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Ăśbersicht
Gliederung Christine Lehne
Rechtswissenschaft
Betrachtet man das lat. juristische Schrifttum der Jahre zwischen 1773 und 1848,
so fällt v.a. ein steiler quantitativer Abfall im Lauf der Epoche auf : Gut die Hälfte
der einschlägigen Texte wurde in ihren ersten zehn Jahren verfasst, weniger als 10
Prozent stammen aus den fast 50 Jahren nach der Jahrhundertwende. Der Grund
hierfür liegt zum einen im allgemeinen Vordringen der Volkssprachen – im Jahr
1812 stellte die Einführung des ABGB das gesamte österreichische Rechtswesen
auf eine neue, volkssprachliche Grundlage –, zum anderen in der Entwicklung der
Innsbrucker juristischen Fakultät : Bis 1782 wurden dort noch in großer Zahl ju-
ristische LehrbĂĽcher, Monographien und Thesensammlungen auf Lat. produziert,
doch mit der Umwandlung der Universität in ein Lyzeum und der Einführung
von Deutsch als Vorlesungssprache für fast alle Gegenstände fand diese Blüte ein
jähes Ende. Einzig die (mittlerweile von der juristischen zur theologischen Fakul-
tät übersiedelten) Kanonisten verfassten in Tirol noch bis ins 20. Jh. rechtswissen-
schaftliche Schriften auf Lat. Nach dem vorläufigen Ende der Innsbrucker Uni-
versität kam der überwiegende Teil der lat. juristischen Literatur aus Welschtirol,
wo man in Trient seit 1758 die Rechte studieren konnte (vgl. hier S. 618) und
Einrichtungen wie die Accademia degli Agiati generell fĂĽr ein lebendiges intel-
lektuelles Klima sorgten. Es dĂĽrfte kein Zufall sein, dass der SĂĽden des Landes
in dieser Zeit neben dem bereits erwähnten Carlantonio Pilati (vgl. hier S. 893)
noch zwei weitere Juristen von ĂĽberregionaler Bedeutung hervorbrachte. Von ih-
nen wirkte Karl Anton von Martini (1726–1800), einer der Väter des ABGB,
auĂźerhalb der Landesgrenzen ; Francesco Vigilio Barbacovi hat dagegen in Tirol
selbst Wichtiges geleistet. Neben der juristischen Theorie schlug sich auch die
Praxis in Welschtirol noch in einer groĂźen Menge lat. Schriften nieder : Prozessak-
ten, anwaltliche Schriftsätze, Beschwerdeschreiben und dergleichen haben sich in
beträchtlicher Zahl erhalten. Neben privaten Prozessen sorgten die Spannungen
zwischen den Trientner Bischöfen mit ihren Zentralisierungsbestrebungen auf der
einen, dem Domkapitel, der Stadt und den Gemeinden des Bistums auf der an-
deren Seite (vgl. z.B. Rossi 2005, v.a. 276–279) dafür, dass die Flut der Schriften
nicht versiegte.
Der folgende Abriss greift aus der immer noch groĂźen Masse des Erhaltenen
einige Beispiele heraus, bei deren Auswahl versucht wird, die wichtigsten Autoren
wenigstens kurz zu behandeln und räumliche, generische und thematische Schwer-
TYROLIS LATINA
Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol, Volume 2
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- TYROLIS LATINA
- Subtitle
- Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol
- Volume
- 2
- Authors
- Martin Korenjak
- Florian Schaffenrath
- Lav Šubarić
- Editor
- Karlheinz Töchterle
- Location
- Wien
- Date
- 2012
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78868-3
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 728
- Keywords
- Neo-Latin, Tyrol, History, Literature, Neu-Latein, Tirol, Literatur, Geschichte
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- Von der Gründung der Universität bis zur Aufhebung des Jesuitenordens (1773) Epochenbild (Lav Šubarić) 610
- Dichtung (Martin Korenjak) 620
- Theater (Stefan Tilg) 660
- Beredsamkeit, Dialog, Rhetorik (Florian Schaffenrath) 701
- Geschichtsschreibung (Lav Šubarić/Florian Schaffenrath/Patrik Kennel) 726
- Biographisches Schrifttum (Gabriela Kompatscher/Martin Korenjak) 778
- Brief (Wolfgang Kofler) 788
- Sprachdidaktik, Poetik, Philologie (Gabriela Kompatscher/Martin Korenjak) 797
- Theologie und kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 807
- Philosophie und Naturwissenschaft (Stefan Tilg/Martin Korenjak) 833
- Medizin (Lukas Oberrauch) 862
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne/Erika Kustatscher) 875
- Von der Vertreibung der Jesuiten bis zur Revolution 1848 Epochenbild (Florian Schaffenrath) 909
- Dichtung (Florian Schaffenrath) 918
- Beredsamkeit (Martin Korenjak) 941
- Geschichtsschreibung (Florian Schaffenrath/Erika Kustatscher) 953
- Biographisches Schrifttum (Patrik Kennel/Martin Korenjak) 980
- Brief (Wolfgang Kofler) 989
- Theologie (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 998
- Philosophie und Naturwissenschaft (Stefan Tilg/Martin Korenjak) 1022
- Medizin (Lav Šubarić) 1046
- Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 1056
- Von der Revolution 1848 bis heute Epochenbild (Karlheinz Töchterle) 1073
- Dichtung (Stefan Tilg) 1079
- Prosa (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 1109
- AbkĂĽrzungsverzeichnis (Johanna Luggin) 1159
- Bibliothekssiglen (Johanna Luggin) 1161
- Bibliographie (Johanna Luggin) 1162
- Abbildungsverzeichnis (Johanna Luggin) 1265
- Index nominum (Johanna Luggin) 1271
- Index geographicus (Johanna Luggin/Simon Wirthensohn) 1299
- Index rerum (Johanna Luggin) 1310
- Verzeichnis der Autorinnen und Autoren 1322