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FAUST UND GEIST - Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
Seite - 308 -
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und einem weiteren, das komplexe Interdependenzgeflecht Ulrichs aus dem Mann ohne Eigenschaften zum Faustsport darlegenden Unterpunkt, bevor Faust und Geist in einer Zusammenfassung der Einzelalysen zu ihrem Ende kommt. Schritt eins beleuchtet die Außendiskurse des Sportlichen bei Musil – Sport- mode, Sportreligion, Sportarenen; Schritt zwei dringt in die Innendiskurse des Sports vor, die, was beispielsweise den Körper und die Trainingsroutinen betrifft, paradox von außen nach innen wirken; Schritt drei ist schließlich der Versuch, Innen und Außen in einer psychotechnischen Synthese aufgehen zu lassen, und zwar nicht in willkürlicher Methode, sondern im Gefolge von Musils vitalem Denken über Boxen, mit Ulrich aus dem Mann ohne Eigenschaften als einem beispielhaften Daseinssportler des modernen Lebens. 1. Musil und der zeitgenössische Sportdiskurs In der Notiz Die Akademie von Dünkelshausen, in der Musil in seinem Tagebuch die Angliederung der Sektion für Dichtung in die Preußische Akademie der Künste kritisiert21, entwirft der Autor von sich selbst das Porträt einer raumgreifenden Persönlichkeit von autoritärem Ausdruck, der Zwanghaftes wie Fremdgesteuer- tes implantiert scheint: „Muskulös, trainiert, aggressiv, aber dabei nervös, labil, zu hysterischen Mechanismen geneigt.“22 Musil fügt spitz die Bemerkung an: „Ei- gentlich, horribile dictu, mein eigener Typ.“23 Der knappe Dünkelshausen-Eintrag reizt die Kulturwissenschaft bisweilen zu voreilig pathologischen Befunden: „Es handelt sich bei Musils Theorie, sportliche Leistung gelinge nur bei Ausschal- tung des Bewusstseins, um eine Unifikation, eine unzulässige Verallgemeinerung eines Neurotikers.“24 Der nun folgende Abschnitt dient denn auch dazu, einer Musil-Forschung, die ihre Schwerpunkte, offen oder verdeckt, auf vage Biografik legt, einen Riegel vorzuschieben und dabei jene Tendenzen sichtbar werden zu lassen, die allenfalls im „Vorfeld der Forschung“25 anzusiedeln sind. Im Gegensatz zu Brechts Selbststilisierung als ein „Trendsetter“26 des Boxens, der mit medialer Effizienz, zirzensischer Repräsentationsmöglichkeit und antibürgerlichem Sozi- alprestige sein Spiel treibt, zeichnet sich Musils Hinwendung zum Faustkampf durch reservierte Skepsis aus, sowohl in literarischer wie biografischer Hinsicht.27 21 Vgl. ebd., S. 677f 22 Ebd., S. 684 23 Ebd., S. 684 24 Baur 1980, S. 103 25 Heydebrand 1982, S. 3 26 Lindner 1994, S. 160 27 Die Wortsuche in der digitalen Klagenfurter Ausgabe im Bereich der „Lesetexte“ ergibt fol- 308 | Teil II. Im Moderne-Labor
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FAUST UND GEIST Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
Titel
FAUST UND GEIST
Untertitel
Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
Autor
Wolfgang Paterno
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20545-6
Abmessungen
16.1 x 25.5 cm
Seiten
446
Schlagwörter
Literature, Sport, Boxing, Weimar Republic, Cultural Studies, Literatur, Sport, Boxen, Weimarer Republik, Kullturhistorie
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Grundlagen 15
  2. Kritikpunkte: Propagierungsmaschinerie 21
  3. Fokussierung: Recherchewege und Kapitelüberblick 29
  4. Vorstellung der Methode: Dispositiver Gefechtsraum 32
  5. Forschungsberichte: Lückenhafte Spurenlage 45
  6. Haupt- und Nebenschauplätze: Epochensymptom 53
  7. Ringfeldsichtung 113
  8. Kraft- und Körperkulte: Boxsport-Mode im Unterhaltungsroman 118
  9. Box-Demontage: Faustkampf in der elaborierten Erzählliteratur 160
  10. „Zeitfigur“ im Ring: Brechts Diskurserweiterungen 237
  11. Primat der Reflexion: Musils Reorganisation des Boxens 304
  12. ZUSAMMENFASSUNG 389
  13. ANHANG
  14. Bibliografie 402
  15. Bildnachweis 438
  16. Dank 439
  17. Namensregister 440
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