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FAUST UND GEIST - Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
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Heldeninflation und Starkult münden in „fettüberschriebene Artikel“332, in de- nen die aktiven Sportler „König der Boxer“333 oder „Se. Majestät“334 genannt werden; dazu Fotos über die „ganze Titelseite hinweg“335: „Eine Zeitung brachte das Bild des Meisterboxers mit seinem Sohn. […] Breit stand darunter:  Tom Matthes bildet seinen Sohn zum Weltmeister aus.“336 In den Sportredaktionen gibt es „zahlreiche Spezialisten für den Faustkampf“337; in den Zeitungen fin- den sich „Notizen mit interessanten Einzelheiten aus dem Leben“338 der Bo- xer. Halb anerkennend, halb belustigt schreibt Rolf Nürnberg von „Boxwissen- schaftler[n]“339. Boxen als öffentliche Attraktion findet schließlich an Schauplätzen mit büh- nenähnlicher Ordnung statt – davon ausgehend wird Brecht, wie später noch zu zeigen ist, einen wesentlichen Anreiz für seine Beschäftigung mit Boxen ziehen. Die Literarisierung des Boxens orientiert sich auffallend häufig an Licht-Mo- tivik und Lärm-Metaphorik: Der Sport wird mit besonderer Signalwirkung ausgestattet; es wird ihm das Signum des Außerordentlichen zuerkannt: Boxen steht im „Lichtkegel des allgemeinen Publikumsinteresses“340. Der Boxer selbst sieht sich wie in Verliebtsein ausgeschlossen in einem Netz heterogener Elemente verfangen: „Der Gong ertönte. […] Er wollte noch mehr hören. Aber es war plötzlich eine vollkommene Stille eingetreten. Dafür sah er jetzt die Gesichter, Hunderte und Tausende von Gesichtern, die ihn wie ein Ring umgaben.“341 Der Auftritt der Athleten wird mit Hilfe von Lichtregien dramatisiert. „Die weite Halle ist in Halbdunkel getaucht […];  neugierig harren dreitausend Menschen der Dinge, die da kommen sollen.“342 In Der Leibhaftige strömen Massen in die Boxarena, um den Kampf von Willi Gast zu sehen. Frank Thiess montiert und mischt hier außerliterarische Aktualitäten und erzeugt auf diese Weise ein spezifisches Vorstellungsbild vom Boxen. Der Sport soll sich von seiner Papier- vorlage lösen; aus der Metaphorik ist Bedrohungsgefühl wie überbordende Fas- zination herauszuspüren: 332 Wohlbrück 1921, S. 296 333 Ebd. 334 Ebd. 335 Hellwig 1931, S. 40 336 Ebd., S. 219 337 Sigleur 1940, S. 59 338 Schievelkamp 1920, S. 192 339 Nürnberg 1932, S. 17 340 Marcus 2013, S. 156 341 Witte 1939, S. 44 342 Sigleur 1940, S. 19 154 | Teil II. Im Moderne-Labor
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FAUST UND GEIST Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
Titel
FAUST UND GEIST
Untertitel
Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
Autor
Wolfgang Paterno
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20545-6
Abmessungen
16.1 x 25.5 cm
Seiten
446
Schlagwörter
Literature, Sport, Boxing, Weimar Republic, Cultural Studies, Literatur, Sport, Boxen, Weimarer Republik, Kullturhistorie
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Grundlagen 15
  2. Kritikpunkte: Propagierungsmaschinerie 21
  3. Fokussierung: Recherchewege und Kapitelüberblick 29
  4. Vorstellung der Methode: Dispositiver Gefechtsraum 32
  5. Forschungsberichte: Lückenhafte Spurenlage 45
  6. Haupt- und Nebenschauplätze: Epochensymptom 53
  7. Ringfeldsichtung 113
  8. Kraft- und Körperkulte: Boxsport-Mode im Unterhaltungsroman 118
  9. Box-Demontage: Faustkampf in der elaborierten Erzählliteratur 160
  10. „Zeitfigur“ im Ring: Brechts Diskurserweiterungen 237
  11. Primat der Reflexion: Musils Reorganisation des Boxens 304
  12. ZUSAMMENFASSUNG 389
  13. ANHANG
  14. Bibliografie 402
  15. Bildnachweis 438
  16. Dank 439
  17. Namensregister 440
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