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FAUST UND GEIST - Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
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und performativen Grenzsituationen (die Brecht thematisch beschäftigen wer- den) und wirft anthropologische sowie psycho- und körperkulturelle Fragen auf, denen sich Musil widmen wird. Als „Diskurskonfiguration“25 reicht es über die engen Bezirke des Normativen (etwa der Faustkampfverhaltenslehren) und Faktischen hinaus (der jeweiligen Boxveranstaltungen mit ihren Ökonomien von Sieg und Niederlage; den Dokumentationen von Kampfverläufen, Runden- zahlen und Erfolgsbilanzen) und dringt in konkrete Lebenswelten. Boxen eröffnet diskursive Möglichkeiten in umfassendem Sinn: Körpertech- nologien; Selbstregulierungsmechanismen; Duellsituationen, die neue Austra- gungsorte und -formen gesellschaftlicher Konfliktfelder sichtbar werden las- sen; Boxen lässt sich weiter als selbsttechnologische Subjektivierungspraktik begreifen. Der Boxer wählt Techniken, um „aus eigener Kraft oder mit Hilfe anderer eine Reihe von Operationen an seinem Körper oder seiner Seele, sei- nem Denken, seinem Verhalten und seiner Existenzweise“26 vorzunehmen; er wendet Wissensarten „individueller Beherrschung“27 an, zur Erlangung einer Art „Kontrollmentalität“28. Boxer unterwerfen sich freiwillig dem Diktat der Selbst-Bezwingung. Mit Foucault lässt sich diese Selbstbestimmungslogik als „Dressurarbeit“29 verstehen. In Überwachen und Strafen schreibt Foucault: „Sie legt die Kräfte nicht in Ketten, um sie einzuschränken; sie sucht sie allesamt so zu verbinden, dass sie vervielfältigt und nutzbar gemacht werden.“30 In der Denkfigur des dispositiven Netzes, in das unterschiedliche Diskurse und Praxen eingeflochten sind, lässt sich Boxen neu in den Blick nehmen.31 2. Eingrenzungen: Foucaults Dispositivraum In der französischen Umgangssprache wird „Dispositiv“ weitestgehend in drei Bedeutungen verwendet: in juristischer (als Teil eines Urteils oder Gesetzes), technischer (als Beschreibung der Anordnung der Teile einer Maschine; in me- 25 Gamper 2003, S. 45 26 Foucault 1993, S. 26 27 Ebd., S. 27 28 Ebd. 29 Foucault 1977a, S. 381 30 Ebd., 220 31 Mit Pierre Bourdieu lässt sich die vorgeschlagene Methode untermauern; in dem Essay Pro- gramm für eine Soziologie des Sports schreibt Bourdieu: „Statt sich damit zufriedenzugeben, einen kleinen Sektor der Realität gründlich zu kennen, aber nicht zu wissen, in welchen größeren Rahmen er hingehört“, so Bourdieu, müsse alles daran gesetzt werden, einen „Grundriss des betrachteten Raums in seiner Gesamtheit“ zu entwerfen, vgl. Bourdieu 1992, S. 193 35 Vorstellung der Methode: Dispositiver Gefechtsraum |
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FAUST UND GEIST Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
Titel
FAUST UND GEIST
Untertitel
Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
Autor
Wolfgang Paterno
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20545-6
Abmessungen
16.1 x 25.5 cm
Seiten
446
Schlagwörter
Literature, Sport, Boxing, Weimar Republic, Cultural Studies, Literatur, Sport, Boxen, Weimarer Republik, Kullturhistorie
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Grundlagen 15
  2. Kritikpunkte: Propagierungsmaschinerie 21
  3. Fokussierung: Recherchewege und Kapitelüberblick 29
  4. Vorstellung der Methode: Dispositiver Gefechtsraum 32
  5. Forschungsberichte: Lückenhafte Spurenlage 45
  6. Haupt- und Nebenschauplätze: Epochensymptom 53
  7. Ringfeldsichtung 113
  8. Kraft- und Körperkulte: Boxsport-Mode im Unterhaltungsroman 118
  9. Box-Demontage: Faustkampf in der elaborierten Erzählliteratur 160
  10. „Zeitfigur“ im Ring: Brechts Diskurserweiterungen 237
  11. Primat der Reflexion: Musils Reorganisation des Boxens 304
  12. ZUSAMMENFASSUNG 389
  13. ANHANG
  14. Bibliografie 402
  15. Bildnachweis 438
  16. Dank 439
  17. Namensregister 440
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