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TYROLIS LATINA - Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol, Volume 2
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Lat. im Unterricht Lat. in bildungs- politischen Diskussionen Karlheinz Töchterle Epochenbild Der Einschnitt der Märzrevolution bedeutete auch für den produktiven Umgang mit der lat. Sprache eine gewisse Zäsur. Der österreichische Organisationsentwurf für das Gymnasium aus dem Jahre 1849 von Hermann Bonitz und Franz Exner, mit dem die letzten Reste des alten Jesuitengymnasiums getilgt wurden und der Neu- humanismus auch in Österreichs Schulen, wenn auch verspätet und abgeschwächt, Einzug hielt, verzichtete erstmals explizit auf die aktive Sprachbeherrschung als Hauptziel des Lateinunterrichts und setzte die Kenntnis bedeutender römischer Leistungen auf den Gebieten von Literatur und Politik an seine Stelle. Damit eilte man der Entwicklung in den deutschen Ländern nun sogar voraus, denn dort blieb z.B. in Preußen der lat. Prüfungsaufsatz im Abitur, der in der Hauptsache das La- teinschreiben in der Schule zementierte, noch bis 1890/91 erhalten.1 Dieser Wandel einer schulischen Zielsetzung ist einerseits Symptom, andererseits aber auch Katalysator einer nun endgültigen Abkehr vom letztlich althumanisti- schen Ideal lat. Sprachmächtigkeit, der eigentlichen Triebfeder der nlat. Literatur insgesamt. Im Verlauf der hier skizzierten Epoche gerät das Lat. zudem verstärkt in den Sog bildungspolitischer Diskussionen, wobei es bis in die Gegenwart haupt- sächlich von konservativen Kräften vereinnahmt wird. Diese konservative Verein- nahmung sicherte ihm seine Dominanz gegenüber dem Griechischen zu Beginn des neuhumanistischen Aufschwungs, spielte eine zentrale Rolle in der Frage der Hoch- schulberechtigung und damit in der Ausdifferenzierung des Sekundarschulwesens und ist in Österreich bis heute ein taktisches Kalkül in der Diskussion um eine ge- meinsame Schule der 10- bis 14-Jährigen. Insofern ist das Lat. in die diese Epoche prägenden und ihr Geistesleben mitbestimmenden ideologischen Gegensätze fast immer zumindest mittelbar involviert, wobei es stets auf der Seite des Hergekom- menen und also gegen das Neue steht. An ihm stößt sich v.a. der aufkommende Liberalismus, zu dessen Wesenszügen ganz allgemein das Antiklerikale gehört. Im Speziellen sind für Tirol antikatholische und antijesuitische Strömungen relevant, die sich z.B. am 1855 abgeschlossenen (und 1870 gekündigten) Konkordat reiben konnten. Rom blieb nichts schuldig und legte etwa gegen das kirchlichen Einfluss zurückdrängende Reichsvolksschulgesetz von 1869 Protest ein. Der Liberalismus 1 Vgl. zu den folgenden Ausführungen v.a. Engelbrecht 1982–1988, Bd. 4 und 5 ; Fontana u.a. 1987 ; Fontana u.a. 1988.
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TYROLIS LATINA Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol, Volume 2
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
TYROLIS LATINA
Subtitle
Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol
Volume
2
Authors
Martin Korenjak
Florian Schaffenrath
Lav Šubarić
Editor
Karlheinz Töchterle
Location
Wien
Date
2012
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78868-3
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
728
Keywords
Neo-Latin, Tyrol, History, Literature, Neu-Latein, Tirol, Literatur, Geschichte
Categories
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Table of contents

  1. Von der Gründung der Universität bis zur Aufhebung des Jesuitenordens (1773) Epochenbild (Lav Šubarić) 610
  2. Dichtung (Martin Korenjak) 620
  3. Theater (Stefan Tilg) 660
  4. Beredsamkeit, Dialog, Rhetorik (Florian Schaffenrath) 701
  5. Geschichtsschreibung (Lav Šubarić/Florian Schaffenrath/Patrik Kennel) 726
  6. Biographisches Schrifttum (Gabriela Kompatscher/Martin Korenjak) 778
  7. Brief (Wolfgang Kofler) 788
  8. Sprachdidaktik, Poetik, Philologie (Gabriela Kompatscher/Martin Korenjak) 797
  9. Theologie und kirchliches Schrifttum (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 807
  10. Philosophie und Naturwissenschaft (Stefan Tilg/Martin Korenjak) 833
  11. Medizin (Lukas Oberrauch) 862
  12. Rechtswissenschaft (Christine Lehne/Erika Kustatscher) 875
  13. Von der Vertreibung der Jesuiten bis zur Revolution 1848 Epochenbild (Florian Schaffenrath) 909
  14. Dichtung (Florian Schaffenrath) 918
  15. Beredsamkeit (Martin Korenjak) 941
  16. Geschichtsschreibung (Florian Schaffenrath/Erika Kustatscher) 953
  17. Biographisches Schrifttum (Patrik Kennel/Martin Korenjak) 980
  18. Brief (Wolfgang Kofler) 989
  19. Theologie (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 998
  20. Philosophie und Naturwissenschaft (Stefan Tilg/Martin Korenjak) 1022
  21. Medizin (Lav Šubarić) 1046
  22. Rechtswissenschaft (Christine Lehne) 1056
  23. Von der Revolution 1848 bis heute Epochenbild (Karlheinz Töchterle) 1073
  24. Dichtung (Stefan Tilg) 1079
  25. Prosa (Erika Kustatscher/Martin Korenjak) 1109
  26. AbkĂĽrzungsverzeichnis (Johanna Luggin) 1159
  27. Bibliothekssiglen (Johanna Luggin) 1161
  28. Bibliographie (Johanna Luggin) 1162
  29. Abbildungsverzeichnis (Johanna Luggin) 1265
  30. Index nominum (Johanna Luggin) 1271
  31. Index geographicus (Johanna Luggin/Simon Wirthensohn) 1299
  32. Index rerum (Johanna Luggin) 1310
  33. Verzeichnis der Autorinnen und Autoren 1322
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