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FAUST UND GEIST - Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
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„Wunderwerk der Natur“149, als „reines Kind“150 und großer „Junge“151. Diese Umspringbilder diffundieren dabei propagandistisch bis in die zeitgenössische Jugendbuchliteratur. Theos Vater in W. K. von Noharas Roman Theo boxt sich durch kommentiert einen Zeitungsartikel, ohne zu wissen, dass sein Sohn verbo- tenerweise Boxunterricht nimmt. „Boxen ist das Pöbelhafteste und Unmensch- lichste, das mir jemals begegnet ist. Wenn zwei Fleischklöße sich gegenseitig die Nase blutig schlagen – soll das etwa schön sein? Der Vater tobte fürchterlich.“152 Als Theo jedoch erste Meriten als Boxer erwirbt, ändert der Vater sprunghaft seine Ansichten und beschwört die gesundheitlichen und tugendhaften Werte des Sports153: Es scheine, so das Familienoberhaupt, heute eine große Ehre zu sein, wenn man einen Jungen hat, der boxen kann. […] Ja, so ist es wohl;  wir haben zu unserer Zeit Kegel geschoben oder sind auf die Jagd gegangen;  heute läuft man oder man spielt Tennis oder man boxt. Wenn man sich’s recht überlegt, ist das Boxen harmloser als die Jagd auf arme kleine Vögel, die sich nicht wehren können;  jedenfalls ist es gesünder und anstrengender als Kegeln.154 Im Bannkreis des Boxens bedingen sich nicht nur hier Hautgout und Faszina- tion im Gitter kultureller Codes. Der rote Faden boxerischer Brutalitätsmuster wird von emphatisch-positiver Positionierung durchschnitten. Auf weiterfüh- rende Psychologisierung und diskursive Brückenschläge wird im Boxerroman weitestgehend verzichtet – die Flut an wiederkehrenden Metaphern füllt diese Lücke. Die Darstellung des Boxens erschöpft sich in der Beschreibung von sinnbildlichen Restbeständen. 3. Wirkungslose Signalmomente: Körpertechnisierung  In der Figur des Faustkämpfers wird im populären Schreiben auch die im End- effekt in die Leere laufende Funktionalisierung des Körperlichen verdeutlicht. Präzise wie die „feinste Maschine arbeitet das Hirn des Boxers“155, mit beson- derer Sachkenntnis werden Arme und Beine eines Sportlers, ein „entseelter 149 Wohlbrück 1921, S. 336 150 Hellwig 1931, S. 95 151 Ebd. 152 Nohara o. J., S. 7 153 Vgl. ebd., S. 56 154 Ebd., S. 22f 155 Hollaender 1927, S. 260ff 134 | Teil II. Im Moderne-Labor
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FAUST UND GEIST Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
Titel
FAUST UND GEIST
Untertitel
Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
Autor
Wolfgang Paterno
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20545-6
Abmessungen
16.1 x 25.5 cm
Seiten
446
Schlagwörter
Literature, Sport, Boxing, Weimar Republic, Cultural Studies, Literatur, Sport, Boxen, Weimarer Republik, Kullturhistorie
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Grundlagen 15
  2. Kritikpunkte: Propagierungsmaschinerie 21
  3. Fokussierung: Recherchewege und Kapitelüberblick 29
  4. Vorstellung der Methode: Dispositiver Gefechtsraum 32
  5. Forschungsberichte: Lückenhafte Spurenlage 45
  6. Haupt- und Nebenschauplätze: Epochensymptom 53
  7. Ringfeldsichtung 113
  8. Kraft- und Körperkulte: Boxsport-Mode im Unterhaltungsroman 118
  9. Box-Demontage: Faustkampf in der elaborierten Erzählliteratur 160
  10. „Zeitfigur“ im Ring: Brechts Diskurserweiterungen 237
  11. Primat der Reflexion: Musils Reorganisation des Boxens 304
  12. ZUSAMMENFASSUNG 389
  13. ANHANG
  14. Bibliografie 402
  15. Bildnachweis 438
  16. Dank 439
  17. Namensregister 440
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