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FAUST UND GEIST - Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
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kampf –, zentralen Denk- und Handlungsparadigmen des zeitgenössisch-spor- tiven Lebensmodells, wird im Lebenslauf nahezu bagatellisiert. Samson-Körners erster Faustkampflehrer – „Das war der Neger Kongo. Dieser Schwarze war ein richtiger Boxer, ziemlich der erste, mit dem ich näher zusammenkam“258 – er- weist sich in absehbarer Zeit als Negativfigur innerhalb des boxsportlichen Felds: Kongo tritt, so unvermittelt wie überfallsartig, als ein offensichtlich am Alkoholismus leidender Kleinganove auf, einer Welt von Korruption und Ver- brechen entstammend259: Er teilte sein Leben nur nach Trinkzeiten ein. Alles andere vergaß er, die Zeiten seiner Besoffenheit aber hob er sich in seinem Gedächtnis auf. Er konnte sich nicht erinnern, was in einem bestimmten Jahr gewesen war, wo er gearbeitet, wo er geboxt, wo er gewohnt hatte.260 Kongo neigt außerdem zu Übertreibungen und Lügen, die Boxern zwar nicht fremd sind – vom Superlativischen und Großsprecherischen lebt dieser Sport bis heute –, die Kongo jedoch spürbar überstrapaziert; Samson-Körner berichtet im Lebenslauf: Und ich glaube nicht, daß er einen da anlog, was das Trinken betrifft, obgleich er in allen Dingen fürchterlich log. Er hätte einem in vollem Ernst erzählen können, daß ihm ein Haifisch seinen linken Arm weggebissen habe, und wenn diejenigen, die gerade zuhörten, ihm seinen gesunden linken Arm gezeigt hätten, sagen kön- nen:  „Ja, das ist eigentümlich, meint ihr nicht auch?“261 Ausgerechnet Kongo macht Samson-Körner mit den Ökonomien von Kraft, Körper und Konzentration vertraut, die in Form des Faustkämpfens Lebens- glück garantieren sollen: „Er zeigte mir zum erstenmal das Boxen.“262 Der spä- tere Schwergewichtsmeister und Deutschland-Heimkehrer Samson, der 1922 im Duell um die Boxerkrone seinen Gegner, den amtierenden Deutschland- meister Hans Breitensträter, in der 9. Runde überraschend zu Boden schickt263, wird, auf die einfachste Formel gebracht, vom Halunken Kongo in die Grund- lagen des boxsportlichen Könnens eingewiesen. Die autobiografischen Be- 258 Brecht 1997b, S. 234 (Hervorh. im Orig.) 259 Vgl. ebd., S. 235 260 Ebd. 261 Ebd. 262 Ebd. 263 Vgl. Behrendt 1990, S. 86; Faktor 1994, S. 229 271 „Zeitfigur“ im Ring: Brechts Diskurserweiterungen  |
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FAUST UND GEIST Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
Titel
FAUST UND GEIST
Untertitel
Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
Autor
Wolfgang Paterno
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20545-6
Abmessungen
16.1 x 25.5 cm
Seiten
446
Schlagwörter
Literature, Sport, Boxing, Weimar Republic, Cultural Studies, Literatur, Sport, Boxen, Weimarer Republik, Kullturhistorie
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Grundlagen 15
  2. Kritikpunkte: Propagierungsmaschinerie 21
  3. Fokussierung: Recherchewege und Kapitelüberblick 29
  4. Vorstellung der Methode: Dispositiver Gefechtsraum 32
  5. Forschungsberichte: Lückenhafte Spurenlage 45
  6. Haupt- und Nebenschauplätze: Epochensymptom 53
  7. Ringfeldsichtung 113
  8. Kraft- und Körperkulte: Boxsport-Mode im Unterhaltungsroman 118
  9. Box-Demontage: Faustkampf in der elaborierten Erzählliteratur 160
  10. „Zeitfigur“ im Ring: Brechts Diskurserweiterungen 237
  11. Primat der Reflexion: Musils Reorganisation des Boxens 304
  12. ZUSAMMENFASSUNG 389
  13. ANHANG
  14. Bibliografie 402
  15. Bildnachweis 438
  16. Dank 439
  17. Namensregister 440
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