin Korenjak) 980
- Brief (Wolfgang Kofler) 989
- Theologie (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 998
- Philosophie und Naturwissenschaft (Stefan Tilg/Martin Korenjak) 1022
- Medizin (Lav Šubarić) 1046
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 1056
- Von der Revolution 1848 bis heute Epochenbild (Karlheinz Töchterle) 1073
- Dichtung (Stefan Tilg) 1079
- Prosa (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 1109
- AbkĂĽrzungsverzeichnis (Johanna Luggin) 1159
- Bibliothekssiglen (Johanna Luggin) 1161
- Bibliographie (Johanna Luggin) 1162
- Abbildungsverzeichnis (Johanna Luggin) 1265
- Index nominum (Johanna Luggin) 1271
- Index geographicus (Johanna Luggin/Simon Wirthensohn) 1299
- Index rerum (Johanna Luggin) 1310
- Verzeichnis der Autorinnen und Autoren 1322