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Nach 1918
FAUST UND GEIST - Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
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Ergebnis von Meinkes Duell: „Er wurde in der zweiten Runde k. o. geschlagen. Hatten Sie etwas anderes erwartet?“282 So kommentiert der Erzähler spöttisch den symbolischen Kursverfall des Boxens auf dem nervösen Weimarer Kapital- markt des Existenziellen. Panoramablick auf das Boxen: Diskursoffenheit In seinen Schriften legt Brecht das Boxen als eine diskursoffene Kampfsportart mit sozialpolitischen und ökonomischen Echoeffekten an; dem Sport im Ring eröffnet der Autor zusätzliche Dimensionen. In Brechts boxliterarischen Texten spiegeln sich, wie bereits oben erwähnt, spezifische Segmente des Weimarer Le- bensgefühls, offen sichtbare wie verborgene. Im Boxen mit seinen „überschauba- re[n] Kampfformen“283 schimmern auch stets die „verdeckten, aber rüden Regeln der kapitalistischen Gesellschaft“284 durch: „Den höchsten Kurswert hat der bru- talste und primitivste Sport, der Faustkampf“285, hält Helmut Wagner in Sport und Arbeitersport fest. „In ihm verdichtet sich die kapitalistische Sportauffassung und Sportgesinnung zum Abbild der kapitalistischen Welt überhaupt:  Mann gegen Mann, Faust gegen Faust.“286 Boxen als artistische Darbietung bildet also einen zentralen „Ausgangspunkt des kapitalistischen Zuschauersports“287. Brecht treibt diesen Aspekt bis zum äußersten Punkt voran. Freddy Meinkes Aufstiegs- und Untergangsgeschichte scheint beispielsweise von klassenkämp- ferischen Konkreta bestimmt. Jan Knopf hält im Brecht-Handbuch fest: Freddys Niedergang beginnt in dem Moment, wo er sich nicht mehr auf den Kampf konzentriert, sondern sich eine bürgerliche Existenz zuzulegen sucht. In- dem sich Freddy im Bürgertum einrichtet, unterwirft er sich der gängigen Nivel- lierung, ist die konzentrierte Kraft der allgemeinen Verflachung des Alltäglichen ausgesetzt. Was sich unmittelbar vor dem Kampf – Freddy will unbedingt ein Bier trinken, was ihm sein Manager verbietet – in einer scheinbaren Nebensächlichkeit offenbart, ist nur die Bewusstwerdung dessen, was schon vorbereitet ist:  ein richti- ger Kämpfer und Boxer kann keine bürgerliche Existenz führen.288 282 Ebd. 283 Knopf 1996b, S. 67 284 Ebd. 285 Wagner 1973, S. 117 286 Ebd. 287 Ebd., S. 119 288 Knopf 1996b, S. 247 274 | Teil II. Im Moderne-Labor
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FAUST UND GEIST Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
Titel
FAUST UND GEIST
Untertitel
Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
Autor
Wolfgang Paterno
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20545-6
Abmessungen
16.1 x 25.5 cm
Seiten
446
Schlagwörter
Literature, Sport, Boxing, Weimar Republic, Cultural Studies, Literatur, Sport, Boxen, Weimarer Republik, Kullturhistorie
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Grundlagen 15
  2. Kritikpunkte: Propagierungsmaschinerie 21
  3. Fokussierung: Recherchewege und Kapitelüberblick 29
  4. Vorstellung der Methode: Dispositiver Gefechtsraum 32
  5. Forschungsberichte: Lückenhafte Spurenlage 45
  6. Haupt- und Nebenschauplätze: Epochensymptom 53
  7. Ringfeldsichtung 113
  8. Kraft- und Körperkulte: Boxsport-Mode im Unterhaltungsroman 118
  9. Box-Demontage: Faustkampf in der elaborierten Erzählliteratur 160
  10. „Zeitfigur“ im Ring: Brechts Diskurserweiterungen 237
  11. Primat der Reflexion: Musils Reorganisation des Boxens 304
  12. ZUSAMMENFASSUNG 389
  13. ANHANG
  14. Bibliografie 402
  15. Bildnachweis 438
  16. Dank 439
  17. Namensregister 440
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