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Nach 1918
FAUST UND GEIST - Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
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vismus der modernen Wissenschaft“183 ebenso präsent scheint wie subtiler um sich greifende Askese- und Sublimierungstechniken184, neusachliches Ingeni- eurs-Denken185 und Formen einer speziellen archaischen „Mitgift“186, die sich unter anderem von Friedrich Nietzsche und dem „biologistischen Pathos des 19. Jahrhunderts“187 herschreibt, in dem der „Raubtiernatur des Menschen eu- phorische Schätzung“188 zukommt. Der geistige Horizont in der Zeit der Wei- marer Republik spiegelt sich also durchaus – wenn, wie oben bereits gezeigt, auch nur als flüchtiger Schemen des Modernen – im trivialliterarischen Bild des Boxens, in dem Trainingsarbeit, Selbstzüchtigung und die Fähigkeit, Gefahren realistisch einzuschätzen, zusammenfallen. Drei Zugänge zur trivialliterarischen Körperdurchformung – denen es allesamt an diskursiven Dynamiken mangelt – lassen sich ausmachen: das wissenschaftliche, das disziplinierte und das aske- tische Training. Trainingsprogramme: Plansolls, Härtezwänge, Askesegebote Der erste Zugang führt über die Vorstellung, dass sich Wehrhaftigkeit und Wi- derstandskraft des Boxers steigern lassen, indem dieser „wissenschaftlich“189 trai- niere; Boxschulen und ein arrangiertes, auf manifeste Reaktionsbildung abzielen- des Trainingsprogramm sollen unterstützend wirken190: „Gerade das gibt Kraft, dieses genaue Einhalten der Regeln. Was glauben Sie, wenn ich heute so und morgen so trainieren wollte?“191 Das Ernährungsprogramm unterliegt gleichfalls rigoroser Reglementierung: „Er durfte nichts mehr und nichts weniger essen, und Tag und Nacht war jemand bei ihm, der darauf zu achten hatte, daß er nichts im geheimen zu sich nahm.“192 Die Kontrolle scheint allumfassend: „Und hier ist das Allerwichtigste, die Wage [sic]“193, mahnt der Trainer in Das Erwachen des Donald Westhof den Sportler. „Denn an deinem Gewicht – an den lumpigen zehn Pfund, die du zunehmen mußt – hängen Millionen – hängt deine Zukunft, mein 183 Gay 1987, S. 76 184 Vgl. Sontheimer 1978, S. 41f 185 Vgl. Lindner 1994, S. 184f 186 Müller 2004, S. 117 187 Ebd. 188 Ebd. 189 Witte 1939, S. 61 190 Vgl. Schievelkamp 1920, S. 66 u. 70f; Hollaender 1927, S. 270f 191 Hellwig 1931, S. 96 192 Nohara o. J., S. 46 193 Hollaender 1927, S. 270 138 | Teil II. Im Moderne-Labor
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FAUST UND GEIST Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
Titel
FAUST UND GEIST
Untertitel
Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
Autor
Wolfgang Paterno
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20545-6
Abmessungen
16.1 x 25.5 cm
Seiten
446
Schlagwörter
Literature, Sport, Boxing, Weimar Republic, Cultural Studies, Literatur, Sport, Boxen, Weimarer Republik, Kullturhistorie
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Grundlagen 15
  2. Kritikpunkte: Propagierungsmaschinerie 21
  3. Fokussierung: Recherchewege und KapitelĂĽberblick 29
  4. Vorstellung der Methode: Dispositiver Gefechtsraum 32
  5. Forschungsberichte: LĂĽckenhafte Spurenlage 45
  6. Haupt- und Nebenschauplätze: Epochensymptom 53
  7. Ringfeldsichtung 113
  8. Kraft- und Körperkulte: Boxsport-Mode im Unterhaltungsroman 118
  9. Box-Demontage: Faustkampf in der elaborierten Erzählliteratur 160
  10. „Zeitfigur“ im Ring: Brechts Diskurserweiterungen 237
  11. Primat der Reflexion: Musils Reorganisation des Boxens 304
  12. ZUSAMMENFASSUNG 389
  13. ANHANG
  14. Bibliografie 402
  15. Bildnachweis 438
  16. Dank 439
  17. Namensregister 440
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