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FAUST UND GEIST - Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
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an. In listiger Wendung koppelt Brecht den Komplex des Boxens endlich an das Konzept der Belohnung: das Hauen und Schlagen als „Stimmungsbarometer oder Ablassventil für gute Laune“36. Brecht steckt in Das Renommee, Das Elefantenkalb, Gedenktafel für zwölf Welt- meister, Das wirkliche Leben des Jakob Gehherda und in Der Kinnhaken und Der Lebenslauf des Boxers Samson-Körner erzählt von ihm selber, aufgeschrieben von Bert Brecht sowie in Essays und Skizzen wie Die Krise des Sportes und Das Theater als sportliche Anstalt diskursive Felder ab, auf denen er den Status quo des Faustsports zu klären sucht. Ökonomische und soziale Zusammenhänge spielen dabei ebenso eine Rolle wie Epochenpsychologie und die „sozialpsychologische Dimension“37. Brecht arbeitet sich mit Hilfe des Boxens nicht vorrangig an von Muskeln gebläh- ten Körpern der Athleten ab, sondern an der Erweiterung des epochenspezifischen Verständnishorizonts. Dem Sport belässt er zugleich seine opalisierend-spekta- kelhafte Wirkkraft; im Gegensatz zum kollektivistischen Box-Euphorie-Axiom entzieht er den Duellkampf simpler Bewertung. Er rückt nicht die Tätigkeit des Boxens in den Vordergrund, sondern jene „Mechanismen der Gesellschaft“ 38, die beim Boxen „am offenkundigsten wirken“39. Der Boxer erscheint nicht mehr süchtig nach seinem Sport, nicht mehr wie der Hamster nach dem Rad. Brechts Literatur über das Boxen bildet in Foucaultscher Terminologie jenes Netz von Differenzen aus, „dessen verschiedene Punkte gleichen Abstand von ihren jewei- ligen Nachbarn haben und sich im Verhältnis zu allen Übrigen in einem Raum befinden, der sie zugleich aufnimmt und voneinander trennt“40. 1. Brechts Denkprogramm: Boxen Brecht operiert mit einem nach unterschiedlichen Richtungen hin offenen Sport- begriff. Den Kauf und das Lenken eines Automobils – in den 1920er-Jahren das mit industrialisierter Moderne schlechthin assoziierte Fortbewegungsvehikel – nimmt Brecht selbstredend sportiv in Angriff41; 1926 nominiert „das Enfant ter- rible“42 in einer Umfrage zum besten Buch des Jahres die Autobiografie Wie ich um die Welt schwamm des schwedischen Schwimmidols Claes Arne Borg43, und 36 Witt 1996, S. 206 37 Müller 1980, S. 76 38 Meinhardt 1996, S. 135 39 Ebd. 40 Foucault 2001, S. 672 41 Vgl. Witt 1996, S. 211; Schütz 1986, S. 17 42 Schütz 1986, S. 17 43 Vgl. Brecht 1992j, S. 176 243 „Zeitfigur“ im Ring: Brechts Diskurserweiterungen  |
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FAUST UND GEIST Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
Titel
FAUST UND GEIST
Untertitel
Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
Autor
Wolfgang Paterno
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20545-6
Abmessungen
16.1 x 25.5 cm
Seiten
446
Schlagwörter
Literature, Sport, Boxing, Weimar Republic, Cultural Studies, Literatur, Sport, Boxen, Weimarer Republik, Kullturhistorie
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Grundlagen 15
  2. Kritikpunkte: Propagierungsmaschinerie 21
  3. Fokussierung: Recherchewege und Kapitelüberblick 29
  4. Vorstellung der Methode: Dispositiver Gefechtsraum 32
  5. Forschungsberichte: Lückenhafte Spurenlage 45
  6. Haupt- und Nebenschauplätze: Epochensymptom 53
  7. Ringfeldsichtung 113
  8. Kraft- und Körperkulte: Boxsport-Mode im Unterhaltungsroman 118
  9. Box-Demontage: Faustkampf in der elaborierten Erzählliteratur 160
  10. „Zeitfigur“ im Ring: Brechts Diskurserweiterungen 237
  11. Primat der Reflexion: Musils Reorganisation des Boxens 304
  12. ZUSAMMENFASSUNG 389
  13. ANHANG
  14. Bibliografie 402
  15. Bildnachweis 438
  16. Dank 439
  17. Namensregister 440
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