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Nach 1918
FAUST UND GEIST - Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
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seine Glieder sind wie von einem „hartgeschmiedeten Muskelpanzer“172 um- geben. Im Boxerimago überlagern sich die Bilder vom Boxer als einem Tech- niker mit übersteigerter Leistungsbereitschaft und einem Virtuosen von Diszi- plinierung und Willensbeherrschung.173 Der Boxer erscheint als „ganzer Kerl. Groß, schlank, elegant“174, als Produzent körperplastischer Sensation: „robuste, muskelbepackte Körper“175. Die Konfrontation im Ring, die bereitwillig auf die Bewährungssituation im Lebenskampf übertragen wird, typisiert die Ringak- teure schließlich als überdeterminierte Kunstfiguren: Die „geformte Kraft, der kommandierte Muskel“176 dominieren die Vorstellungen vom Boxen; es gilt, die „Buchstaben vom Alphabet der Boxkunst“177 zu deuten, merkt Jack London bereits 1911 in der Erzählung Der Mexikaner Felipe Rivera an. In der Trivi- alliteratur mit ihren diskursiv unverbundenen, gleichsam additiv kompilierten Körpervorstellungen, welche die Fragen nach Selbstsorge und Selbsttechnolo- gie generös vernachlässigen, erscheint der Körper nur mehr passiv als Effekt – als ein Produkt und prozesshafter Gegenstand. Der Körper, nach Foucault ein Ort der Einschreibung von Geschichte, bleibt seltsam unberührt (trotz des gewaltigen Arsenals an beschreibenden Worten, die aufgewendet werden). Auf dem Feld der Unterhaltungsliteratur bleibt der Körper daher selbst in den Trai- ningsfolterkammern nahezu verschont, wie im folgenden Kapitel ausgeführt werden wird: Die körperliche Erscheinung der Sportler wird keineswegs von diskursiven Interdependenzen geformt, sondern – wie bei der Musterung der Haupt- und Nebenschauplätze des Boxens bereits ausgeführt – nach Maßgabe der literarischen Inszenierung des Boxens als modernem Sport. 4. Trugbilder der Körper- und Menschendurchformung durch Training Im Code des trivialliterarisierten Boxens reichen die Attribute Trainingsschliff und Körperkonturierung aus, um den neuen, maschinenartigen Menschen fest- zumachen: Die Bilder des körpertechnisierten Boxsportlers setzen bestimmte Sehnsüchte nach Alltags(er)leben und Sportspezialistentum analog, wobei hier wie da versucht wird, Kontingenz durch die Verbesserung der physischen Kon- stitution und den psychischen Dispositionen weitestgehend auszuschließen. Im 172 Sigleur 1940, S. 10 173 Vgl. Hollaender 1927, S. 252f; Schievelkamp 1920, S. 204 174 Schievelkamp 1920, S. 29 175 Uzarski 1930, S. 53 176 Brentano 1981a, S. 48 177 London 1960, S. 19 136 | Teil II. Im Moderne-Labor
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FAUST UND GEIST Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
Titel
FAUST UND GEIST
Untertitel
Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
Autor
Wolfgang Paterno
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20545-6
Abmessungen
16.1 x 25.5 cm
Seiten
446
Schlagwörter
Literature, Sport, Boxing, Weimar Republic, Cultural Studies, Literatur, Sport, Boxen, Weimarer Republik, Kullturhistorie
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Grundlagen 15
  2. Kritikpunkte: Propagierungsmaschinerie 21
  3. Fokussierung: Recherchewege und Kapitelüberblick 29
  4. Vorstellung der Methode: Dispositiver Gefechtsraum 32
  5. Forschungsberichte: Lückenhafte Spurenlage 45
  6. Haupt- und Nebenschauplätze: Epochensymptom 53
  7. Ringfeldsichtung 113
  8. Kraft- und Körperkulte: Boxsport-Mode im Unterhaltungsroman 118
  9. Box-Demontage: Faustkampf in der elaborierten Erzählliteratur 160
  10. „Zeitfigur“ im Ring: Brechts Diskurserweiterungen 237
  11. Primat der Reflexion: Musils Reorganisation des Boxens 304
  12. ZUSAMMENFASSUNG 389
  13. ANHANG
  14. Bibliografie 402
  15. Bildnachweis 438
  16. Dank 439
  17. Namensregister 440
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