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FAUST UND GEIST - Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
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Das einzige, was sie bis dahin gefesselt hatte, war das Drum und Dran des Sports. Das schroffe Glockenzeichen vor und nach den Runden war ganz nett. Sie sah auch neugierig zu, wenn die Boxer sich nach den Runden über die Schemel aus- streckten und abwaschen ließen, und dann gefiel ihr der Lärm. Es war Leben und Leidenschaft in den Pfiffen und Zurufen.42 Susanne, die ihr „Temperament unter einem Panzer von Eis“43 verbirgt, wird dann später von den Ereignissen im Ring doch noch mitgerissen. Boxen beginnt sich früh als ein Symbol des Spektakulären zu etablieren, das besondere Formen der Öffentlichkeit erzeugt. Peter, den Breitbach dem Schwergewichtler Hans Breitensträter nachmodelliert44, gewinnt den Kampf und wird „Knock-out-Sie- ger über den Champion der amerikanischen Armee“45: Die Langeweile verflog allmählich wieder. Es gab doch allerlei erregende Augen- blicke, und Blut floß auch. Das war während des dritten Kampfes. Die allgemeine Erregung riß sie langsam mit. Sie fing wieder an, die Schläge zu verfolgen. Es war ja ganz gleichgültig, ob sie etwas davon verstand oder nicht. Aufregend war es letz- ten Endes doch. Und einmal, als ein Amerikaner in den Seilen landete und nicht mehr hochkam, sprang sie sogar von ihrem Stuhl auf. 46 Zu der rauschhaften Feier, mit der das Sportzeitalter zu Beginn des 20. Jahr- hunderts begrüßt wird, strömt bald auch ungeladenes Publikum herbei; die Sti- lisierung des Boxens zu einem Zirkus höchster Rangordnung, so scheint Joseph Breitbach in Die Wandlung der Susanne Dasseldorf suggerieren zu wollen, war von Anbeginn auch schiere Phantasmagorie. Peters Familie betritt die Box arena, im Roman verächtlich als die „Heckers“47 bezeichnet und demgemäß grell aus- staffiert – Federboa, brauner Seidenmantel und Sommerhut mit Federn und, der Sommerhitze zum Trotz, schwerem Weißfuchs.48 Ob Susanne diese Gesell- schaft peinlich sei, wird die Heldin gefragt. „I wo, Sport ist Sport“49, bekennt sich Susanne zur anbrechenden Pseudoreligion der Epoche. 42 Ebd., S. 484 (Hervorh. im Orig.) 43 Ebd., S. 453 44 Vgl. Plettenberg-Serban, Mettmann 2006, S. 380 45 Breitbach 2006, S. 489 46 Ebd., S. 485 47 Ebd., S. 482 48 Vgl. ebd. 49 Vgl. ebd. 168 | Teil II. Im Moderne-Labor
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FAUST UND GEIST Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
Titel
FAUST UND GEIST
Untertitel
Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
Autor
Wolfgang Paterno
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20545-6
Abmessungen
16.1 x 25.5 cm
Seiten
446
Schlagwörter
Literature, Sport, Boxing, Weimar Republic, Cultural Studies, Literatur, Sport, Boxen, Weimarer Republik, Kullturhistorie
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Grundlagen 15
  2. Kritikpunkte: Propagierungsmaschinerie 21
  3. Fokussierung: Recherchewege und Kapitelüberblick 29
  4. Vorstellung der Methode: Dispositiver Gefechtsraum 32
  5. Forschungsberichte: Lückenhafte Spurenlage 45
  6. Haupt- und Nebenschauplätze: Epochensymptom 53
  7. Ringfeldsichtung 113
  8. Kraft- und Körperkulte: Boxsport-Mode im Unterhaltungsroman 118
  9. Box-Demontage: Faustkampf in der elaborierten Erzählliteratur 160
  10. „Zeitfigur“ im Ring: Brechts Diskurserweiterungen 237
  11. Primat der Reflexion: Musils Reorganisation des Boxens 304
  12. ZUSAMMENFASSUNG 389
  13. ANHANG
  14. Bibliografie 402
  15. Bildnachweis 438
  16. Dank 439
  17. Namensregister 440
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