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Nach 1918
FAUST UND GEIST - Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
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zess der Aufklärung konstituiert und mit einem „Körperselbstgefühl“109 unhin- terfragter „Einheit“110 ausgestattet, sieht sich den Zergliederungstendenzen der Zeit ausgesetzt: Musil reagiert auf das „Faktum einer zerbrochenen Wirklich- keit“111, die sich nicht „zum Ganzen“112 fügen lässt. „Die Metapher des nicht zu schließenden Kreises durchzieht das Werk Musils wie ein roter Faden“113; die Zeitmentalitäten und Lebensumstände sind flächendeckender Zersplitterung ausgesetzt. „Die Zeit des Ichs“, notiert Musil im Februar 1932 in sein Tagebuch, „muß zu Grabe getragen werden.“114 Im Mann ohne Eigenschaften legt der Autor die „Auflösung des anthropozentrischen Verhaltens“115 ausführlich dar. Wahr- scheinlich sei der Prozess der Auflösung dieser Art des Auftretens, so Musil, das den Menschen so lange Zeit für den Mittelpunkt des Weltalls gehalten hat, aber nun schon seit Jahrhunderten im Schwinden ist, endlich beim Ich selbst an- gelangt; denn der Glaube, am Erleben sei das wichtigste, daß man es erlebe, und am Tun, daß man es tue, fängt an, den meisten Menschen als eine Naivität zu er- scheinen. Es gibt wohl noch Leute, die ganz persönlich leben; sie sagen „Wir waren gestern bei dem und dem“ oder „Wir machen heute das und das“, und ohne daß es sonst noch Inhalt und Bedeutung zu haben brauchte, freuen sie sich darüber.116 Als „Beute einer Leidenschaft“117 verfangen und sammeln sich die heterogenen diskursiven Elemente in Musils solcherart aufgespanntem Kohlweißling-Ke- scher, den er im Vortrag Über die Dummheit projektiert hat. In Durch die Brille des Sports verkündet er zugleich in der Tonlage des Ironischen, dass er „das Verlangen nach einer philosophischen Begründung der Jetztzeit, wenn es auch wahrscheinlich überall vorhanden ist, doch nicht zu sehr ermüden“118 dürfe. Musil probt das Ineinander unterschiedlicher Diskursstränge in den populären Sportarten und Freizeitangeboten seiner Zeit in nicht hierarchisierter Ordnung, dafür aber in diskurskritischem Verfahren. Gemächliches Gehen im Naturerho- lungsgebiet des Wiener Praters veranlasst den Autor in Als Papa Tennis lernte zu 109 Ebd. 110 Ebd. 111 Zaunschirm 1982, S. 204 112 Ebd. 113 Ebd., S. 210 114 Musil 1976a, S. 823 115 Musil 1989a, S. 150 116 Ebd. 117 Ebd., S. 42 118 Musil 1978e, S. 794 318 | Teil II. Im Moderne-Labor
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FAUST UND GEIST Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
Titel
FAUST UND GEIST
Untertitel
Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
Autor
Wolfgang Paterno
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20545-6
Abmessungen
16.1 x 25.5 cm
Seiten
446
Schlagwörter
Literature, Sport, Boxing, Weimar Republic, Cultural Studies, Literatur, Sport, Boxen, Weimarer Republik, Kullturhistorie
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Grundlagen 15
  2. Kritikpunkte: Propagierungsmaschinerie 21
  3. Fokussierung: Recherchewege und Kapitelüberblick 29
  4. Vorstellung der Methode: Dispositiver Gefechtsraum 32
  5. Forschungsberichte: Lückenhafte Spurenlage 45
  6. Haupt- und Nebenschauplätze: Epochensymptom 53
  7. Ringfeldsichtung 113
  8. Kraft- und Körperkulte: Boxsport-Mode im Unterhaltungsroman 118
  9. Box-Demontage: Faustkampf in der elaborierten Erzählliteratur 160
  10. „Zeitfigur“ im Ring: Brechts Diskurserweiterungen 237
  11. Primat der Reflexion: Musils Reorganisation des Boxens 304
  12. ZUSAMMENFASSUNG 389
  13. ANHANG
  14. Bibliografie 402
  15. Bildnachweis 438
  16. Dank 439
  17. Namensregister 440
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