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FAUST UND GEIST - Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
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„Primitivität“396 und Figur öffentlichen Lebens, die sich im Widerstand zu den Forderungen und Ansprüchen eines festgelegten Rollenverhaltens zeigt. Modische Behelfe: Boxverhaltenslehren Zahllose Anleitungen zum methodischen Erlernen des Boxens flankieren des- halb auch den Boxsportboom der 1920er- und 1930er-Jahre – wobei sich die Forderungen der Sportfibeln ab Hitlers Machtergreifung deutlich in Richtung Wehrertüchtigung des Einzelnen wie der Allgemeinheit bewegen. Der Großteil der Boxbreviere kann auf zwei Arten gelesen werden: als Körperformungsbehelf mit didaktischem Instruktionscharakter – oder als Bewältigungsanleitung für die Niederungen und Verwerfungen des Alltags. Ersterer ist kulturwissenschaftlich nicht weiter von Belang; Letztere formiert sich als Interessensschwerpunkt. Um 1900 veröffentlicht der Wiener Schriftsteller Victor Silberer das Handbuch der Athletik nebst einer Anleitung zum Boxen, in dem der Autor bedauert, dass Boxen in Deutschland und Österreich „geradezu in Misscredit“397 stehe; dabei, so Sil- berer, ließe sich durch Boxen zeigen, „was für ein grosses und wunderbares Stück Mechanismus der Mensch doch in Wahrheit“398 sei. Boxen sei von „unend- lichem Werthe, um die ernsten Schwierigkeiten des täglichen Lebens zu über- winden“399 – Schreiben über Boxen lässt sich hier noch als bloßes Staunen über eine neue Sportart ausmachen. Rund zehn Jahre darauf bemerkt der anonyme Verfasser der Anleitung Das Boxen, dass das Interesse an „dieser wertvollen Lei- besübung“400 erwacht sei; direkt bezieht sich der Autor auf Silberers Handbuch, dem seiner „erheblichen Breite“401 wegen der Zugang zu einem größeren Leser- kreis verwehrt geblieben sei. Das Boxen beschränkt sich deshalb auch weitest- gehend auf die Ausbuchstabierung der technischen Aspekte des Boxens – nicht ohne den Hinweis zu platzieren, dass Boxen dem „Volk der Dichter und Den- ker“402 gute Dienste leisten könne, da die Deutschen dem Körper nach wie vor wenig Aufmerksamkeit zollten, diesem „wertvollen Gefäße der Seele“403. Boxen hat sich als Sport etabliert und beginnt in die kulturellen Verhaltensmuster von Nationalismus und Körperästhetik einzusickern. Bald publizieren auch Boxer Bücher über ihr Metier. Der Schwergewichtler Otto Flint propagiert in Boxen 396 Fischer 2001, S. 98 397 Silberer o. J., S. 340 398 Ebd., S. 342 399 Ebd., S. 344 400 N. N. o. J.a, S. 3 401 Ebd., S. 4 402 Ebd., S. 59 403 Ebd. 93 Haupt- und Nebenschauplätze: Epochensymptom  |
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FAUST UND GEIST Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
Titel
FAUST UND GEIST
Untertitel
Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
Autor
Wolfgang Paterno
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20545-6
Abmessungen
16.1 x 25.5 cm
Seiten
446
Schlagwörter
Literature, Sport, Boxing, Weimar Republic, Cultural Studies, Literatur, Sport, Boxen, Weimarer Republik, Kullturhistorie
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Grundlagen 15
  2. Kritikpunkte: Propagierungsmaschinerie 21
  3. Fokussierung: Recherchewege und Kapitelüberblick 29
  4. Vorstellung der Methode: Dispositiver Gefechtsraum 32
  5. Forschungsberichte: Lückenhafte Spurenlage 45
  6. Haupt- und Nebenschauplätze: Epochensymptom 53
  7. Ringfeldsichtung 113
  8. Kraft- und Körperkulte: Boxsport-Mode im Unterhaltungsroman 118
  9. Box-Demontage: Faustkampf in der elaborierten Erzählliteratur 160
  10. „Zeitfigur“ im Ring: Brechts Diskurserweiterungen 237
  11. Primat der Reflexion: Musils Reorganisation des Boxens 304
  12. ZUSAMMENFASSUNG 389
  13. ANHANG
  14. Bibliografie 402
  15. Bildnachweis 438
  16. Dank 439
  17. Namensregister 440
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