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Nach 1918
FAUST UND GEIST - Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
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soviel Sums“350 mache. „In einer Stunde sollte die Sache steigen“351, verkündet darauf der Erzähler in der Art eines showgemäßen Countdowns den avisierten Auftakt von Meinkes Meisterschaftsgefecht – dessen Beginn durch den Besuch der Spelunke gleichsam unterbunden wird: Es war natürlich falsch, sich hier hereinzusetzen. Sie sehen ja, wie rauchig und dumpf diese Budike ist, aber Freddy hatte Lust dazu, und er hielt gar nichts von Leuten, die ihrer Lunge wegen auf jedes Märzlüftchen aufpassen mußten. Kurz und gut, wir saßen da in einem Dunst, durch den man mit einer Dampfsäge nicht gekommen wäre.352 Meinke bewährt sich nicht als Boxer im Ring. Er verrennt sich geradezu in Alkohol- und Gedankennebeln, im Dämmerlicht der Säuferschenke. „Freddy bekam Lust, ein Glas Bier zu trinken. Er rief auch tatsächlich den Ober.“353 Einspruch dagegen erhebt allein Meinkes Manager Kampe, der mit Freddy am Tisch der Kellerei sitzt. Kampe „sagte energisch, das sei heller Wahnsinn, jetzt vor dem Kampf;  er könne eher Schuhnägel essen als Bier trinken.“354 Vor Mein- kes Meisterschaftsduell findet „ein innerer Kampf“355 statt, den Brecht wie eine schwer übersetzbare Hieroglyphe wirken lässt: Freddy murmelte „Unsinn“, ließ aber den Ober wieder weggehen. […] Freddy las in einem Abendblatt. Ich hatte den Eindruck, daß er hinter seinem Anzeigenteil sich immer noch mit dem Bier beschäftigte, genauer gesagt, mit seinem Wunsch nach Bier.356 Wenig später lässt das Verlangen nach Zigaretten Meinke zudem „entsetzlich mürrisch“357 werden. Durch ein spezielles boxerisches Gegenprogramm, das durch Alkohol und Rausch, weniger durch Athletik und Askese bestimmt ist, demaskiert Brecht die neusachlich-sportliche Vernunftideologie. Der Erzähler im Kinnhaken konstatiert, er „glaube“358, Meinke habe zu diesem Zeitpunkt den Siegeswillen bereits verloren gehabt. An die Stelle einer auf Fakten basierenden 350 Ebd. 351 Ebd. 352 Ebd. 353 Ebd., S. 208 354 Ebd. 355 Extra 2006, S. 193 356 Brecht 1997a, S. 208 357 Ebd. 358 Vgl. ebd., S. 206 282 | Teil II. Im Moderne-Labor
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FAUST UND GEIST Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
Titel
FAUST UND GEIST
Untertitel
Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
Autor
Wolfgang Paterno
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20545-6
Abmessungen
16.1 x 25.5 cm
Seiten
446
Schlagwörter
Literature, Sport, Boxing, Weimar Republic, Cultural Studies, Literatur, Sport, Boxen, Weimarer Republik, Kullturhistorie
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Grundlagen 15
  2. Kritikpunkte: Propagierungsmaschinerie 21
  3. Fokussierung: Recherchewege und Kapitelüberblick 29
  4. Vorstellung der Methode: Dispositiver Gefechtsraum 32
  5. Forschungsberichte: Lückenhafte Spurenlage 45
  6. Haupt- und Nebenschauplätze: Epochensymptom 53
  7. Ringfeldsichtung 113
  8. Kraft- und Körperkulte: Boxsport-Mode im Unterhaltungsroman 118
  9. Box-Demontage: Faustkampf in der elaborierten Erzählliteratur 160
  10. „Zeitfigur“ im Ring: Brechts Diskurserweiterungen 237
  11. Primat der Reflexion: Musils Reorganisation des Boxens 304
  12. ZUSAMMENFASSUNG 389
  13. ANHANG
  14. Bibliografie 402
  15. Bildnachweis 438
  16. Dank 439
  17. Namensregister 440
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